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IT-Recruiting: Wie IT-Spezialisten ihren Chefs die Bedingungen vorgeben
27.09.2017 'Er trat dem Chef gegenüber selbstbewusst auf' oder 'Er sah die Überzeugungsarbeit vor allem auf Seiten der Vorgesetzten' wären in einem Arbeitszeugnis sicher Todesurteil-artige Befunde. Wegen des Mangels an IT-Spezialisten in Deutschland sind sie jedoch lediglich korrekte Bezeichnungen des neuen Rollenverständnis von Berufsstartern im IT-Sektor.
Von ihren allgemeinen beruflichen Perspektiven sind die IT-Talente weiterhin entsprechend überzeugt. 89 Prozent von ihnen gehen von guten oder sehr guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus. Das ist im Vergleich zu 2015 eine Steigerung um fünf Prozent.
Viele IT-Talente sind schon während des Studiums begehrt, was ihr Selbstbewusstsein früh stärkt. So gibt die Hälfte der Befragten an, schon einmal von einem Headhunter angesprochen worden zu sein. Doch auch hier haben die jungen Talente eine klare Vorstellung davon, wie die Ansprache funktionieren soll. So bevorzugen 97 Prozent von ihnen die Ansprache durch Vertreter des Unternehmens selbst und nicht durch externe Berater.
Die Arbeitgeber scheinen sich auf das neue Anspruchsdenken der Kandidaten bereits einzustellen. Immer mehr von ihnen verzichten auf die bisher gängige Anzeigenschaltung, die von einer Bewerbung des Kandidaten ausgeht. So wurden 65 Prozent der angehenden IT-Spezialisten bereits direkt von Unternehmensvertretern auf den Berufseinstieg angesprochen. Die besten Chancen haben dabei Arbeitgeber, die es schaffen, ihre Werte klar zu transportieren - für zwei Drittel der Kandidaten ein entscheidendes Argument bei der Arbeitgeberwahl.
Zudem bevorzugen IT-Talente diejenigen Unternehmen, die sich mit dem spezifischen Fachprofil des Kandidaten auseinandersetzen und dies auch in ihrer Kontaktanfrage berücksichtigen (67 Prozent). Außerdem entscheidend: gute fachliche Entwicklungsmöglichkeiten, die in der Bedürfnishierarchie deutlich vor einer Führungskarriere liegen. Nur noch 16 Prozent der Befragten sind daran interessiert mittelfristig Führungsaufgaben zu übernehmen - im vergangenen Jahr waren das immerhin noch 21 Prozent. Dazu passt: 67 Prozent empfinden fachliche Weiterbildungsmöglichkeiten attraktiv, während etwa individuelle Benefits für nur gut 13 Prozent der angehenden IT-Spezialisten eine Rolle bei der Berufswahl spielen.