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Trust Barometer 2015: Deutsche haben Angst vor Innovationen und mißtrauen Unternehmen

26.01.2015 Ob selbstfahrende Autos 3D-Drucker oder Drohnen: in Deutschland ist die Angst vor schnellen Veränderungen besonders deutlich ausgeprägt. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des Edelman Trust Barometers 2015 zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser , einer globalen Umfrage zum Thema Vertrauen in und Glaubwürdigkeit von Regierungen, Wirtschaft Nichtregierungsorganisationen und Medien. Nur einer Institution trauen die deutschen mehr als vergangenes Jahr.

 (Bild: Trudi Raschdorf/pixelio.de)
Bild: Trudi Raschdorf/PIXELIO
Für die 15. Ausgabe des jährlichen Trust Barometers hat Edelman erstmals das Vertrauen in Innovationen untersucht - mit einem eindeutigen Ergebnis: In Deutschland sagen 57 Prozent der Befragten, die Geschwindigkeit, mit der neue Geschäftsideen entwickelt und sich Produktwelten verändern, sei zu hoch. Nur 21 Prozent bewerten Innovationszyklen als zu langsam. Auch global stehen die Menschen der sich immer schneller verändernden Technologielandschaft skeptisch gegenüber: 51 Prozent der Meinungsführer der 33.000 Befragten in 27 Ländern gehen Veränderungen zu schnell.

Mehr Vertrauen in Regierung, weniger in Unternehmen

Das geringe Vertrauen in Innovationen ist Teil eines allgemeinen Vertrauensrückgangs in Deutschland. Der Trust-Index sank gegenüber dem vergangenen Jahr signifikant um sieben Prozentpunkte auf 50 Prozent. Gründe sind die deutlichen Rückgänge des Vertrauens in Unternehmen (minus zwölf Prozentpunkte), NGOs (minus zehn Prozentpunkte) und Medien (minus neun Prozentpunkte). Nur die deutsche Regierung konnte sich diesem Trend entgegenstemmen und das Vertrauen um einen Prozentpunkt auf 50 Prozent erhöhen - im historischen Rückblick ein sehr hoher Wert.

Unternehmen müssen aktiv zuhören und kommunizieren

 (Bild: Edelmann)
Bild: Edelmann

Der Schlüssel zu nachhaltigem wirtschaftlichen Erfolg heißt - neben notwendigen Innovationen - Vertrauen. Fehlt es, sagen 51 Prozent der Befragten in Deutschland, dass sie Produkte oder Dienstleistungen nicht kaufen. Im Gegensatz dazu geben 77 Prozent an, Angebote von Marken anzunehmen, die sie für glaubwürdig halten. 52 Prozent kritisieren Unternehmen, im Gespräch mit Freunden und Kollegen, wenn sie sie nicht für vertrauenswürdig halten. Dagegen empfehlen 57 Prozent "ihre" Marken und Unternehmen.

Im Edelman Trust Barometer 2015 formulieren die Befragten klare Forderungen an Unternehmen: Sie sollen mit ihren Produkten und Dienstleistungen einen Beitrag zu einer produktiveren Gesellschaft leisten. Dabei ist die Mehrheit der Befragten (72 Prozent) der Meinung, dass Unternehmen gleichzeitig ihre Gewinne erhöhen und die wirtschaftlichen und sozialen Lebensumstände verbessern können. Damit dies gelingen kann, verlangen die Menschen nach mehr Sorgfalt und fordern mehr Transparenz. 57 Prozent der Befragten glauben, Produkte werden nicht ausreichend getestet, bevor sie auf den Markt gebracht werden. Unternehmen können Vertrauen schaffen, indem sie beispielsweise Testergebnisse veröffentlichen (von 73 Prozent gefordert) oder sich glaubwürdige Partner aus Wissenschaft oder NGOs suchen (von jeweils 63 Prozent gefordert).

Das Edelman Trust Barometer 2015 zeigt einen Zusammenhang zwischen allgemeinem Vertrauen (Trust Index Wert) und der Bereitschaft, Innovationen anzunehmen. Grundsätzlich sind die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern offener für Innovationen als in Industrieländern (65 Prozent bzw. 44 Prozent). In Deutschland, Frankreich und Spanien ist die Bevölkerung im Allgemeinen skeptischer gegenüber technologischen Neuentwicklungen als beispielsweise in den vier Ländern mit dem höchsten Trust Index Wert: die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien, Indonesien und China.

