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Checkliste: Zehn Schritte zur digitalen Transformation

02.02.2015 Unternehmen mit neuartigen Geschäftsmodellen, smarten Produkten und integrierten Dienstleistungen hinterfragen und verändern aktuell bestehende Marktstrukturen. Wollen etablierte Unternehmen klassischer Wirtschaftszweige künftig konkurrenzfähig bleiben, heißt es, den digitalen Wandel durch eigene Transformationsanstrengungen aktiv selbst zu gestalten. Tim Neugebauer ‘Tim Neugebauer’ in Expertenprofilen nachschlagen , Senior Digital Business Consultant des Beratungshauses DMK-Innovations zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser , hat eine Checkliste zusammengefasst, die Unternehmen helfen soll, ihre Prozesse an den digitalen Wandels anzupassen.

Digitale Transformation: Unternehmen müssen jetzt selbst aktiv werden (Bild: Xenia B./pixelio.de)
Bild: Xenia B./PIXELIO
Digitale Transformation: Unternehmen müssen jetzt selbst aktiv werden
Deutschland ist ein Land der Controller, Risikominimierer und Effizienzsteigerer. Nicht, dass dies grundsätzlich schlecht wäre. Es gehört zu jeden gut laufenden 'Performance Engine', ihn immer weiter zu optimieren. So lange der Motor Deutschland noch industriegetrieben auf Hochtouren läuft und die Wachstums- und Stabilitätssäule ganz Europas ist, wird diesem Modell jedoch alles untergeordnet. Nur so ist es zu erklären, dass die Digitalisierung und die daraus entstehenden Modelle des Digital Business in Deutschland zwar wahrgenommen, aber nur in geringem Maße aufgegriffen werden und unternehmerisch lediglich im relativ abgegrenzten Ökosystem der Berliner Digitalavantgarde gedeihen können.

Zwar wurde niemals zuvor so viel über Gründergeist und Veränderungsnotwendigkeit geschrieben. Keine Konferenz, kein Fachvortrag kommt noch ohne 'Digital Disruption' oder 'Digital Transformation' aus. Doch während digitale Start-ups die urbanen Metropolen als ihr Testfeld zur Gestaltung einer smarten Zukunft betrachten, reagieren die Etablierten mit Phlegma.

Die kontinuierliche Verbesserung ist sicherlich eine legitime Form unternehmerischen Handelns. Durch Prozessoptimierungen werden Arbeitsabläufe schneller, weniger fehlerbehaftet und günstiger. Produkte und Dienstleistungen werden auf bestehender Basis weiter optimiert, etwa durch die Anreicherung mit zusätzlichen Funktionalitäten. Beschränkt man sich jedoch auf dieses Vorgehen, ist das im digitalen Zeitalter ein probates Mittel, um das eigene Unternehmen oder Geschäftsmodell überflüssig zu machen.

Wenn Unternehmen ihre Ressourcen nur auf die Optimierung des Status quo ausrichten, bleibt zu wenig Raum für die Auseinandersetzung mit den tiefergehenden Chancen und Risiken der technologisch induzierten Veränderung. Die Auseinandersetzung ist in Anbetracht der immensen Reichweite der Digitalisierung jedoch dringend notwendig. Denn die revolutionierende Kraft des Digital Business erfasst heute tatsächlich alle Branchen.

Diese 10 Schritte bringen Sie auf den richtigen Weg:


1.Das Web ist die Infrastruktur, der Browser die Plattform

Grundlage des digitalen Wandels sind die allzeitige, globale Verfügbarkeit von Daten durch das Internet und der über Browser erfolgende Zugriff auf diese Daten. Diesem System aus Infrastruktur und dazugehörigen Plattformen müssen sich zukünftig nicht nur Software, sondern auch Produkte, Unternehmensprozesse und Geschäftsmodelle unterordnen, wenn sie sinnvoll eingesetzt bzw. gegenüber der Konkurrenz erfolgreich sein sollen. Kurz: Nur wer letztlich alles auf die Struktur des Webs ausrichtet, bleibt am Markt.


2.Die Digitalisierung als Chance begreifen

Die Digitalisierung verändert unser aller Verhalten, als privater Konsument wie auch als Geschäftskunde. Die Digitalisierung schafft neue Nutzungsmöglichkeiten für Bestehendes, aber auch Raum für gänzlich Neues. Der Versandhandel hat sich etwa vom Katalog- zum digitalen Onlinehandel entwickelt. Dank flexibler Fertigungsmethoden wie 3D-Druck und leistungsfähigen Produkt-Konfiguratoren können Onlinehändler heute aber erstmals vollständig individualisierte "Massen"-Produkte vertreiben, den Großhandel umgehen und selbst Hersteller werden. Die Digitalisierung eröffnet also Chancen und Herausforderung zugleich. Abwenden lässt sie sich nicht. Ein Motto muss also heißen: Chancen begreifen und ergreifen.


3.Ideenbildung und Kreativität fördern

Um etwas gänzlich Neues zu schaffen, benötigt man entsprechende Ideen und kreative Lösungswege. Man muss abseits eingefahrener Wege denken. Etablierte, unflexible Standardentwicklungsprozesse wie die Wasserfallmethode eignen sich dazu nicht. Am ehesten kommen Unternehmen hier durch die intensive, wissensgetriebene Kooperation crossfunktionaler Teams zu wahrhaft innovativen Ansätzen. Deshalb gilt es, Funktionssilos im Unternehmen abzubauen, um Mitarbeiter und ihr Wissen zu vernetzen.


