Trotz Krise: "Kundenservice" schlägt "günstige Preise"
18.10.2022 Das Image von Unternehmen hängt maßgeblich von der Kundenservicequalität ab - und die Ansprüche der Verbraucher bleiben auf allen Kanälen weiterhin sehr hoch. Gerade Chatbots sind sehr unbeliebt, auch wenn immer mehr Unternehmen die Kunden zu deren Nutzung drängen.
Dies ist das Ergebnis der Studie "Der Kundenservice Barometer ", die im Auftrag der Armonia Deutschland GmbH von AC Süppmayer GmbH durchgeführt wurde.
Auf Grund der Inflation und der allgemeinen Krise ist die Frage nach der Relevanz der Kundenservicequalität im Vergleich zu günstigen Preisen dieses Jahr besonders interessant. Für 88 Prozent der Konsumenten ist die Qualität des Kundenservice immer noch maßgebend für Ihre Kaufentscheidung. Dabei spielt das Geld weiterhin nicht die Hauptrolle: 48 Prozent geben an, dass ihnen guter Service wichtiger ist als günstige Preise, trotz aktueller Krise. 46 Prozent geben an, dass sie eher nach günstigen Preisen gehen würden. Diese Werte haben sich 2022 zum ersten Mal angenähert. Zwar sind günstige Preise weiterhin nicht der wichtigste Einflussfaktor in der Kaufentscheidung, jedoch ist, wahrscheinlich krisenbedingt, eine Verlagerung Richtung "günstigerer Preis" erkennbar.
Telefon wieder stärkster Kanal
Die Nutzung der Kundendienste im Allgemeinen ist leicht zurück gegangen von 73 Prozent in 2021 auf 71 Prozent 2022. Seit der ersten Veröffentlichung der Studie in 2019, überholte der EMail-Kanal letztes Jahr erstmals das Telefon als meist genutztes Kontaktmedium. Dieses Jahr gab es einen Rückgang des EMail-Kanals (von 51 Prozent auf 48 Prozent), wodurch das Telefon mit unveränderten 50 Prozent wieder auf dem ersten Platz liegt. Der Chatbot wird immer häufiger genutzt, von 2019 bis 2022 steigerte sich die Nutzung von 12 Prozent auf 26 Prozent - gleichzeitig ist das Vertrauen und die Zufriedenheit auf diesem Kanal am geringsten.Bei den Kanälen Social Media oder der Internetseite sind kaum Veränderungen zum Vorjahr sichtbar. In 6 Prozent der Fälle wenden sich die Verbraucher per Facebook an das Unternehmen (Vorjahr: 7 Prozent) und in 31 Prozentwird zunächst eine Antwort auf der Internetseite gesucht (Vorjahr: 34 Prozent). Die Nutzung der Kanäle spiegelt sich auch in dem Vertrauen in den jeweiligen Kanal wider: 87 Prozent der Befragten geben an, dass sie großes bis sehr großes Vertrauen in den Telefonkanal haben. Bei dem EMail-Kanal ist das Vertrauen mit 89 Prozent noch größer. Dem direkten Chat über die Firmenwebsite vertrauen 75 Prozent, dem Chatbot wiederum nur 47 Prozent. Das Vertrauen in den Facebook-Kanal liegt bei 64 Prozent.
Während seit 2019 Telekommunikationsunternehmen und Versicherungen zu den am meisten kontaktierten Unternehmen gehörten, liegt dieses Jahr die Branche E-Commerce / Online-Handel mit 45 Prozent auf Platz 1. Es folgen Telekommunikation (37 Prozent) und Versicherungen (35 Prozent).
Chatbot: Erreichbarkeit vs. Zufriedenheit
Neue digitale Kontaktmöglichkeiten werden vor allem dann wichtig, wenn ein Anliegen schnellstmöglich bearbeitet werden soll. Die Nutzung des Chatbots steigt daher wenig überraschend von 12 Prozent im Jahr 2019 auf 26 Prozent in 2022. Der Grund für die Nutzung ist laut Studie immer noch eindeutig die Tatsache, rund um die Uhr Kontakt aufnehmen zu können. Im Ranking um das Vertrauen und die Zufriedenheit schneidet der Bot jedoch nicht gut ab: nur 47 Prozent geben an, dass sie dem Kanal vertrauen (im Vergleich dazu liegt zum Beispiel der Live-Chat bei 74 Prozent) . Ähnlich sieht es bei der Zufriedenheit aus: 58 Prozent sind mit der Leistung des Bots sehr zufrieden bis zufrieden, während nach einem Live-Chat 76 Prozent zufrieden bis sehr zufrieden aus dem Gespräch gehen. Die steigende Nutzung der Chatbots könnte auch in direktem Zusammenhang mit der steigenden Anzahl dieser zu tun haben: immer mehr Unternehmen entscheiden sich für die Einführung eines Bots oder Assistenten, um Kapazitäten freizulegen und einfache Anliegen ohne direkten Einsatz von "Manpower" lösen zu können.Erwartungshaltungen und Ärgernisse
Im Ranking der größten "Ärgernisse" im Kontakt zu einem Kundenservice geben 65 Prozent der Verbraucher in der Studie an, dass lange Wartezeiten bis zum ersten Kontakt mit dem Kundenbetreuer sie am meisten verärgern. Somit bleibt die Wartezeit unverändert auf Platz eins. Knapp die Hälfte akzeptiert am Telefon eine Wartezeit von höchstens 4 Minuten. Knapp 40 Prozent erwarten nach höchstens einer Minute mit einem Ansprechpartner zu sprechen. Bei Anfrage via E-Mail erwarten 34 Prozent der Deutschen eine Reaktion innerhalb von 8 Stunden - weitere 36 Prozent empfinden eine Antwortdauer innerhalb von 24 Stunden noch als akzeptabel. Auch im Chat sind die Ansprüche hoch: 17 Prozent erwarten umgehend (sofort) eine Antwort, während 35 Prozent eine Wartezeit von 2-4 Minuten akzeptabel finden (Wartezeit bis zur Betreuung durch einen Mitarbeiter).Mit 46 Prozent liegt das Wiederholen des Anliegens auf dem zweiten Platz der "Unannehmlichkeiten". Unverändert zum letzten Jahr geben 32 Prozent an, dass sie sich ärgern, wenn die Fachkenntnisse zu den Produkten oder gewissen Serviceleistungen mangelhaft sind und nicht beantwortet werden können.