Zum Dossier 'Temu-Strategie'
Computer im Unterricht machen die Schüler nicht automatisch schlauer
20.03.2015 Der Einsatz von Computern im Schulunterricht bewirkt im Durchschnitt keine besseren Ergebnisse der Schüler in Mathematik und Naturwissenschaften. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des IFO-Institutes. Doch die Effekte sind komplex - und durchaus positiv.
Der durchschnittliche 'Null-Effekt' sei ernüchternd, aber häufig belegt. Neu ist das Ergebnis, dass er die Kombination aus positiven und negativen Teil-Effekten ist. Würden Computer also mehr zur Informationssuche und weniger für Übungszwecke eingesetzt, so ließen sich bessere Effekte des Computer-Einsatzes im Unterricht erzielen.
"Viele Befürworter erhoffen sich von computerbasierten Unterrichtsmethoden einen technologischen Durchbruch, der das Bildungswesen grundlegend revolutioniert", sagt Wößmann. "Unsere Befunde zeigen, dass eine qualitative Verbesserung des Unterrichts nur dann eintreten wird, wenn der Computereinsatz auf sinnvolle Anwendungen mit echtem Mehrwert fokussiert wird." Allerdings: Mögliche Effekte auf die Fähigkeit, mit Computern umzugehen, wurden nicht untersucht. Die Ergebnisse beziehen sich auf Auswirkungen auf Schülerleistungen in den klassischen Unterrichtsfächern.
Diese Ergebnisse sind deshalb wichtig, weil viel Geld in die Ausstattung von Schulen mit Computern und Internetzugang investiert wird. Befürworter erhoffen sich von computergestützten Unterrichtsmethoden, die traditionellen Frontalunterricht ablösen, wesentliche Verbesserungen der schulischen Leistungen. Die Autoren der ifo-Studie interpretieren die Befunde so, dass der Einsatz von Computern zu Übungszwecken Unterrichtszeit raubt, die auf andere Weise - etwa mit traditionellen Lehrmethoden - besser eingesetzt wäre. Im Gegensatz dazu scheint die Unterrichtszeit vergleichsweise zielführend genutzt zu werden, wenn Computer zur Suche von Informationen und Ideen genutzt werden.
Um zu den empirischen Ergebnissen zu gelangen, nutzten die Autoren moderne mikroökonometrische Methoden, die es erlauben, über die Beobachtung reiner Korrelationen hinaus näher an die Schätzung kausaler Effekte zu gelangen. Die gefundenen Effekte sind insgesamt stärker für Kinder aus sozio-ökonomisch bessergestellten Haushalten und treten vor allem in entwickelten Ländern auf.