Zum Dossier 'Temu-Strategie'
Erheblicher Nachholbedarf bei digitaler Verantwortung
13.06.2022 Die fortschreitende Digitalisierung bringt nicht nur einen tiefgreifenden Wandel mit sich. In einer digital geprägten Wirtschaft wird ein neues Verständnis von Verantwortung zur wesentlichen Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. In einer aktuellen Umfrage messen 80 Prozent der befragten Expertinnen und Experten dem Thema Corporate Digital Responsibility (CDR) eine wichtige oder sehr wichtige Bedeutung für den Unternehmenserfolg zu. Weitere 18 Prozent betrachten CDR als eher wichtig.
Corporate Digital Responsibility geht nach gängigem Verständnis über die gesetzlichen Anforderungen hinaus und schließt nicht nur die Folgen technologischer Veränderungen für das Unternehmen, seine Mitarbeitenden und seine Geschäftsbeziehungen ein, sondern hat auch die weiteren Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt im Blick. Denn neben zahlreichen Chancen bringt die digitale Transformation neue Herausforderungen mit sich. Dazu zählt der Missbrauch persönlicher Daten, aber auch die Auswirkungen neuer Technologien auf unsere Art zu arbeiten. Darüber hinaus gilt es, die Teilhabe möglichst aller Menschen in einer digital geprägten Wirtschaft und Gesellschaft sicherzustellen. Für den Corporate Digital Responsibility Survey 2022 hat Deloitte im November vergangenen Jahres 200 deutsche Digital-Expertinnen und -Experten in Führungspositionen befragt.
Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander
Trotz der großen Bedeutung, die die Befragten dem Thema CDR zumessen, setzt sich lediglich etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) intensiv oder sehr intensiv damit auseinander. So stehen nicht wenige Unternehmen im Bereich "Digitale Verantwortung" vor erheblichen Schwierigkeiten: Ein Drittel der Befragten (30 Prozent) sieht sich selbst vor einigen oder sehr großen Herausforderungen, was die Umsetzung von CDR-Maßnahmen betrifft. Weitere 51 Prozent haben nach eigener Einschätzung wenige Schwierigkeiten in der Gestaltung des Wandels. Nur 19 Prozent geben an, keine Schwierigkeiten zu haben, den digitalen Wandel zu gestalten.Die wesentlichen Herausforderungen sind dabei ein Mangel an notwendigen Kompetenzen (43 Prozent) und Konzepten (32 Prozent), das Fehlen eines entsprechenden CDR-Verantwortlichen (31 Prozent) sowie der finanziellen Ressourcen (30 Prozent).
Digitaler Reifegrad und wirtschaftlicher Erfolg gehen Hand in Hand
Denn Unternehmen mit einem hohen digitalen Reifegrad erreichen eine spürbare Verbesserung ihres Vorsteuergewinns, wie die aktuelle Ausgabe des Digital Maturity Indexes (DMI) zeigt. Sie konnten ihr EBIT-Ergebnis im Durchschnitt um 16 Prozent verbessern und liegen damit deutlich vor digital weniger reifen Unternehmen.Immerhin: Rund die Hälfte der für den DMI untersuchten Unternehmen investiert bereits mehr als 10 Prozent des Umsatzes in neue Software, Hardware und die für die digitale Transformation notwendigen Talente. Doch auch für die digitalen Vorreiter bleibt noch einiges zu tun: "Sie setzen in naher Zukunft vor allem und zu Recht auf die Daten-Kompetenz ihrer Talente sowie auf den Auf- und Ausbau profitabler Ökosysteme", sagen die Studieautoren.