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Kirch Media stellt Insolvenzantrag
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Premium-Mitglied werden LoginAm: 09.04.2002
Kirch Media stellt Insolvenzantrag
Der Ausschluss der Öffentlichkeit von bestimmten Programmen im Fernsehen, das Für-sich-Reklamieren ganzer Sparten und Zugänglich-Machen von Wort-/Ton- und Bild-Informationen erst nach Kauf von Decodern sind in meinen Augen unwürdige, ja zutiefst undemokratische Begleiterscheinungen, wenn Informationen ausschließlich als Ware betrachtet und gehandelt werden. Das mögen viele Informations-, Unterhaltungs- und Bildungssuchende gespürt haben, als sie sich entschlossen, den Weg der leisen Revolution zu gehen und dem Bezahlfernsehen ihren Obulus einfach zu verweigern. Das ist ihr gutes Recht und hat -- hoffentlich -- an verantwortlicher Stelle nachhaltig zu der Erkenntnis geführt, dass der integrierte Informations-, Bildungs- und Unterhaltungsauftrag der Medien bei öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern auf Dauer besser aufgehoben scheint. Warum? Weil Informationen eben doch keine Ware sind, die irgendwer besitzen und nach Gutsherrenart an Zahlungswillige meistbietend verhökern darf. Schon gar nicht in einer immer stärker medial geprägten Demokratie, in der der Ruf nach plebiszitäten Elementen (Abstimmung per Internet, Meinungsaustausch in Chat-Foren etc.) immer lauter wird, weil gewählte Volksvertreter immer weniger zu sagen wissen. Um die Parole Willy Brandt's zu ergänzen: "Wir wollen mehr >direkte< Demokratie wagen!" Schon die Bezeichnungen "Filmrechtehändler", "Medienmogul" oder "-imperium" sollte es nach der Kirch'schen Pleite als "Berufsbezeichnung" künftig nicht mehr geben. Es sei denn, man wolle die Kaufkraft einzelner Personen mit Demokratiebefähigung oder gar Wahlteilnahme- und Abstimmungsberechtigung gleich setzen. Dann könnten wir uns schon heute auf Herrn Berlusconi freuen. Quo vadis, Germanitalia?
Achim Zielke M.A.
Freier Werbetexter und Journalist (DJV)
Box 18 52
53604 Bad Honnef/9.4.2002
AW: Kirch Media stellt Insolvenzantrag
Was mich an der ganzen Informationsdebatte stets stört, ist die Scheinheiligkeit:
* Jemand verkauft Informationen? Steinigt ihn - Information ist ein Kulturgut und damit frei!
* Informationen werden öffentlich-rechtlich verteilt? Steinigt sie - wir wollen nur dafür zahlen, was wir auch wirklich nutzen!
* Informationen werden verschenkt? Steinigt sie - die Startups haben damit den Neuen Markt in den Ruin getrieben
Pay-TV ohne Bezahlung ist nicht. Free-TV ohne Werbung auch nicht. Öffentlich-Rechtliches TV ohne Gebühren ebenfalls nicht.
Wovon wir uns verabschieden müssen, ist die Gratis-Unkultur. Der Anspruch der Seher und Surfer, alles umsonst zu bekommen. Das funktioniert nicht und wird nicht funktionieren in einem Wirtschaftssystem, das auf Gewinnstreben ausgerichtet ist.