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Wie sich die Hürden für das 'Internet der Dinge' aus dem Weg räumen lassen

02.07.2015 Digitalisierung und Vernetzung haben die ersten Stufen genommen. Jetzt geht es um den nächsten Schritt und der heißt: Internet of Things (IOT). Auf dieser Ebene, wenn Geräte selbständig miteinander kommunizieren und automatisch Handlungen ausführen, ergeben sich für Unternehmen völlig neue Geschäftsfelder. Doch bis dahin müssen noch einige Hürden genommen werden.

 (Bild: valtech)
Bild: valtech

Maschinen, die ihre eigene Wartung anfordern. Sensoren, die den Gesundheitszustand eines Patienten überwachen und im Notfall Alarm schlagen. Das Auto, das selbstständig von A nach B fährt - die Vernetzung von Maschinen, Geräten und Menschen über das "Internet der Dinge" verspricht laut aktueller Studien große Wachstumschancen. Nach Angaben von Accenture zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser könnte IoT bis zum Jahr 2030 rund 14,2 Billionen Dollar zur weltweiten Wirtschaftsleistung beitragen. IDC sagt für den weltweiten IoT-Markt für 2020 ein Volumen von 1,7 Billionen voraus. Während Gartner rund 25 Mrd. vernetzte Geräte bis 2020 erwartet, geht Cisco zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser von bis zu 50 Mrd. vernetzen Devices zu diesem Zeitpunkt aus. Doch im Moment befindet sich der Markt im Übergang, die viel beschworene digitale Transformation kommt gerade erst in den Unternehmen an, und Internet of Things ist ein Teil davon. Wirklich erfolgreiche Geschäftsmodelle lassen in diesem Bereich noch auf sich warten, Akteure aus allen Branchen tasten sich an die neuen Möglichkeiten heran. Wie können Unternehmen clevere Services entwickeln, um am Wachstum teilzuhaben?

Wo wir stehen

Die Technik wäre dann soweit. Jedenfalls in ihren schön abgeteilten Walled-Garden-Systemen, aber immerhin: Das Internet der Dinge steht in den Startlöchern. Günstige Funkmodule und Sensoren, erschwingliche Mobilfunktarife, der neue Standard IPv6 für genügend Internetadressen der vernetzten Geräte, damit sind die ersten Schritte gemacht. Geräte, Maschinen und Menschen lassen sich inzwischen einfach mit dem Internet verbinden und vernetzen. Cloudtechnologie macht die Speicherung von Daten und Abwicklung von umfangreichen Prozessen auf externen Servern ohne eigene lokale Speicherung möglich.

Doch das Internet der Dinge soll mehr sein, und zwar die intelligente Verbindung zwischen einzelnen Komponenten, und das möglichst automatisiert und mit einem Mehrwert für den jeweiligen Anwender. Die zweite Stufe der Vernetzung also, die wirklich smarte Services schafft.

Im Moment befindet sich die Wirtschaft in einer Übergangsphase der digitalen Transformation hin zum echten Internet of Things. Dieses "Inter"-net besteht zur Zeit aber noch aus einzelnen, nur auf Umwegen vernetzbaren Teilen und proprietären Netzen. Damit haben wir "Things Online" aber eben noch kein übergreifendes Netz. Will man wirklich mehrere Dinge und Geräte in diesen Netzen sinnvoll miteinander verbinden ist dies derzeit nur innerhalb eines Ökosystems möglich, eine Verbindung über diese Systemgrenzen hinaus gelingt kaum. Es wartet also noch viel Integrationsarbeit auf die Pioniere dieser neuen Technik.

Was bedeutet das Internet der Dinge genau?

Um den Begriff Internet der Dinge etwas klarer fassen zu können, müssen einige Begriffe genauer erklärt werden. Ein "Ding" im Internet der Dinge wird im allgemeinen durch folgende Eigenschaften definiert:

  • Es hat Sensoren, mit denen es Daten sammelt und über die eine Speicherung und /oder Auswertung möglich ist.
  • Es hat eine ID, mit der die Daten des jeweiligen Sensors in einen Kontext gesetzt werden können (zum Beispiel Position des Sensors, wenn er selber keine GPS Sensoren besitzt).
  • Es kommuniziert und interagiert mit anderen Geräten seiner Klasse und/oder mit dem Internet, um einen Mehrwert zu bieten.

Für die Unternehmen eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten, wenn die Grundprinzipien verstanden werden:

  • Ein Produkt physisch zu besitzen, verliert mit attraktiven Sharing-Modellen immer mehr an Bedeutung.
  • Es wird ein Wechsel von reinen Produkt- hin zu Serviceumsätzen stattfinden.
  • Neue Geschäftsmodelle eröffnen sich nicht mehr durch den Verkauf von physischen Produkten, sondern durch das Sammeln und Analysieren von Betriebsdaten, durch das Erstellen von Simulationen.
  • Das Aftersales-Geschäft wird gestärkt.
  • Es entstehen neue Wege der Wertschöpfung.
  • Wenn das eigene Know-how geteilt wird und Unternehmen offen sind für Partnerschaften und Allianzen (beispielsweise mit IT-Firmen, die das Software-Wissen mitbringen) bilden sich neue Ökosysteme und Wertschöpfungsketten.
  • Entwicklungsansätze verändern sich, Dienste werden stärker vom Kunden aus gedacht, agile Methoden finden mehr Verbreitung.
  • Durch eine Kombination von verschiedenen Daten können Unternehmen ihren Kunden helfen, deren Leistung zu steigern (B2B) oder sie an neuen Nutzererlebnissen teilhaben zu lassen (B2C).

