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Warnung vor neuer Betrugsmasche mit Fake ChatGPT
07.03.2023 Cyberkriminelle nutzen aktuelle Trends aus, um neue Betrugsstrategien zu entwickeln und dadurch ihre Opfer zu täuschen. Aktuell betrifft es den KI-gesteuerten Chatbot ChatGPT von OpenAI. Das KI-Tool wird demnach für Finanzbetrug und Identitätsdiebstahl missbraucht.
Am Anfang steht das Phishing
Wie bei vielen Betrugsversuchen kontaktieren die Cyberkriminellen auch diesmal die Nutzerinnen und Nutzer zunächst mit einer Phishing-Mail, die zum Öffnen eines Links verleitet. Die Betreffzeilen der Mail lauten unter anderem:- "ChatGPT: New AI bot has everyone going crazy about it"
- "ChatGPT: New AI bot has everyone in shock from it"
- "New ChatGPTchatbot is make everyone crazy now - but it'll very soon be as mundane a tool as Google"
- "Why is all people panic about ChatGPT bot?"
Der eingebettete Link leitet die Opfer zur Fake-Plattform, wo sie mit der betrügerischen Bot-Version chatten können. Diese verspricht ein monatliches Einkommen von bis zu 10.000 US-Dollar und gibt vor, die Finanzmärkte zu analysieren und dem Nutzer bei der Anlagewahl zu helfen.
Eine Fake-KI lockt zur Preisgabe von Daten
Die CyberexpertInnen aus den Bitdefender Labs chatteten in der Folge zunächst mit der gefälschten KI. Hier stellte der Bot allgemeine Fragen zur Arbeitssituation und -zufriedenheit, die der Nutzer nur aus vorgefertigten Antwortmöglichkeiten auswählen konnte - schon das ist laut Bitdefener ein ungewöhnliches Zeichen. Im Verlauf des Chats verlangt der falsche Bot die Eingabe einer EMail-Adresse, um sich zu verifizieren. Nach der Kalkulation eines vermeintlichen Monatseinkommens bittet er um persönliche Informationen, um einen eigenen WhatsApp-Account für die kommenden Investmentgeschäfte einzurichten, sowie um eine gültige Telefonnummer für ein persönliches Gespräch mit einem Berater oder einer Beraterin. Die Bitdefender-ExpertInnen gaben nur ihre Telefonnummer an.Simulierte Call-Center-Atmosphäre
Danach erfolgte innerhalb von nur zehn Minuten nach Angabe der Nummer ein Anruf einer Mitarbeiterin von Import Capital, eines angeblich in London sich befindlichen Investment-Unternehmens. Der Anruf kam tatsächlich aus Großbritannien. Die angebliche Investment-Betreuerin versuchte nun, den Nutzer zur Investition in Kryptowährungen, Öl und internationale Aktien zu überreden - mit einem Startkapital von mindestens 250 Euro. Sie insistierte dabei mehrfach, einen WhatsApp-Account für die Finanzanalyse einzurichten und dabei die letzten sechs Ziffern der Personalausweisnummer zur Verifikation einzugeben.
Die Bitdefender-Experten gaben diesen Bitten nicht nach und baten um das Zusenden eines Links für die Überweisung. Die vermeintliche Sachbearbeiterin erfragte nun bei einem Kollegen den Link, auf dem persönliche Daten (Vor- und Nachnamen, Adresse, Geburtstag, Telefonnummer) einzutragen sind. Das Opfer kann als Zahlungsmethode eine Bankkarte, eine Kreditkarte oder Klarna wählen. Diese gesammelten Daten können die Betrüger für einen Identitätsdiebstahl nutzen.
Was das Ganze real erscheinen ließ: Stimmen und ein allgemeiner Geräuschpegel deuteten darauf hin, dass der Anruf tatsächlich aus einem Callcenter mit echten Mitarbeitern stammte. Beim Eingeben einer frei erfundenen Kreditkartennummer blieben die Betrüger im Dialog mit den Bitdefender-Experten. Sie forderten die Opfer auf, die richtige Nummer einzugeben, um ein Sperren der Karte zu verhindern.