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Nicht nur bei Hate-Kommentaren: Display klopft Nutzern auf die Finger
01.04.2019 Erinnern Sie sich daran, wie Ihre Mutter Ihnen auf die Finger geklopft hat, wenn Sie als Kind etwas Ungehöriges oder Unanständiges gemacht haben? Forscher der Uni Saarland haben jetzt ein Display entwickelt, das genau das kann: Es klopft dem Nutzer auf die Finger.
Fährt der Smartphone-Nutzer mit der Fingerspitze über das Display, ist da an einer Stelle plötzlich ein Klopfen. Darunter entsteht wie von Zauberhand ein Button. Durch Klopfen oder Vibrieren kann das Display den Finger des Smartphone-Nutzers durch das Menü führen. Oder zu Tasten und Buttons, die an beliebiger Stelle entstehen und wieder verschwinden. Damit eröffnen sich bei Computerspielen, der Internetsuche und auch für Navigationsgeräte neue Möglichkeiten.
Eine auf den ersten Blick unspektakuläre Silikonfolie - nicht unähnlich der handelsüblichen Frischhaltefolie - legt die Basis für eine neue Generation von Displays. "Es handelt sich um ein so genanntes dielektrisches Elastomer", erklärt Professor Seelecke, dessen Arbeitsgruppe für die Folien auf internationalen Konferenzen bereits mehrfach ausgezeichnet wurde.
Die Ingenieure drucken hierbei auf eine hauchfeine Kunststoff-Membran eine elektrisch leitfähige Schicht auf. Dadurch können sie eine elektrische Spannung anlegen: Die "Elektroaktivität" der Folie bedeutet, dass sie sich in der einen Richtung zusammenziehen und in die andere Richtung dehnen kann. "Aufgrund der elektrostatischen Anziehungskräfte drückt sich das Polymer zum Beispiel zusammen und dehnt sich nach außen hin aus", erläutert Steffen Hau , promovierter Ingenieur aus Seeleckes Team. Verändert der Forscher das elektrische Feld, vollführt die Folie verschiedenste Choreografien und gibt beliebige Signale: vom hochfrequenten Vibrieren über spezifische Impulse wie bei einem Herzschlag bis hin zu stufenlosen Hub-Bewegungen. In ihrem Prototyp, den die Wissenschaftler auf der Hannover Messe zeigen, haben sie die Folien mit einem Smartphone-Display kombiniert. Sie lassen so nicht nur virtuelle Buttons entstehen, sondern eröffnen dem Display zusätzliche Funktionen.
Mit einer Regelung über Algorithmen wird aus dem Stück Kunststoff ein technisches Bauteil, das die Ingenieure gezielt ansteuern können. "Wir setzen dabei die Folie selbst als Positions-Sensor ein. Das Display hat damit zugleich sensorische Eigenschaften. Weitere Sensoren benötigen wir nicht", sagt Hau. Die Forscher können jede einzelne Stellung der Folie exakt den entsprechenden Messwerten der elektrischen Kapazität zuordnen. Dadurch wisse man immer, wie sich das Polymer gerade verformt. Mit den Messwerten der elektrischen Kapazität können die Forscher auf die jeweilige mechanische Auslenkung der Folie rückschließen. Indem man die elektrische Spannung verändere, könne man die Folie präzise ansteuern. In einer Regelungseinheit lassen sich die Bewegungsabläufe exakt vorausberechnen und programmieren.