4.Innovationsprozesse etablieren


Digital Business Transformation ist eine Innovationsaufgabe. Um sowohl die gewonnenen Ansätze weiterzuentwickeln, als auch um eine nachhaltige Basis für eine Transformation zu schaffen, müssen diese Aufgaben als Innovationsprozess etabliert und gemanagt werden. Dazu gilt es, die optimale Balance zwischen Regeln und Freiheiten zu finden, und das jeweils individuell nach den Bedürfnissen des Unternehmens, der Mitarbeiter und den Anforderungen ihres Arbeitsalltags. Hilfreiche Orientierung bieten hier Prozess-Modelle wie Stage-Gate oder besser noch Elemente aus originär digitalen Methoden wie dem Lean Startup, dem Design Thinking bzw. dem klar dienstleistungsbezogenen Service Design. Was diese Methoden verbindet, ist ein nutzerzentriertes, kooperatives Konzeptions- und Entwicklungs-vorgehen und das permanente Überprüfen der Annahmen und erzielten Ergebnisse.


5.Innovationskultur aufbauen

Kreativität fördern und Innovationsprozesse einführen ist notwendig, aber noch nicht hinreichend. Ohne eine vom Top- Management vorgelebte Innovationskultur bleiben diese Maßnahmen erfahrungsgemäß wirkungslos. Denn nur dort, wo die digitale Transformation gewollt ist, findet sie auch statt. Es ist die Aufgabe der Unternehmensführung, traditionelle und digitale Erfahrungswelten im Unternehmen produktiv zu vereinen. Kurz: 'Nerds' und 'Normalos' auf gleicher Ebene zusammenzubringen. Zu einer Innovationskultur gehören außerdem Gestaltungsfreiheiten für die Mitarbeiter sowie das Eingeständnis, dass jeder Fehler machen kann und darf. Nur wer den Mut zum Scheitern hat, geht auch nötige Risiken ein.


6.Offenheit leben und (Zwischen-)Ergebnisse teilen

Frei nach Edison 'Innovation ist ein Prozent Inspiration, 99 Prozent Transpiration' sind Ideen ein wichtiger Faktor, aber eben nur der Ausgangspunkt. Der Rest ist harte Arbeit, die am besten kooperativ und in Netzwerken geleistet wird - auch über Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg. Für letzteres bietet der Cross Industry-Ansatz eine strategische Handlungsoption. Die Basis dazu können nur eine offene Unternehmenskultur und offene Innovationsprozesse sein, in denen die Ergebnisse auch mit anderen geteilt werden.


7.Ressourcen bereitstellen

Nichts ist umsonst! Das gilt auch für die digitale Transformation. Veränderung und Innovation kosten Geld, be- nötigen Zeit, Personal und Betriebsmittel. Um die eigenen Ziele zu erreichen, müssen Unternehmen daher auch die entsprechenden Ressourcen bereitstellen. Es muss jedem klar sein, das Digital Business Transformation kein kleines Nebenprojekt sein kann, das einige Mitarbeiter mal so nebenbei stemmen. Es ist eine zentrale Aufgabe des ganzen Unternehmens und benötigt eine festinstallierte personelle Plattform - gefragt sind also "dedicated teams".


8.Lerneffekte anstatt monetärer Ergebnisse erwarten

Ein häufig auftretendes Problem bei der digitalen Transformation sind überzogene und starre Erfolgserwartungen. Das Management sollte also nicht sofort und ausschließlich auf die Zahlen schauen. Denn wie heißt es so schön: "No business plan survives first contact with a customer." Viel wichtiger ist die Lernkurve des Unternehmens: Wie reagiert der Markt? Welche Annahmen haben sich bestätigt, welche nicht? Lässt sich die Neuerung weiterentwickeln oder muss gegebenenfalls auf Grundlage der Lerneffekte vollkommen umgesteuert werden?


9.Iteration anstatt fixer Plan

Belastbare, intelligente Lerneffekte können sich aber nur einstellen, wenn getroffene Annahmen methodisch als Hypothesen formuliert und anhand klarer Kriterien am Markt überprüft werden. Die Ergebnisse oder Schlussfolgerungen fließen dann in den nächsten Prozess ein. Ein Projektvorgehen, das sich kontinuierlich wiederholen muss (Iteration). Auch vor diesem Hintergrund ist der Nutzen von Innovationsmodellen und Entwicklungsmethoden wie Lean Startup, Scrum, Design Thinking oder Service Design so hoch einzuschätzen. Sie sind allesamt iterative Methoden. Für den gesamten Innovationsprozess sollte man sich zudem die Loose/Tight-Empfehlung des Innovationsmanagements zu Herzen nehmen: Je jünger das Innovationsprojekt, desto weniger Regelung und budgetäre Zielvorgaben - je konkreter und reifer, umso mehr Planung und Prozess.


10.Erfolge feiern

In der Regel lassen sich digitale Transformationsprojekte nicht sofort mit den Zahlen etablierter Geschäftsfelder vergleichen. Aber zum einen sind schon überschaubare monetäre Ergebnisse ein positives Signal. Zum anderen lassen sich Erfolge auch anders messen. Selbst ein "gescheitertes" Projekt kann im Rahmen einer Digital Business Transformation äußerst erfolgreich sein, wenn man aus ihm die entsprechenden Lehren ziehen kann - was ja nur eine Frage der Vorbereitung und des Projektvorgehens ist. Da jeder Wandel auch immer eine emotionale Anstrengung für alle Beteiligten ist, sollten Unternehmen die Erfolge auf dem Weg zur digitalen Transformation außerdem gebührend feiern. Wie das am besten gelingt, sollten sie jedoch selbst am besten wissen.

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