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Verleger-Schlampen und Native Advertising. Oder die Antwort auf die Frage, warum Huren nicht vor den Traualtar kommen

07.04.2014 'Native Advertising', das ist Prostitution 2.0. Schnelles Geld für Verlegerschlampen, denen der reguläre Weg zur sozialen Absicherung über Date, Verlobung und Traualtar zu langsam geht. Doch Sex gegen Geld ist kein Weg für langfristige Beziehungen.

Wer Sex als Ware verkauft, der darf sich nicht wundern, dass man denselben Sex nicht mehr als Schmierstoff für eine intensive Liebesbeziehung missversteht (Bild: Ludo73)
Bild: Ludo73
Wer Sex als Ware verkauft, der darf sich nicht wundern, dass man denselben Sex nicht mehr als Schmierstoff für eine intensive Liebesbeziehung missversteht

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Die iBusiness-Handlungsmatrix zeigt, wie langfristig die vorgestellten Aufgaben angegangen werden müssen.
Was zu tun ist:
Heute: Redaktion und Werbung immer trennen
Morgen: Verlegerisches Alleinstellungsmerkmal bewahren
Übermorgen: Auf den Aufbau von Kommunikationskanälen zwischen Lesern und Unternehmen konzentrieren
"1/1 Seite Artikel oder Anzeige Listenpreis: 19.995 Euro. Frühbucherrabatt (-30%) 13.995 Euro". So lautete das Angebot von Handelsblatt-Sonderpublikationsproduzent und -Vermarkter 'Business Reporter zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser '/Lyonsdown zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser , das mich neulich per E-Mail erreichte: Ein Angebot für gekaufte Redaktion im Report 'Zukunft des Handels', der am 14. Juli 2014 im (gedruckten) Handelsblatt zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser erscheinen soll. Tags darauf wurde öffentlich zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser , dass das Handelsblatt für 5.000 Euro sogenannte 'Unternehmensporträts' auf ihrer Seite 3 verkauft.

Die beiden Angebote und die Diskussion, die sich über sie in den folgenden Tagen entspann, hat mich zweierlei gelehrt:
  1. Prostitution ist in der Tat eine sehr altes Gewerbe und - trotz 'Native Advertising' - nicht auf das Internet beschränkt.
  2. Wer Geld und Liebe miteinander verknüpft, bekommt nur eines von beiden - nie beides.

Ob Onlinemedien jetzt Flächen auf ihren Webseiten gegen Bezahlung für Unternehmen freiräumen, damit diese ihre PR-Botschaften platzieren können oder ob Print-Medien redaktionelle Texte gegen Geld schreiben, ist egal: Beide erniedrigen sich zu Huren der Unternehmenskommunikation. Und in beiden Fällen ist dies etwas prinzipiell anderes, als einfach nur eine Anzeige zu schalten: Weil der geneigte Leser nämlich den Unterschied zwischen Werbung und Redaktion kennt, akzeptiert und schätzt - wenn er ihn wahrnehmen kann.

Wie das Handelsblatt mal seine redaktionelle Jungfräulichkeit verkauft hat (Bild: Screenshot)
Bild: Screenshot
Wie das Handelsblatt mal seine redaktionelle Jungfräulichkeit verkauft hat

Wenn die Anzeige allerdings einher kommt, als sei sie dem Redakteur entsprungen, dann ist es so, als würde der Leser auf Freiersfüßen wandelnd, redaktionelle Liebe suchen - aber doch nur in die käuflichen Arme einer Professionellen sinken - selbst wenn diese im medialen Fall von einem Dritten (dem Unternehmen nämlich) bezahlt wird.

Nun möge man mich nicht falsch verstehen: Ich bin mit einem wesentlichen Teil der Frauenbewegung einig, dass Prostitution ein seriöser Beruf ist - inklusive Sozialversicherungsnummer und allem Chichi. Selbst über ihre Kunden mag ich nicht urteilen. Aber ich habe ein prinzipielles Problem damit, wenn jemand Prostitution und Liebe verwechselt. Und ein noch größeres Problem damit, wenn man das eine tut und das andere vortäuscht. Das ist Betrug. Zumindest unlauter. Unerheblich, ob (wie im Falle des Handelsblatts) ein Zuhälter dazwischen geschaltet ist oder nicht. Zu allem Überfluss: Man erreicht das Gegenteil von dem, was man eigentlich erreichen will.

