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Bitkom: Zahlungsbereitschaft für Online-Journalismus steigt
23.06.2016 Eine Studie des Bitkom macht der gebeutelten Verlagsbranche Hoffnung: Die Zahlungsbereitschaft unter den Online-Nutzern steigt, 36 Prozent zahlen bereits für journalistische Inhalte. Jetzt ist Content für mobile Geräte und Online-Plattformen gefragt.
22 Prozent der Internetnutzer zahlen eine monatliche Pauschale und 20 Prozent haben in den letzten zwölf Monaten für einzelne Artikel oder Ausgaben Geld ausgegeben. Einem Drittel (32 Prozent) sind die Digitalangebote zu teuer. Dagegen halten nur noch 9 Prozent das Bezahlen im Internet für zu kompliziert. Bei einer Bitkom-Befragung im Jahr 2013 waren es noch 32 Prozent, seitdem ist dieser Wert kontinuierlich gesunken. Wer nicht bereit ist, für Nachrichten und ähnliche Inhalte zu bezahlen, führt vor allem die große Menge kostenloser Angebote als Grund seiner mangelnden Ausgabebereitschaft an (73 Prozent).
Trotz einer steigenden Zahlungsbereitschaft haben sich Abrechnungsmodelle für journalistische Inhalte im Internet bei den Verlagen noch nicht in der Breite durchgesetzt. Das zeigt eine repräsentative Umfrage unter Geschäftsführern und Vorstandsmitgliedern von 148 Medienunternehmen im Auftrag des Bitkom.
- 41 Prozent der Anbieter journalistischer Inhalte geben an, dass sie Abrechnungsmodelle für journalistischen Content haben.
- 31 Prozent setzen auf das Freemium-Modell, bei dem nur als besonders hochwertig eingestufte Inhalte bezahlt werden müssen.
- 15 Prozent haben eine Bezahlschranke (Paywall) für alle Inhalte eingeführt.
- 7 Prozent nutzen ein Kontingentmodell, bei dem die kostenlose Nutzung mengen- oder zeitmäßig beschränkt ist.
- Aber zugleich sagen 59 Prozent der Manager auch, dass sie sämtliche Inhalte kostenlos anbieten.
Print-Formate verlieren noch weiter an Bedeutung
Die Digitalisierung führt dazu, dass Verlage ihre bestehenden Angebote laufend anpassen und neue Produkte auf den Markt bringen müssen. Unwirtschaftliche Produkte verschwinden früher oder später. Aus Sicht der befragten Experten werden Print-Formate wie Tageszeitungen, Wochenzeitungen und Zeitschriften in kommenden Jahren noch weiter an Bedeutung verlieren. Schon seit Jahren sinken die Printauflagen der Tageszeitungen und zahlreicher anderer Print-Titel, weil sich die Menschen zunehmend im Internet informieren. "Online-Medien, Video-Streaming-Dienste und Internet-Radio werden in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen", sagte Bitkom-Vizepräsident Achim Berg bei der Vorstellung der Studienergebnisse.Bei den Online-Medien gehen 71 Prozent der Befragten davon aus, dass Suchmaschinen für die Verbreitung journalistischer Angebote noch wichtiger werden, als sie es heute bereits sind. 70 Prozent erwarten einen Bedeutungszuwachs für Video-Plattformen wie Youtube . 61 Prozent sehen Messenger wie WhatsApp im Kommen, 53 Prozent Kurznachrichtendienste wie Twitter und 49 Prozent soziale Netzwerke wie Facebook oder Xing .
Auf den Trend zur mobilen Nachrichtennutzung haben die Anbieter journalistischer Inhalte ebenfalls reagiert. 92 Prozent der befragten Medienunternehmen haben eine mobile Website, bei der sich die Inhalte an unterschiedliche Bildschirmgrößen anpassen. Zwei Drittel (67 Prozent) haben eine oder mehrere Smartphone-Apps im Angebot und gut die Hälfte (55 Prozent) eine Tablet-App. Ein Viertel (25 Prozent) bietet ein digitales E-Paper an, bei dem in der Regel die Zeitung als PDF-Datei zur Verfügung gestellt wird. "Journalistische Inhalte werden zunehmend für unterschiedliche Nutzungssituationen, Zielgruppen und Gerätetypen aufbereitet", sagte Berg. Zum Beispiel eignen sich Smartphone-Apps für den schnellen Nachrichtenüberblick unterwegs, Tablet-Apps oder E-Paper für gemütliches Lesen auf dem Sofa oder Websites für Berufstätige, die sich in der Mittagspause über das aktuelle Geschehen am Computer informieren wollen.
Roboterjournalismus kommt
Die befragten Medienmanager rechnen damit, dass sich das Berufsbild des Journalisten in den kommenden Jahren wandeln und die Digitalisierung bei der Erstellung journalistischer Inhalte eine Rolle spielen wird. So gehen 40 Prozent davon aus, dass in zehn Jahren journalistische Texte automatisch von Algorithmen erstellt werden. Schon heute kommt der so genannte Roboter-Journalismus in einigen Redaktionen bei der Erstellung einfacher Standardtexte, wie Börsenberichten, Verkehrsmeldungen oder Wettervorhersagen zum Einsatz. "Intelligente Software kann Journalisten von eintönigen Routinetätigkeiten entlasten, ihn aber nicht ersetzen", betonte Berg. "Fundierte Analysen, investigative Recherchen oder meinungsstarke Kommentare werden auch in Zukunft Markenzeichen von Qualitätsjournalismus sein." Digitale Systeme eröffnen Journalisten schon heute bei der Recherche zusätzliche Möglichkeiten. Für die Zukunft gehen 51 Prozent der befragten Medienmanager davon aus, dass Daten-Journalisten mit Hilfe spezieller Software unbekannte Zusammenhänge aufdecken werden.Grundlage der Angaben sind zwei Umfragen, die Bitkom Research durchgeführt hat. Dabei wurden 148 Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder von Unternehmen der Medienbranche (Verlage, TV, Hörfunk) ab 20 Mitarbeitern befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für diesen Wirtschaftszweig. Zudem wurden 1.023 Internetnutzer ab 14 Jahren befragt. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Frage zu Ausgaben für Online-Inhalte lautete: "Haben Sie in den letzten 12 Monaten für Nachrichten bzw. journalistische Inhalte im Internet Geld bezahlt?"