Blickt man genauer auf bestimmte technologische Neuentwicklungen, dann zeigen sich eklatante Vertrauenslücken: Fracking, die Förderung von Gas oder Öl aus Gesteinsschichten, bringen nur 21 Prozent der Befragten in Deutschland Vertrauen entgegen (weltweit 47 Prozent). Auch die Informationstechnologie steht vor einer großen Herausforderung in Sachen Glaubwürdigkeit: Cloud Computing vertrauen nur 30 Prozent (weltweit 55 Prozent), mobilen Gesundheits- und Fitnessmessern nur 33 Prozent (weltweit 59 Prozent), elektronischen und mobilen Zahlungsdiensten nur 48 Prozent (weltweit 69 Prozent).

Unternehmen müssen sich Vertrauen immer wieder neu verdienen

Im weltweiten Branchenvergleich bleibt der Technologiesektor weiter Spitzenreiter (78 Prozent global, 66 Prozent in Deutschland). Aber in 70 Prozent der Länder halten die Befragten Technologie-Unternehmen für weniger glaubwürdig als im Vorjahr. Auf Platz zwei und drei folgen Consumer Electronics (75 Prozent) und die Automobilindustrie (71 Prozent). Das Schlusslicht bilden der Finanzsektor (54 Prozent), Banken (53 Prozent) und Medien (51 Prozent).

Die Zahlen zeigen auch: Eine allgemein hohe Glaubwürdigkeit einer Branche bedeutet nicht automatisch, dass die Menschen allen Produkten oder Dienstleitungen vertrauen, die diese Unternehmen anbieten. Während der Technologiebranche das höchste Vertrauen entgegengebracht wird, trauen nur 37 Prozent der Befragten in Deutschland Technologieunternehmen zu, dass sie z.B. Cloud Computing Dienste verlässlich implementieren können. "Unternehmen können sich nicht auf einem hohen Vertrauenswert für die Branche ausruhen, sie müssen sich Vertrauen immer wieder neu verdienen und ihren Beitrag innerhalb der Gesellschaft kommunizieren, insbesondere, wenn sie innovative Angebote schaffen", sagt Marell.

Der Chief Engagement Officer muss Transparenz schaffen

Neben dem Vertrauensrückgang in Unternehmen verlieren auch CEOs weiterhin an Glaubwürdigkeit. Mit nur 28 Prozent ist das Vertrauen in sie gegenüber dem Vorjahr um neun Prozentpunkte gesunken. An der Spitze des Vertrauensrankings stehen nach wie vor Menschen wie Du und ich (70 Prozent). Experten aus Industrie oder Wissenschaft (66 Prozent) haben um sechs Prozentpunkte an Glaubwürdigkeit zugelegt.

Traditionelle Medien verlieren Vertrauen

Wer Dialog führen will, muss wissen wo. Denn in einer diversifizierten und sich schnell verändernden Medienwelt ändert sich auch die Bedeutung der unterschiedlichen Medienkanäle. In Deutschland haben traditionellen Medien wie Zeitungen und Zeitschriften sowie Fernseh- und Rundfunksender deutlich an Vertrauen eingebüßt. Nur noch 66 Prozent der Befragten halten diese Medien für glaubwürdig, elf Prozentpunkte weniger als noch ein Jahr zuvor. Dennoch wird traditionellen Medien hierzulande weiter das größte Vertrauen entgegengebracht, wenn es um Nachrichten und allgemeine Informationen geht. Erst mit deutlichem Abstand folgen Internet-Suchmaschinen (47 Prozent), Hybrid-Medien wie Blogs oder Nachrichten-Websites (36 Prozent) sowie soziale Medien (31 Prozent) und unternehmenseigene Publikationen (30 Prozent).

Dieses Ergebnis steht in einem deutlichen Gegensatz zur internationalen Entwicklung. Weltweit haben Internet-Suchmaschinen (64 Prozent) in diesem Jahr zum ersten Mal die traditionellen Medien (62 Prozent) als glaubwürdigste Quelle abgelöst. Auch soziale Medien und Unternehmenspublikationen gewannen deutlich an Vertrauen (jeweils plus drei Prozentpunkte auf 48 bzw. 47 Prozent).
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