Wo steht der Markt?

Viele Branchen sind bereits auf der Suche nach Einsatzfeldern für das Internet der Dinge. Auch der Mittelstand öffnet sich zunehmend für die Digitalisierung. Beispielsweise zeichnen sich folgende Geschäftsmodelle ab:

  • Predictive Maintenance: Auf der Basis gesammelter Daten zeichnet sich ab, ob bei einer Maschine oder einem Auto mit einer Störung gerechnet werden kann. Diese wird vorsorglich gemeldet und behoben, beispielsweise via Software-Update.
  • Physical Freemium: Hier erwirbt der Kunde mit dem Kauf eines physischen Gerätes einen digitalen Service oder ein digitales Gut gratis dazu, welches das physische Produkt erweitert oder ergänzt. Dies stellt meistens aber nur die Basis- Funktionalität dar und kann über einen Kauf noch erweitert werden.
  • Digital Add-on: Hier wird das physische Produkt mit sehr geringer Marge verkauft und später durch margenstarke digitale Produkte ergänzt.
  • Object Self Service: Dies meint das klassische Kühlschrank IoT Szenario, in welchem der Kühlschrank, bei Bedarf, selbstständig Milch nachbestellen kann.
  • Digitally Charged Products: Klassische physische Produkte werdenmit neuen Sensor-basierten digitalen Dienstleistungsbündel aufgeladen und mit neuem Wertversprechen positioniert.
  • Sensor as a Service: Die Idee, dass Sensordaten eines Gewerks gesammelt, aufbereitet und gegen Entgelt anderen Gewerken zur Verfügung gestellt werden, Anders als bei Digitally Charged Products stehen hier nicht mehr die datengenerierenden Produkte oder die resultierenden Dienstleistungen im Mittelpunkt, sondern die Daten selbst. Sie sind die primäre Währung, die es zu bewirtschaften gilt.

Wo hakt es noch?

Nicht nur bei Wearable Devices oder Smart Home - also im Konsumer-Bereich - müssen noch einige Hürden für den echten Durchbruch im Markt übersprungen werden. Auch um Industrie 4.0 mit stabilen Diensten und damit einhergehend Machine-to-Machine-Kommunikation in Echtzeit zu ermöglichen, müssen neue Voraussetzungen geschaffen werden:

  • Es braucht vor allem gemeinsame technische Standards, um aus den Walled Garden-Systemen ein erfolgreiches Zusammenspiel zu machen. Das sollte möglichst weltweit passieren, doch offene Schnittstellen sind derzeit rar.
  • Es muss ein rechtlicher Rahmen im internationalen Kontext geschaffen werden - denn wenn Maschinen automatisch Bestellungen tätigen und dabei Fehler passieren, wer haftet dann?
  • Auch zahlreiche Fragen des Datenschutzes und der Datenhoheit sind noch ungeklärt.
  • Um Wearable Devices zum Erfolg zu bringen, braucht es neue intelligente Energiekonzepte, da die Geräte längst noch nicht rund um die Uhr einsetzbar sind.
  • Um kritische Unternehmens-, Gesundheits- und Sicherheitsanwendungen in Echtzeit zu automatisieren, braucht es schnellere und zuverlässigere Netztechnik - Forscher arbeiten bereits an dem Standard 5G, der u.a. niedrigste Latenzzeiten bei gleichzeitig hohen Datenraten ermöglichen soll und damit das so genannte taktile Internet schafft.

Was ist künftig möglich?

  • Aus dem "Internet of Things" wird das "Internet of Everything". Die Vernetzung wird so selbstverständlich und allgegenwärtig, dass man sie kaum noch wahrnimmt. Das erweitert die Möglichkeiten, Marken-Kontaktpunkte zu schaffen und die Customer-Experience für die Kunden enorm zu erweitern. Unter dem Begriff "Pervasive computing" verbirgt sich die Vision, allgegenwärtig Daten von allem und jedem zu erfassen und zu verwerten. Daraus ergeben sich in Marketing und E-Commerce neue Möglichkeiten der Ansprache und der Vorhersage von Nutzerverhalten.
  • In der Industrie werden völlig neue Szenarien Realität, wie etwa Fernwartung über Augmented Reality-Anwendungen in Echtzeit.
  • Gesundheitsüberwachung wird zunehmend automatisiert und mit neuen Materialien verknüpft.
  • Autos werden zunehmend autonom fahren und aus den Umgebungsdaten das jeweilige Fahrverhalten ableiten.

Wie sich Unternehmen aufstellen sollten

Unternehmen haben nun die Chance, sich so aufzustellen, dass sie von den neuen Chancen profitieren können. Das jedoch setzt die Bereitschaft voraus, die eigenen Geschäftsmodelle zu überprüfen und zu verändern. Tun sie das nicht und verharren in ihrer Komfortzone, laufen sie Gefahr von erfinderischen Firmen, die sogar aus völlig anderen Branchen kommen, in ihren angestammten Kerngebieten überholt zu werden. Dafür sollten sich die Unternehmen öffnen für Partnerschaften, aber auch Expertise von außen einholen. Doch auch die technischen und regulatorischen Bedingungen müssen sich weiter entwickeln, wenn das Internet der Dinge zum Erfolg werden soll.

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