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Datenschutz-Experte: Strafe für den IAB erging vollkommen zu Recht
10.02.2022 Die belgische Datenschutzbehörde L'Autorité de protection des données (APD) hat entschieden, dass der digitale Marktstandard für Nutzereinwilligungen, das Transparency and Consent Framework (TCF), in einigen Punkten gegen die DSGVO verstößt. Der Branchenverband IAB Europe muss Strafe zahlen und nachbessern, sonst droht das Aus. Während Branchenverbände wie der BVDW und Marketeers Kritik daran üben, begrüßt Datenschutzexperte Christian Bennefeld in einem Gastkommentar die Entscheidung gegenüber iBusiness.
Allein der Name zeigt das Blendwerk des Branchenverbands IAB deutlich: Trusted Consent Framework - zu Deutsch etwa "(Technisches) Grundgerüst für vertrauensvolle Einwilligungen", eigentlich der (!) technische Consent-Standard in der Werbewelt. Doch was dazu bestimmt war, Nutzereinwilligung zur Datenerhebung und -verarbeitung rechtskonform einzuholen, erfüllt diesen Anspruch keineswegs.
Warum? Wer als Website-Besucher schon einmal versucht hat, der Ausspähung seiner Surfgewohnheiten im Rahmen des TCF zu widersprechen, der weiß, wovon ich spreche. Das Recht des Nutzers, frei und unbeeinflusst zu bestimmen, wer sein Surfprofil erhält (und wer nicht!), wird nicht nur durch einen großen "Einwilligen"-Button untergraben. Auch Optionen zum Widerspruch werden versteckt und so verklausuliert, dass hier nicht mehr von informationeller Selbstbestimmung die Rede sein kann.
Ein ebenso wichtiges wie notwendiges Signal ist daher die Entscheidung der belgischen Aufsichtsbehörde, dem scheinheiligen Tun der IAB ein Ende setzen zu wollen. Doch statt Einsicht hat der internationale Verband der Online-Werbetreibenden Konter angekündigt. Es zeichnet sich ein langjähriger Rechtsstreit ab, bei dem der Verlierer heute bereits feststeht: der Nutzer, der nicht nur seine Privatsphäre und Selbstbestimmtheit gefährdet sieht, sondern dessen Vertrauen offenbar dreist missbraucht und untergraben wird. Denn statt ihn und die Datenschutzgesetze zu respektieren, sammeln Online-Medien fleißig weiter persönliche Daten, übermitteln sie womöglich in unsichere Drittländer wie die USA, wo Behörden ungehindert auf alle Daten zugreifen können, und scheinen sich dabei einzig um ihren eigenen Profit zu bemühen, der sich dank der Nutzerdaten weiter steigern lässt.
Dank der belgischen Aufsichtsbehörde ist dieses falsche Spiel nun enttarnt. Für alle Internetnutzer der Aufruf, noch vorsichtiger zu sein, und für alle Datenhungrigen die Mahnung, dass ihre Maschen nicht unentdeckt bleiben werden. Und die Konsequenzen reichen weit über empfindliche Bußgelder hinaus. Denn Vertrauen kann man nicht erzwingen, das muss man sich verdienen!"
Christian Bennefeld gründete die etracker GmbH , ein Unternehmen für Website-Analyse und Online-Marketing-Optimierung, hier erkannte er die Gefahren der umfassenden Internet-Profilbildung und erschuf 2014 mit der eBlocker GmbH ein Gegenmodell. Heute fokussiert sich der Unternehmer ehrenamtlich auf die Einhaltung des Datenschutzes und den Schutz der Privatsphäre.