Natur, nicht so einfach zu verarbeiten wie am Monitor. Steven Broschart: „Die Suchmaschine muss sich auf ein relevantes Ergebnis fokussieren. Ist dies nicht möglich, so muss eine Nachfrage für eine weitere Spezifizierung erfolgen. Dies aber erhöht den kognitiven und zeitlichen Aufwand deutlich. Der Vorteil der sprachbasierten Suche wird damit deutlich geschmälert.“ „Wir können also davon ausgehen, dass sich die sprach- basierte Suche nur für solche Suchvorgänge dauerhaft durchsetzen kann, für die es eine eindeutige Antwort gibt, oder bei der Suche nicht auf einen Monitor ge- blickt, beziehungsweise eine Tastatur zur Formulierung einer Suchanfrage genutzt werden kann“, schlussfolgert er. Die Suchenden werden auch hier den Weg des ge- ringsten Aufwandes wählen. Die sprachbasierte Suche werde sich damit wohl auch in absehbarer Zukunft nicht flächendeckend durchsetzen können. Aktuell beschränkt sich der Großteil der Sprachanwen- dungen auf dem Smartphone auf Sprachnachrichten, die man seinen Kontakten schickt. „Voice Search ist seit jeher überbewertet, weil das Verständnis vor allem un- serer komplexen deutschen Sprache nicht gegeben ist“, resümiert Lucks. Die größte Chance für Voice sieht er darin, es sinnvoll mit Bild zu kombinieren. Denn der Hauptgrund Voice zu nutzen, ist die Hände frei zu ha- ben. Hat man die Hände frei und möchte visuell auf- bereitete Ergebnisse aus der Sprachsuche, braucht man Gadgets wie beispielsweise Google Glass oder Holo- Displays, die das Suchergebnis visualisieren. „Wir wer- den in Zukunft wesentlich mehr mit Anwendungen wie Google Glass zu tun haben, das ist der Link zwischen Voice und klassischem Device“, so Lucks. Die bildbasierte Suche Die bildbasierte Suche wird von den unterschiedlichen Suchmaschinen am Markt in unterschiedlichen Formen angeboten, zählt Broschart auf: „Die Suchmöglichkeiten reichen hier von der Rückwärtssuche, bei der nach In- formationen zu einem hochgeladenen Bild gesucht wer- den kann, bis zu Augmented-Reality-Anwendungen, die beispielsweise chinesische Texte direkt im Kamerabild übersetzen können.“ Bildbasierte Suchvorgänge demonstrieren laut Bro- schart oftmals eindrucksvoll, welche Möglichkeiten mittels künstlicher Intelligenz heute machbar sind. Da die Anwendungsfälle hier jedoch eher eingeschränkt sind, geht er davon aus, dass die bildbasierte Suche auch weiterhin zu den Spezialanwendungen gehören wird. Aber nicht alles, was machbar ist, cool wirkt und sich nach Science Fiction anfühlt, muss auch alltags- tauglich sein und Umsatz generieren, wie das Beispiel Google Glass gezeigt hat. www.ibusiness.de/ibex Visual Search entwickelt sich laut OMD-Studie ‚The Re- tail Revolution‘ sogar zur Alternative zu Voice-Com- merce. Auf den größten Anklang stoßen Nutzungssze- narien, die einen klaren Mehrwert stiften: So können sich z.B. 70 Prozent vorstellen, Angebote oder Coupons über die visuelle Suchfunktion zu erhalten; 63 Prozent würden Reiseempfehlungen basierend auf einem Foto anfordern. Die Bildersuche ist bereits jetzt schon weit fortge- schritten. Und jedes Mal, wenn man online ein Formular ausfüllt und die Google Captcha-Abfrage kommt, wird zudem Googles KI trainiert. Als Verbindung zwischen Bild, Audio und klassischen Geräten werden laut Lucks Wearables eine Schlüssel- rolle spielen. Er erwartet eine neue Generation von datenschutzrechtlich konformen, aber hochpersona- lisierten und hochtrackbaren Lösungen. Und hält die Corona-App, was sie verspricht, also dass man eine persönliche Risikoeinschätzung bekommt und die Da- ten selbst behält und nicht mit Google oder Facebook abgeglichen werden, finden seiner Einschätzung nach auch Wearables mehr Akzeptanz. Denn das wäre im Er- folgsfall ein gutes Beispiel, wie man persönliche Daten, die beim jeweiligen Nutzer bleiben, mit gewünschten Zusatzinfos anreichern kann. Gadgets wie Google Glass wären nur eine Übergangs- technologie, bis es soweit ist mit Wearables. „Sucher- gebnisse werden medialer (mit Videos und Vorschaubil- dern) und brauchen mehr User Experience, um Nutzer auf die eigene Seite zu ziehen“, schlussfolgert er. SEO- und Marketing-Implikationen verschiedener Suchformen Neue Währung: Glaubwürdigkeit Eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre wird laut Steven Broschart für Suchmaschinen die Qualitätswahrung der Suchergebnisse sein. In einer Welt, in der jeder als Nach- richtensender aktiv werden kann, wird es zunehmend schwerer, Falschinformationen als solche zu identifizieren. Die Schlagzahl aktiver Nutzer erhöht sich täglich - egal ob politisch motiviert, Verschwörungstheoretiker oder Internet-Troll. Die Suchmaschine steht hier vor der besonderen Herausforderung, möglichst viele aktuelle Inhalte, bei gleichzeitiger Sicherung der Glaubwürdigkeit, anzubieten. „Die Suchmaschine, der dies künftig am besten gelingen wird, wird auf eine optimale Nutzerakzeptanz stoßen“, erklärt der Experte. Implikationen für das Marketing Für das tägliche Onlinemarketing bedeutet dies: Sorgen Sie für maximale Verständlichkeit und Nach- vollziehbarkeit bei Ihrer Zielgruppe. Broschart: „Bedienen Sie dafür unterschiedliche Detailstufen, wie beispielsweise Zusammenfassungen zu Beginn eines Artikels, sowie den Artikel selbst. Sorgen Sie für ein noch „leichteres“, stressfreieres Gefühl beim Besuch Ihrer Website. Helfen Sie Google mit schema- tischen Auszeichnungen ihr Angebot noch besser zu verstehen. Und vor allem: bleiben Sie glaubwürdig. Wenn Ihre Zielgruppe Ihrem Angebot folgt, dann wird es die Suchmaschine ebenso tun - egal ob für die textbasierte, die sprachbasierte oder gar die bildbasierte Suche.“ Die technischen Defizite einer Website spielen glücklicherweise eine immer unwichtigere Rolle. „Konzentrieren Sie sich also auf einen optimalen nutzerzentrierten Ansatz. Wenn wir uns etwas von Google abschauen können, dann ist es genau das“, rät er. Quelle: HighText Verlag 25