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Mediennutzung im Shutdown: TV und digitale Bezahlinhalte wachsen
27.03.2020 Mediatheken boomen: Der Anteil der täglichen Nutzer steigt um 55 Prozent. Lineares TV ist wieder gefragt: 44 Prozent der Deutschen schauen derzeit mehr Fernsehen. Und zum Lesen wird inzwischen Digitales bevorzugt: Mehr Verbraucher zahlen für Online-News, während sich im Print Distributionsprobleme bemerkbar machen.
Für den Deloitte Media Consumer Survey wurden im Februar dieses Jahres 2000 Konsumenten in Deutschland zu ihrem Medien-Nutzungsverhalten befragt. Eine weitere repräsentative Umfrage unter ebenfalls 2.000 Mediennutzern zwischen dem 20. und 25. März 2020 liefert nun Vergleichswerte aus einem Zeitraum, in dem die Ausbreitung des Coronavirus deutliche Auswirkungen auf den Alltag vieler Menschen hat.
Lineares Fernsehen und Streaming: Klassisches TV wieder gefragt
Ein alter Bekannter ist zurück: Kein anderes Medienangebot konnte so deutliche Zuwächse verzeichnen wie das lineare Fernsehen. Bei 21 Prozent der Befragten läuft das TV-Gerät derzeit täglich über zwei Stunden länger als vor der Pandemie. Weitere 23 Prozent schauen bis zu zwei Stunden mehr am Tag. Dabei hatte das lineare Fernsehen vor Corona deutlich an Popularität eingebüßt: Im Februar 2020 gaben nur noch 67 Prozent der Befragten an, täglich fernzusehen. Jetzt sind es wieder 76 Prozent. Sogar die jungen Zielgruppen, bei denen der TV-Konsum bisher ebenso kontinuierlich wie deutlich abgenommen hatte, entdecken derzeit das lineare TV wieder für sich.Die Revitalisierung des linearen TVs geht dabei nicht zu Lasten von Video-on-Demand (VoD): 45 Prozent der VoD-Nutzer konsumieren aktuell deutlich mehr Video-on-Demand-Inhalte als vor Beginn der Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus. Die Zuwächse gehen allerdings vor allem auf eine höhere Nutzungsintensität der Bestandskunden zurück. Dieser Trend zeigte sich allerdings auch schon in den Februar-Zahlen vor der häuslichen Quarantäne. Gerade bei älteren Verbrauchern über 55 Jahren können Netflix, Amazon Prime und Co. noch immer kein großflächiges Wachstum erschließen. Über alle Altersgruppen hinweg kann derzeit das Angebot der Mediatheken punkten: Der Anteil ihrer täglichen Nutzer ist um 55 Prozent gestiegen.
"Die Nutzer nehmen vor allem das Nachrichtenangebot der TV-Sender als echten Mehrwert gegenüber der unkontrollierten Informationsflut des Internets wahr. Auch der Boom bei den Mediatheken ist vor allem auf den Bedarf an Informationen rund um Corona zurückzuführen, die hier zeitlich unabhängig konsumiert werden können", sagt Klaus Böhm . "Das bedeutet aber, dass die Zahlen bei einer ruhigeren Nachrichtenlage auch wieder zurückgehen werden."
Radio und Podcasts: Mit relevanten Hintergrundinfos
Ähnlich wie bei VoD wird das Radio derzeit intensiver, aber nicht unbedingt von mehr Menschen genutzt. 30 Prozent der Befragten gaben an, in der Corona-Krise mehr Radio zu hören als vorher. Bei den 19- bis 24-Jährigen sind es sogar 44 Prozent. Anders als das lineare TV kann das Radio verlorene Hörer aber momentan noch nicht in nennenswerter Anzahl zurückgewinnen.Podcasts haben in der aktuellen Situation einen zusätzlichen Schub bekommen und den Weg aus der technikaffinen Nische gefunden. Altersübergreifend gaben 37 Prozent der Hörer an, dass Podcasts für sie ein wichtiges Informationsmedium zum Thema Corona sind. Die Formate gehen häufig tiefer als die Nachrichten aus TV und Radio und punkten bei den Nutzern mit relevanten Hintergrundinformationen.
Online-Nachrichten und Print: Zahlungsbereitschaft für Digitalinhalte steigt
Nachrichten sind das Format der Stunde und in allen Darreichungsformen gefragt, auch schriftlich. Vor allem Online-Angebote profitieren derzeit. Der Anteil täglicher Leser von werbefinanzierten Online-News ist um 35 Prozent gestiegen. Zudem sind immer mehr Nutzer bereit, für Inhalte zu zahlen: Die regelmäßige Nutzung von kostenpflichtigem Premium-Content hat 25 Prozent zugelegt. Der Anstieg bei digitalen Zeitungsausgaben als PDF oder App liegt sogar bei 31 Prozent.Gedruckte Zeitungen lesen täglich noch 30 Prozent der Befragten, ein Prozent weniger als vor den Corona-Schutzmaßnahmen. Dieser sehr moderate Rückgang ist mit einem Distributionsproblem im Print-Bereich zu erklären: In Zeiten von Corona haben viele Kioske geschlossen und der ein oder andere Leser verzichtet derzeit wohl auch auf den täglichen Spaziergang zum Zeitschriftenhändler seines Vertrauens.