Enchanted Objects im Internet der Dinge: Die Magie macht's

Gastbeitrag von Christopher Ezell

Bisher sind Mobil-Anwendungen, die viel Leistung benötigen, noch auf die Nutzung eines Smartphones angewiesen. Dies könnte bald nicht mehr nötig sein. Die Zukunft im IoT gehört den 'Enchanted Objects'.

 (Bild: valtech)
Bild: valtech

Displays und Apps

Wir leben in einer App-Umgebung. Wer das Smartphone oder Tablet regelmäßig nutzt, kommt ohne sie kaum aus. Apps dominieren derzeit aber auch den Markt für Anwendungen im Internet of Things. Das IoT verspricht zur Zeit immer neue Anwendungsfälle und Mehrwert für den Nutzer. Doch wie sieht die aktuelle Realität aus? Überall starren uns schwarze Pixelhaufen an, die über immer komplexere Menüs bedient werden wollen. Nach Prognosen von Experten wie David Rose, preisgekrönter Unternehmer, Autor und Dozent am MIT Media Lab, liegt die Zukunft in einer anderen Form von Interaktion. Denn erst seit kurzem gehört es zu den Gewohnheiten der Menschen, in immer kürzeren Abständen auf einen oder sogar mehrere Bildschirme zu schauen. Eine immer leistungsfähigere Hardware soll es ermöglichen, auch ohne Displays eine smartere Welt zu gestalten - und somit eine intuitive Nutzung. So genannte "enchanted Objects", magische Objekte, werden uns demnach durch den Alltag begleiten und unser Leben vereinfachen.

Doch was genau bedeutet "magisch"? Heutzutage werden die meisten Dinge zunächst "smart" gemacht. Meist heißt das, einen existierenden Gegenstand mit einem Internetzugang auszustatten. Um Daten ins Netz zu senden oder anzuzeigen, wird meist ein zusätzlicher Bildschirm oder eine Smartphone App benötigt, die dann die Daten präsentiert.

Ist das also das viel beschworene Internet of Things? Geht es in dieser Form weiter, wird der Alltag der Menschen mit immer mehr Bildschirmen gepflastert und der Mensch verbringt einen beträchtlichen Teil seines digitalen Lebens mit dem Switch zwischen diesen Displays. Die dort angezeigten Inhalte sind häufig nicht nur unansehnlich und schwer als Interface zu bedienen, sondern fordern auch die komplette visuelle Aufmerksamkeit des Benutzers.

In der Zeit, in der man auf einen solchen Bildschirm konzentriert ist, kann nichts anderes mehr erledigt werden. Also sollte die Interaktion mit diesen Inhalten diese Zeit auch wert sein. Wie könnte eine Welt aussehen, in der Menschen nicht geistesabwesend durch die Straßen laufen, ohne ihren Blick von ihrem Device zu nehmen - nur weil sie Wetterdaten, Termine oder aktuelle Messungen aus ihrem Smart Home checken? Welche neuen technischen Geräte bräuchte es dafür?


Magische Objekte

Wie könnte also ein Objekt aussehen, das eigenständig agiert und keine zusätzlichen, vermittelnden Devices mehr benötigt? Filme wie "Harry Potter" oder "Der Zauberer von Oz" machen es vor: Hier gibt es Gegenstände, die durch magische Kraft Mehrwert bieten. Genau das wäre auch das Ziel eines Device im 21. Jahrhundert - die Technik sollte Geräte nicht nur smart, sondern "magisch" machen. Konkret heißt das, sie erledigen komplexe Aufgaben vorausschauend und selbständig.
Beispiel Wetter: Derzeit geben die verschiedensten Wetter-Apps darüber Auskunft, ob ein Schirm nötig ist. Die Apps zeigen jedoch nur Daten an, die mal mehr, mal weniger gut aufbereitet sind. Nicht selten zeigen sie unübersichtliche, für den Normalbürger irrelevante Informationen wie Luftdruck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Ist das wirklich smart? Die Interpretation liegt beim Nutzer, der selbst entscheiden muss, wie er mit der Information umgeht. Aber eigentlich wollen wir ein "Problemlösegerät" und kein "Datenanzeigegerät".

"Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden."
(Arthur C. Clarke zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser )
Was will man von einer Wetter-App wirklich wissen? Am Ende vielleicht nur, ob man einen Regenschirm mitnehmen soll und welche Kleidung empfohlen wird. Das lässt sich aber nur schwer aus dem gängigen Zahlenwirrwarr ermitteln. Mit einem magischen Schirm wäre das anders. Er würde uns in dem Weg springen und darauf drängen, dass wir ihn mitnehmen sollen, weil er weiss, das es heute regnen wird. Unser Schirm könnte etwa blau blinken, wenn wir an ihm vorbeigehen wollen. Er weiß, wann wir das Haus verlassen und sagt uns dann, ob wir ihn mitnehmen sollen oder nicht.

Der wichtige Punkt hier ist die Ebene der Wissensvermittlung. Smarte Objekte agieren oft noch auf der Ebene der Information. Diese Informationen finden wir auf einem Bildschirm. Erst unser Verstand verarbeitet die Informationen weiter zu Wissen und Handlung. Wir Menschen müssen also immer noch die Semantik erkennen und den Schluss ziehen: 'Was bedeutet das für mich?'.

Ebenso wichtig ist somit der Weg, auf dem uns die vermittelten Informationen erreichen. Derzeit dominiert die visuelle Information. Doch Geräte der Zukunft sollten auch hier neue Wege gehen und die anderen Sinne wie Hören und Fühlen einbeziehen. Die Apple Watch zeigt mit der so genannten TapTick- Technik bereits, wie sich das anfühlen könnte.

Um ein Gerät mit einem "Zauber" zu belegen müssen einige Hürden überwunden werden, wie am Beispiel einer Waage gezeigt werden soll: Die erste Hürde liegt hier, wie bei den meisten anderen Geräten auch, im Erfassen und Speichern und der Daten. Die Waage muss also unser Gewicht messen und dauerhaft speichern können. Ist diese Hürde genommen, sollte sie außerdem die Möglichkeit bieten, die Art der Benutzung (Oberfläche) und die Verwendung (mögliche Optionen während der Verwendung) an den jeweiligen Nutzer anzupassen (Personalisierung). Damit ist auch die zweite Hürde genommen. Das Gerät sollte ihre Nutzer automatisch erkennen und - zusätzlich zum Gewicht - bei bestimmten Anwendern noch BMI und das Körperfett erfassen. Aber auch komplett andere Muster und Aktionen sind vorstellbar. So könnte die Waage, abhängig vom Wetter und den Resultaten der Messung, die Espressomaschine aktivieren und die Garage öffnen, weil es Zeit für die morgendliche Fahrradtour ist.

Die nächste Hürde kann durch die Integration von sozialen Netzwerken genommen werden. Die so genannte "Socialization", also das Einbeziehen von Freunden und sozialen Kontakten, generiert Motivation. Hier ist ein Vergleich der gemessenen Werte mit denen der Freunde in einer Health-Community denkbar. Ein nächster Schritt könnte "Gamification" heißen - zum Beispiel mit Belohnungen bei erfolgreicher Fettreduktion. Letzter Schritt wäre die "Storyfication". Hier fließen sämtliche Interaktionen mit den benutzten Devices ein, was weit über die derzeitig schnöde Punktesammelei hinausgeht: Nutzer und Geräte erleben eine gemeinsame Geschichte.

Der Weg in die Zukunft: 'System of Things'

Basierend auf dieser Idee sind weitere Zukunftsszenarien denkbar, wie etwa das "System of Things", das die komplette Vernetzung der magischen Objekte abbildet. So würde der Wecker zehn Minuten früher klingeln, da der Schirm bereits ein Regenschauer zur gewohnten Abfahrtszeit angekündigt hat. Das vernetzte Auto fährt autonom zur nächsten Raststätte mit freiem WLAN, da es weiß, dass wir das Meeting wegen des Staus nicht schaffen. Um dieses Szenario und die dafür nötigen Objekte zum Leben zu erwecken, mangelt es nicht an Apps, die stupide Daten und Messwerte anzeigen, sondern an innovativen Ideen und Geräten, die Informationen eigenständig verarbeiten und uns diese individuell, unauffällig und verständlich interpretieren, um die Interaktion von Mensch und Maschine auf ein Niveau zu bringen, das den ursprünglichen Zweck von Technologie verfolgt: Der Alltag soll nicht komplexer, sondern einfacher werden.

Verantwortlich für den Inhalt dieses Beitrags ist ausschließlich das herausgebende Unternehmen.

Verantwortlich für den Inhalt der Gastbeiträge sind die jeweils herausgebenden Unternehmen.

Ihr Gastbeitrag fehlt hier? Einfach Plus-Mitglied werden und dann zum Eintrag Ihres Unternehmens im Dienstleister-Verzeichnis hochladen.