Wenn Verleger sich also - online oder gedruckt - zu den Huren der Kommunikationsabteilungen von Unternehmen machen. Wenn sie das einzige verkaufen, was ihr Alleinstellungsmerkmal ist: Die redaktionelle Berichterstattung, die unabhängige Analyse, die Distanz zum Marktteilnehmer. Dann bleibt als einziges Abgrenzungsmerkmal zu einer Unternehmens-Website mit viel tollem Content-Marketing übrig: Die Reichweite.

Dann verwandelt sich ein redaktionelles Angebot in einen simplen Reichweitenlieferanten. Und macht sich damit langfristig überflüssig. Denn Reichweite kaufen - das geht in Zeiten von Content-Marketing und Social Web billiger. Aus kurzsichtiger Gier halten die Verleger die Hand auf - statt in eine kommunikative Liebesbeziehung zu investieren. So bleibt man im Laufhaus, statt in die Kirche geführt zu werden.

Neuer Kommentar  Kommentare:

Zu: Warum Huren nicht vor den Traualtar kommen

Danke für die klaren Worte. Noch zum betrogenen Leser: Er darf jährlich schlappe 598.80 Euro bezahlen! Das sind so nebenbei 46% mehr als noch vor 10 Jahren.
Und ja, auch die regulären Inserenten sind die Betrogenen, da sie ja davon ausgehen, dass sie in einem interessanten redaktionellen Umfeld Anzeigen schalten.
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Von: Leo Knoflach ,  www-design-knoflach
Am: 07.04.2014

Zu: Warum Huren nicht vor den Traualtar kommen

Respekt, Herr Graf, vor Ihren Bemühungen um Aufklärung zum Thema Reputation von PR. Doch hat man im vorliegenden Artikel gerade einmal den Leadin-Text überflogen, hängt man quasi an der ersten Grafik - in diese Fall ein Foto - mit nicht gekennzeichnetem Rolloverbutton "Mehr Anzeigen", der ohne Zutun (also ohne Klick) ein Popup-Fenster mit Werbelinks öffnet ... was Ihrem Lamento den Wind aus den Segeln nimmt.
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Von: Lothar Geyer ,  Lothar Geyer EDV-Berater
Am: 07.04.2014

Zu: Warum Huren nicht vor den Traualtar kommen

Das Handelsblatt ist nicht die einzige Hure. Und es gibt noch Gewichtigeres: Wenn z.B. ein Eintrag bei "Die 20 besten xy-Tools" gekauft werden kann.
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Von: Götz A. Primke ,  GAP PR / Le Gourmand ,  Verbindungen
Am: 07.04.2014

Zu: Warum Huren nicht vor den Traualtar kommen

ein schöner Artikel mit einer klaren Message. Wobei das Problem allerdings nicht neu ist, Advertorials gab es schon immer, sowohl online wie auch offline. Sie haben aktuell nur einen neuen/"coolen" Namen bekommen. Allerdings ist der Artikel so geschrieben, dass er bei Google ganz oben ranken wird und geniale Zugriffszahlen bekommen dürfte. Nach dem Motto "sex sells" sind hier auch wirklich alle Keywords drin, die jemand auf der Suche nach einschlägigen Etablissements eingeben dürfte... Diesem Artikel kann man also "fishing for readers/clicks/Reichweite/..." vorwerfen. Die meisten davon werden enttäuscht weitersuchen...
(BTW: Ich habe gerade ein paar Artikel für Le Gourmand www.legourmand.de geschrieben, die in dieser Woche online gehen werden, die ähnliche Anspielungen haben. Ich sitze also im Glashaus.) ;)
Servus,
Götz

Zu: Warum Huren nicht vor den Traualtar kommen

Dieen Beitrag als klickhurig zu verdächtigen stimmt leider nicht. iBusiness beweget sich nur in nerhalbs eines einschlägigen Web-Etablissiments mit einem Türsteher namens "Paid Service". Insoweit haben wir nix von SEO-Traffic ....
Daniel Treplin
Von: Daniel Treplin ,  HighText Verlag ,  Verbindungen
Am: 08.04.2014

Werbung in Rolloverbuttons und Popups? Nicht bei uns!

Hallo Herr Knoflach,

die von Ihnen beschriebenen Werbeform mit Rollover-Expansion oder Popups bieten wir auf iBusiness.de nicht an. Ich empfehle eine Prüfung Ihres Endgerätes auf Adware oder Trojaner.
Schreiben Sie Ihre Meinung, Erfahrungen, Anregungen mit oder zu diesem Thema. Ihr Beitrag erscheint an dieser Stelle.
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