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Digital Marketing Insights 2024

Datum und Quelle

04.12.2023 – Evergreen Media

Preview von Digital Marketing Insights 2024

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Der Medienshift nimmt dramatische Züge an: ChatGPT ist 2024 Mainstream, die Tageszeitung nicht

(05.12.2023) Nur noch 28 Prozent der Deutschen blättern einigermaßen regelmäßig in einer Tageszeitung, 54 Prozent dagegen füttern mehrmals wöchentlich ChatGPT. Die Wissensaneignung wandert langsam, aber unaufhaltsam ins Internet. Was den etablierten Medien bleibt, ist Unterhaltung und Zeitvertreib.

Die Krise der sogenannten etablierten - also vor dem Internet entstandenen - Medien dauert ja schon mindestens seit 2014 an. Damals begannen die "Lügenpresse"-Vorwürfe sich immer weiter auszuweiten. Gemeint waren erst ARD und ZDF, später dann mehr oder weniger "die Medien" generell. Aber aus der anfänglichen Glaubwürdigkeitskrise ist längst mehr geworden. "Die Medien", also die alten, etablierten, werden zunehmend einfach ignoriert. Sind nur noch zur Unterhaltung da: Shows, Reality-TV, Fußball, Filme.
"Wir amüsieren uns zu Tode" - das alte Verdikt aus den 1980er Jahren, ausgesprochen von dem Medienwissenschaftler Neil Postman, es ist doch noch Wirklichkeit geworden.

Die Fakten: 8 Prozent der GenZ haben in den letzten zwei Wochen mal eine Tageszeitung in die Hand genommen, im Vergleich zu 42 Prozent der Nachkriegsgeneration. Über alle Altersgruppen hinweg werden gedruckte Tageszeitungen nur noch von 28 Prozent der Bevölkerung zumindest sporadisch, nämlich alle 14 Tage mal, "genutzt".

Youtube hat die Funktion eines Massenmediums übernommen, es ist für breite Bevölkerungsschichten sowohl zur Information wie auch zur Unterhaltung da. 83 Prozent der GenZ machen das Videoportal mindestens einmal alle zwei Wochen an, im Durchschnitt der deutschen Bevölkerung tun das 74 Prozent.

Die Zahlen stammen aus einer aktuellen Studie: Die "Digital Marketing Insights 2024" wurden von der österreichischen SEO- und Content-Marketing-Agentur Evergreen Media in Auftrag gegeben und von dem Marktforschungsinstitut Skopos ausgeführt. Befragt wurden 2086 Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Studie ist repräsentativ.

Was ist also seit den Pegida-Demonstrationen Mitte der 2010er Jahre passiert? Das Internet hat die Deutungshoheit komplett übernommen, die "Lügenpresse" ist schlicht nicht mehr relevant. So wurde danach in der Evergreen-Studie schon gar nicht mehr gefragt, nachdem sich 2015 in einer infratest-Studie für den WDR noch 42 Prozent der (repräsentativ) Befragten an den "deutschen Medien" rieben und ihnen tutto completo attestierte, "nicht glaubwürdig" zu sein.

Das Problem für die lang etablierten Medien ist heute nicht mehr die Vertrauenskrise - 73 Prozent trauen ja, Evergreen Media zufolge, inzwischen wieder ganz allgemein den Printmedien. Gelesen werden sie trotzdem nicht. Stattdessen werden Inhalte im Internet konsumiert - im Schnitt 2,87 Stunden lang jeden Tag von jedem Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit 1,24 Stunden Konsum täglich werden die Print-Medien damit überdeutlich aus dem Feld geschlagen.

Mit der generativen KI ist sogar noch ein weiterer Konkurrent ins Aufmerksamkeitsrennen eingestiegen. Warum lange Essays über die Hintergründe des israelisch-palästinensischen Konflikts lesen, wenn ChatGPT das in kaum 3000 Zeichen erledigt. Hier die ersten Sätze aus der Antwort der Maschine auf meine Frage: "Warum bekriegen sich Israel und Palästina schon so lange?"

ChatGPT: "Der israelisch-palästinensische Konflikt hat tiefe historische, politische und religiöse Wurzeln, die bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückreichen. Hier sind einige Schlüsselaspekte, die zu diesem lang anhaltenden Konflikt beigetragen haben. Historischer Hintergrund: Der Konflikt hat seine Wurzeln in den Spannungen zwischen jüdischen und arabischen Gemeinschaften im Gebiet des heutigen Israel und Palästina. Die Ankunft von Juden in der Region im Zuge des Zionismus im 19. und 20. Jahrhundert und die darauffolgenden Spannungen mit der arabischen Bevölkerung trugen zur Entstehung des Konflikts bei."

In diesem Stil geht es weiter. Zwar endet der Kenntnisstand von ChatGPT laut eigener Aussage im Januar 2022, Aktuelles nachzufragen verbietet sich also, dennoch bleibt der Problemlösungsfaktor hoch, vor allem, da auch viele Alltagsfragen, etwa rund ums Kochen, ebenso zufriedenstellend beantwortet werden. Nicht nur für mich.

45 Prozent der von Evergreen Media befragten Menschen haben ChatGPT bereits genutzt. 54 Prozent davon nutzen es derzeit mindestens einmal die Woche.

So schnell geht es. Noch 2018 haben sich gerade einmal gut ein Drittel der Deutschen dazu bekannt, sich online über aktuelle Ereignisse zu informieren. Bis heute ist das Vertrauen ins Internet bereits so weit gestiegen, dass mehr als jede/r Zweite in Online-Shops einkauft, die er oder sie vor der Google-Recherche noch gar nicht kannte. Erst recht, wenn diese Online-Shops noch zusätzliche Informationen neben der reinen Produktbeschreibung enthalten, etwa Ratgeber oder User-Kritiken.

Genau deswegen ist das Internet so beliebt: Es ist, klug bedient, schlicht immer relevant. Für jeden persönlich. Dass Zeitungen so sehr ins Hintertreffen gelangt sind, liegt wohl vor allem daran: Den allermeisten Menschen bieten sie schlicht keine für sie relevanten Informationen. Vor allem nicht den jüngeren.

Christian Gehl
iBusiness-Analyst

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