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Warum man die 'Contentmarketing-Strategie' vom Kopf auf die Füße stellen muss
26.02.2014 Die deutschen Onlinemarketeers haben ein neues Hype-Thema entdeckt: Content-Marketing. Dankbar lassen sich alle anstecken, PR-Agenturen und Berater, Social-Media-Consultants und Fachmedien, Konferenzveranstalter und Messebetreiber. Leider ist das alles verkehrt herum.
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Die Gründe, warum Content im Netz eine rosige Zukunft hat, sind wie iBusiness vor Monaten prognostiziert hat vor allem:
- Je mehr Google und andere Suchmaschinen genauer zwischen tatsächlich relevanten Inhalten und lediglich SEO-optimiertem Webschrott unterscheiden können, umso wichtiger werden Inhalte für Website-Betreiber.
- Je wichtiger der direkte Kontakt zum Konsumenten für die Unternehmens-Marketeers wird, umso wichtiger wird es sein, diesen mittels exklusivem Content Gründe zu liefern, auf der eigenen Website, dem eigenen Facebook-Profil regelmäßig vorbeizuschauen.
- Je mehr Content es im Web gibt, umso wichtiger wird eigener hochkarätiger Inhalt für Shopbetreiber und Unternehmen, um Nutzer anzuziehen.
- Wenn 'Content-Marketing' als Begriff erst seit 2012 kursiert: Was haben wir anderen in den Jahren davor eigentlich getan, als wir Onlineinhalte hergestellt, Webseiten publiziert und Blogartikel geschrieben haben?
- Was ist eigentlich der Unterschied zwischen "Content" und dem, was wir anderen "Inhalte" nennen?
- Warum braucht die Onlinemarketing-Welt eigentlich schon wieder ein neues Buzzword?
Content-Marketing hat Mobil-Marketing überholt
Was bedeutet Content-Marketing eigentlich? Egal. Content-Marketing liegt im internationalen Marketing-Trend, wie Google Trends beweist. Vergleicht man nämlich das Suchvolumen des Hype-Themas 'Content-Marketing' mit dem des ebenfalls seit Jahren hochgehypten Thema 'Mobil-Marketing', dann stellt man fest, dass seit Kurzem das Content- das Mobil-Marketing sogar überholt hat, was die globale Zahl der Suchanfragen angeht:Content-Marketing vs. Mobil-Marketing im globalen Suchwort-Vergleich |
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Was ist Content-Marketing? |
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Ein Unternehmen betreibt Content-Marketing, wenn es seinen Kunden redaktionelle Inhalte in Form von Texten, Videos, Audiobeiträgen oder Bildern anbietet, die im besten Fall komplett auf Werbung und Marketingsprache verzichten. Das können zum Beispiel Printmagazine, Blogs, Erklärvideos oder Webseiten sein. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit und das Vertrauen des Kunden zu gewinnen und somit die Marke zu stärken. Bei Beiträgen im Internet ist ein weiteres Ziel, durch den Text, die zentralen Keywords und die Verlinkungen der Texte durch andere Nutzer eine bessere Platzierung im Suchmaschinenranking zu erreichen. Dabei ist Content-Marketing nicht gleich Content-Marketing. Auch hier kann man zwischen webbasiertem und Offline-Content-Marketing unterscheiden; und selbst in diesen beiden Gruppen gibt es noch große Skalierungsunterschiede.
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Das führt dazu, dass die Verlage eine Kehrtwende vollführen. Statt für Leser zu schreiben, produzieren sie sicherheitshalber gleich im Auftrag der Unternehmen. Mittlerweile bieten viele der großen Verlage mit ihren Töchtern Content für Unternehmen an: Burda mit der Burda Creative Group . Die Zeit Gruppe mit Tempus Corporate . Gruner + Jahr mit G+J Corporate Editors . Ein deutliches Zeichen dafür, dass Content-Marketing zum einen als Konkurrenz, zum anderen als lukratives Geschäftsmodell angesehen wird.
Zu den Gewinnern von Content-Marketing gehören eindeutig Markenartikler und A-Unternehmen sowie Content-Softwareanbieter, da es einen größeren Bedarf an Produzenten, an Werbetextern und Redakteuren entwickeln wird. Die Propheten des Content-Marketings - sofern es nicht plumpe PR-Agenturen und nicht minder plumpe Social-Media-Berater sind (deren einziges Interesse es ist, die eigenen Dienstleistungen mit einem neuen Hype-Wort aufzuladen) - verstehen darunter allerdings sehr unterschiedliche Geschmacksrichtungen der Binse "Mit Inhalten lässt sich Marketing machen": Das kann "mehr Content bedeutet besseres SEO" heißen. Oder "mehr Content bedeutet mehr Onlineverkäufe". Oder "höhere Kunden-Awareness", "längere Verweildauer auf der Website" oder "größere Customer-Lifetime-Value".
Aus all diesen Argumenten lässt sich vor allem eines herauskristallisieren: Die Erkenntnis, dass für ein Unternehmen eine Content-Marketingstrategie alleine nicht ausreicht. Ja, dass sie nicht einmal das Wichtigste und schon gar nicht das Erste ist, was sich ein Unternehmen im Internet zulegen sollte.
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Jetzt Mitglied werdenDie richtige Reihenfolge ist also
- Unternehmensstrategie
- Markenstrategie
- Kommunikationsstrategie
- Content(marketing)-Strategie
Daraus folgt nach dem 'Gesetz von Murphy über Marketing-Konferenz-Präsentationen induzierte Themen-Ziele' (MUMPITZ):
- Dass Sie und ich das mit der richtigen Reihenfolge von Strategie und Inhalt schon im letzten Jahrzehnt korrekt gemacht haben - wie vermutlich auch die meisten Onlinemarketeers mit einem Intelligenzquotienten oberhalb der Zalando-Retourenquote (Antwort auf Frage 1).
- Weil aber der Begriff 'Content' einfach ein hipperer und mehr Fragen aufwerfender Begriff ist als das langweilige 'Inhalte', wird ersterer von der starken Minderheit von Leuten besonders gerne benutzt, die sich für das Fragenbeantworten gut bezahlen lassen wollen (Antwort auf Frage 2).
- Und genau diese Leute benötigen deswegen auch dafür aus genau diesem Grund in regelmäßigen Abständen ein neues Buzzword (Antwort auf Frage 3).