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Kellog gewährt Belegschaft "Recht auf Rückzug" in schwierigen Lebensphasen
24.02.2023 Jeder Mensch erlebt Lebensphasen mit Schicksalsschlägen oder gesundheitlichen Problemen. Kellog will deshalb mit seiner neuen Policy ein Zeichen setzen und eine Debatte zu gesellschaftlichen Tabuthemen anregen.
Die Angst vor Tabuthemen nehmen
Bei Erkältungssymptomen sei es völlig normal, sich krankzumelden, um gesund zu werden. Es gebe jedoch physisch und psychisch sehr belastende Situationen im Leben, die Menschen unfähig machen, dem Beruf wie gewohnt nachzugehen. "Doch das anzusprechen und um eine Auszeit zu bitten, ist in unserer Gesellschaft nach wie vor tabu", argumentiert das Unternehmen. Über Themen wie Schwangerschaftsverlust, unerfüllter Kinderwunsch, Menopause oder Gender Transition zu sprechen, ist schwierig - vor allem am Arbeitsplatz. Kellog will diese Tabuisierung beenden und sieht sich als Vorreiter mit seiner Policy.Keine klaren Regeln in der deutschen Arbeitspolitik
Kellog kritisiert eine zurückhaltende Unternehmenspolitik in Deutschland, die solche physischen und psychischen Ausnahmesituationen nur unzureichend berücksichtige. So haben beispielsweise Paare, die vor dem sechsten Schwangerschaftsmonat ein Kind verlieren, keinen Anspruch auf Erholungstage. Bei Kellog können sie nun 14 Tage zusätzlichen bezahlten Genesungsurlaub erhalten. Auch bei Wechseljahrsbeschwerden gibt es keine klaren Regelungen in der deutschen Arbeitspolitik. Obwohl Frauen in der Menopause mitunter so sehr leiden, dass sie in den Vorruhestand gehen. Ebenso kann eine Hormontherapie bei unerfülltem Kinderwunsch einen körperlichen und seelischen Ausnahmezustand darstellen. Diesen Mitarbeitenden sichere Kellog Akzeptanz und Beistand zu.Recht auf Auszeit in lebensverändernden Situationen
Der in Hamburg ansässige Konzern richtet seine Offensive nicht nur nach innen an die eigene Belegschaft. "Wir wollen diesen Tabuthemen die angemessene öffentliche Aufmerksamkeit geben", betont Daniela Cocirta , Human Resources Lead bei Kellog DACH. "Mit unserer neuen Policy möchten wir einen deutlichen Beitrag zu mehr Vielfalt, Fairness und Inklusion am Arbeitsplatz leisten und eine Kultur schaffen, in der sich die Menschen jederzeit sicher fühlen, ganz gleich in welcher Lebensphase sie sich befinden." Deshalb dürfen sich Kellog-Mitarbeitende in "lebensverändernden Situationen eine Auszeit zur seelischen und körperlichen Genesung nehmen - unabhängig von der Dauer ihrer Betriebszugehörigkeit."Führungskräfte werden im Umgang mit Betroffenen geschult
Der Konzern leitet Maßnahmen ein, die den Arbeitsalltag verbessern und als Leitfaden für das gesamte Unternehmen dienen sollen. "Uns ist es wirklich wichtig, dass Menschen den Mut aufbringen, über ihre belastenden Themen zu sprechen, und dabei ernstgenommen zu werden", sagt Oliver Bruns , Geschäftsführer Kellogg Deutschland. "Um in dieser Hinsicht eine offene Kultur zu fördern, werden wir Führungskräfte entsprechend schulen, damit ihre Aufmerksamkeit und ihr Verständnis für diese komplexen Situationen geschärft werden und sie einfühlsam damit umgehen können.""Recht auf Rückzug" und flexible Arbeitsmodelle
Mit dem "Recht auf Rückzug" gewährt Kellog künftig betroffenen Eltern, die ein Baby verlieren, zwei Wochen Auszeit bei voller Bezahlung, ohne dass ein ärztlicher Nachweis erforderlich ist. Für die Genesung gibt es keine zeitliche Begrenzung, nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz sind weitere freie Genesungstage möglich. Auch für alle ärztlichen oder therapeutischen Termine in Verbindung mit dem Verlust, werden die Betroffenen beurlaubt. Kellog bietet darüber hinaus flexible Arbeitszeitmodelle wie eine stufenweise Rückkehr zur Arbeit, mehr Pausen und Zeit abseits des Computers oder vorübergehendes Reduzieren der Arbeitszeit. Das gilt auch für Mitarbeitende mit unerfülltem Kinderwunsch, um sie bei einer Fruchtbarkeitsbehandlung oder In-vitro-Fertilisation (Methode zur künstlichen Befruchtung) zu unterstützen. Betroffene dürfen bis zu dreimal fünf Tage bezahlten Urlaub in einem Zeitraum von zwölf Monaten nehmen.Frauen in den Wechseljahren werden in ihrem Arbeitsumfeld unterstützt, etwa mit Ventilatoren am Schreibtisch oder Wohlfühlräumen, in die sie sich zurückzuziehen können. Sie können zudem ihre Arbeitsbedingungen flexibler gestalten, was Arbeitsort, Arbeitszeiten oder das Teilnehmen an Terminen betrifft. Auch Mitarbeitende, die sich einer Geschlechtsangleichung unterziehen, werden unterstützt. Abwesenheiten für Therapien oder medizinische Eingriffe werden genauso behandelt wie jede andere Operation oder notwendige ärztliche Behandlung.
"Wir sind das erste Unternehmen in Deutschland, das sich in diesem Umfang offen für Akzeptanz und Beistand für Mitarbeitende in schweren Lebensphasen einsetzt", sagt Daniela Cocirta. "Wir verankern diese Tabuthemen offiziell in unserer Policy und wollen damit Vorbild für eine faire und vielfältige Arbeitspolitik sein." Ein weiterer Grund dürfte sein, dass Kellog mit dieser Offensive das Employer Branding und seine Attraktivität als potenzieller Arbeitgeber stärken kann.