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Microsoft und Bill Gates uneins über Spam
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Premium-Mitglied werden LoginAm: 01.07.2003
Microsoft und Bill Gates uneins über Spam
Hallo zusammen,
ich frage mich ernsthaft, wer diese Zahl bei Microsoft orakelt hat und was uns Bill Gates damit sagen möchte:
Sind es 2,4 Milliarden Spam-Nachrichten *an* oder *von* MSN/Hotmail-Kunden? Beinhalten diese 2,4 Milliarden Spam-Nachrichten Rückmeldungen von Spam-Viren und -Trojanern á la "Proxy Guzu"?
And last but not least: Was denkt sich Microsoft dabei, *2,4 Milliarden blockierte Spam-Nachrichten pro Tag* zu behaupten? - Setzt man voraus, daß jeder MSN/Hotmail-DAU einen Durchschnitt von 30 Spam-Nachrichten pro Woche erhält (Mail-Adresse im Web veröffentlicht / Virus hat Adresse verteilt / Registrierung bei unseriösen Services etc.) dann entspricht dies rund 560 Millionen registrierten DAUs bei MSN/Hotmail. Geht man realistisch davon aus, daß der DAU-Anteil auch bei MSN/Hotmail nicht größer als 50% ist, dann behauptet MSN/Hotmail rund 1,2 Milliarden E-Mail-Konten zu verwalten... ;-)
=> Damit sind wir dann beim eigentlichen Problem:
Nicht identifizierten Usern Wegwerf-Accounts anzubieten rechnet sich nicht, weil der Overhead nicht bezahlbar ist. Letztlich ist das vielleicht der Hauptgrund für die Spam-Heulerei von E-Mail-Services ohne Identifikation: 80% der Konten sind inaktiv, verschlingen aber 80% der Ressourcen.
Ob die Stoßrichtung von Microsoft allerdings glücklich ist und das absehbare Produkt (Spam-Server) überhaupt Sinn macht? - MSN/Hotmail als "Spam-Labs" herzunehmen und auf der Basis dieser User-Struktur einen Spam-Server zu entwickeln, um ihn dann als Lösung für eine mangelnde staatlichen Verfolgung anzupreisen, mag sicher ab Version 3.11 tauglich sein und Gewinne abwerfen - der Traffic bliebe damit jedoch erhalten und verursacht auch weiterhin Kosten und Last im Internet.
Bleibt zu hoffen, daß Microsoft wenigstens für dieses Produkt die RFC beachtet. - Die "Anti-Spam Recommendations for SMTP MTAs" sind ja auch erst vier Jahre alt. Allerdings steht zu befürchten, daß Microsoft der Entwicklung mehr als vier Jahre hinterherhinkt und letztlich den Vorsprung der Spammer nicht aufholen wird, die beispielsweise mit "Proxy Guzu" nicht nur auf die Betriebssyteme von Microsoft zielen, sondern sogar aktiv Microsoft's Hotmail nutzten, um die dadurch für relaying geöffnete Windows PCs zu verifizieren und ihren Spam über diese zu versenden.
Die Erkenntnis, daß vielleicht Microsoft selbst, sowie Windows und Outlook Express im Besonderen ein Problem darstellen, da man evtl. den Schutz der eigenen Produkte zu lange hinterhergehumpelt ist, wäre Bill Gates zu wünschen. Ich befürchte jedoch, daß z. B. Outlook Express noch immer nicht so gepatcht ist, daß ein unbedarfter User von Microsoft vor bekannten bösen Überraschungen geschützt wird. - Gut möglich, daß Microsoft im Kampf gegen Viren, Trojaner, offene Relays und insbesondere gegen Spam als deren erkennbare Auswirkung den Betriebssystem-Markt ansonsten verliert.
"Schön Wetter" zu machen mit der Aussicht auf einen "MS Spam-Server" dürfte da wenig helfen, denn die Microsoft-Kunden brauchen *jetzt* Hilfe: eine automatisierte Sender-Identifikation per Mail mit einem durchdachten Opt-In Dialog und Virenschutz auf dem Windows-PC wären da vielleicht ein Anfang? (Dürfte eh einfacher sein, zu verifizieren welche Mails ein User empfangen möchte, als die unendlichen Spielarten derzeitiger und zukünftiger Spams zu erforschen, die am Tage der Erkenntnis erfahrungsgemäß veraltet sind... ;-)
Anti-Spam Recommendations for SMTP MTAs:
http://www.ietf.org/rfc/rfc2505.txt
Proxy Guzu
http://www.trojaner-info.de/news/trojan_proxyguzu.shtml
Grüßle
Uzzi