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Jobprofile der Zukunft: Was Traktorfahrer, Lehrer und KI gemeinsam haben
16.01.2024 Es sind laut Weltwirtschaftsforum die von Arbeitgebern global gesehen am häufigsten nachgefragten Jobs bis 2027. Die größten Zuwachsraten im Arbeitsmarkt haben in den nächsten Jahren KI-Spezialisten.
Was die Menschheit derzeit am stärksten bedrängt, hat das WEF in einer aktuellen Studie untersucht und für dieses sowie die beiden Jahre darauf zusammengefasst. Selten kamen so viele Faktoren zusammen. 1500 Experten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und der Zivilgesellschaft gaben ihre Einschätzungen über die größten Risiken für die Welt bis 2026 ab. Unsicherheitsfaktor Nr. 1 weltweit in diesem Jahr: Extremwetter. Auf Platz 2: KI-bedingte Falsch- und Desinformationen. Platz 3: gesellschaftliche und politische Polarisation. Platz 4: Krise der Lebenshaltungskosten.
Kommt uns nur allzu bekannt vor: alles Tendenzen, die es auch in 2023 schon gab und die sich laut der Experten in 2024 weiter negativ verstärken werden. 2026 sehen sie die KI-Gefahren durch absichtlich oder unabsichtlich falsche Antworten sogar an der Spitze der weltweiten Risikoliste. Die Folge: eine weitere gesellschaftliche Polarisierung und Platz 3. Auf Platz 4 wird den Prophezeiungen zufolge in zwei Jahren die Cyber(un)sicherheit liegen.
Landwirtschaft und Transport schaffen die meisten Jobs
Was also ist dagegen zu tun? Menschen einstellen natürlich, die sich all dieser Probleme lösungsorientiert annehmen. Und tatsächlich sieht das WEF hier einen Zusammenhang. Im "Future of Jobs Report 2023" geben die Weltwirtschaftsexperten ihre Einschätzung darüber ab, welche Jobprofile bis 2027 am stärksten nachgefragt werden. Gesplittet werden die Berufe dabei nach zwei Kriterien: jene, die absolut gesehen, für die meisten Einstellungen weltweit von heute an und bis 2027 sorgen werden. Und jene, die relativ gesehen, die höchsten Wachstumsraten in den nächsten Jahren haben werden.Die weiter wachsende Weltbevölkerung und die immer stärker zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft in immer mehr Ländern machen alle Menschen, die Landwirtschaftsmaschinen bedienen können, zu den am häufigsten nachgefragten Fachkräften der Welt. Mobilität und Globalisierung bringen Bus- und Lkw-FahrerInnen auf Platz 2 der Global Job Charts. Die nicht nachlassenden Flüchtlingswellen machen zudem LehrerInnen in der Erwachsenenbildung zu sehr gefragten SpezialistInnen.
Das ist die eine Seite, die der nach absoluten Zahlen am häufigsten nachgefragten Jobs bis 2027. Einen deutlichen Zusammenhang zu den vom WEF identifizierten Krisen der kommenden Jahre bildet der Erfolg jener Berufe, die jetzt vor einem enormen Wachstum stehen, also derzeit von nur wenigen Menschen ausgeübt, schon in drei Jahren aber allgemein bekannt sein werden.
1 Million Menschen mit KI-Expertise werden bis 2027 eingestellt
Den größten Sprung machen KI-SpezialistInnen: Sie stehen auf Platz 1 der Wachstumsberufe. Was eben nicht nur mit den Chancen, sondern auch mit den Risiken der neuen Technologie zu tun hat und die von Desinformation bis zur Erzeugung von Biowaffen zwecks Terrorismus reichen. KI steht vor einer riesigen Regulierungswelle.Platz 2: NachhaltigkeitsexpertInnen. Globale Lieferketten machen die Nachverfolgung der Produktion schwierig, aber notwendig. Und der Druck durch Politik wie KonsumentInnen steigt: Immer mehr Unternehmen sehen sich in die Pflicht genommen, eine nachhaltige Fertigung und Logistik nachzuweisen. Ohne wird es nicht mehr lange gehen. Die WEF-Prognose ist ein Indiz.
Platz 3: DatenanalystInnen. KundInnen wollen im Netz wie im Laden persönlich angesprochen werden. Unmöglich ohne Datenkenntnis und -auswertung. Omnichannel wird Pflicht und das schlägt sich in der Nachfrage zu DatenexpertInnen nieder.
Das Weltwirtschaftsforum sieht bis 2027 eine Million neue Arbeitsplätze für KI-ExpertInnen weltweit entstehen. Und welche Jobprofile werden an Bedeutung abnehmen? Auch da haben die WirtschaftsexpertInnen eine klare Meinung: Die reine Dateneingabe sowie einfache Buchhaltungs- und Verwaltungstätigkeiten gehen weniger und weniger an Menschen. Sondern? Eine Antwort auf die Frage bleibt das WEF zwar schuldig, doch da es in diesen Feldern künftig sicher nicht einfach weniger zu tun geben wird, liegt sie auf der Hand: Übernommen werden sie von der KI.
Christian Gehl, iBusiness-Analyst
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