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Technologieexplosion
07.03.2024 Digital-Entscheidungstragende und Agenturverantwortliche geraten zunehmend unter Stress, weil sich das technologische Hamsterrad immer schneller dreht.
Inzwischen scheint ein Tippingpoint erreicht, längst sprechen Interaktiv-Entscheider in Industrie und Dienstleistungsunternehmen von einer (immer weniger beherrschbaren) "Technologieexplosion". Allein das Tempo der technologischen Neuerungen im Bereich Künstliche Intelligenz verdeutlicht, dass es auch Digitalprofis zunehmend überfordert, den Entwicklungen zu folgen und sie zu verstehen. Allein 13.308 relevante Martech-Unternehmen gibt es nach letzter Zählung weltweit - ein Drittel mehr als noch vor einem Jahr. Die Mehrheit des Wachstums stammt (wen wundert es) aus dem KI-Umfeld - von den zigtausenden von Startups gar nicht zu reden.
Die Zahl der digitalen Tools, Lösungen, Werkzeuge und Kanäle wächst explosionsartig. Niemand kann hier einen vollständigen Überblick haben. Eigentlich kein Problem, wäre da nicht die Digital-FOMO, die Fear of Missing Out. Was ist, wenn ich als Chief Digital Officer den heiligen Gral der digitalen Welt für mein Unternehmen verpasse - das "next big Thing"? Der Alptraum: Alle machen iPhone, nur mein Unternehmen investiert in Nokia-Tech. Oder noch schlimmer: Mein Kunde verpasst iPhone, weil ich ihm eine Nokia-Fax-Lösung empfohlen habe?
Außerdem wird der klassische Hype-Zyklus immer kürzer. Zwischen Technologietrigger, Berg der überzogenen Erwartungen, Tal der Desillusionierung und Produktivitäts-Plateau vergeht immer weniger Zeit, weil immer mehr Technologietrigger gezogen werden. Das Problem: Technologie wächst exponentiell, die menschliche Aufnahmefähigkeit (und auch die Aufnahmefähigkeiten von Unternehmen, zum Beispiel durch Projekte) wächst nur linear, da hilft auch kein SCRUM.
Aufgabe und Herausforderung zugleich für Interaktiv-Verantwortliche in Unternehmen wie für beratende Dienstleister, diese explosionsartigen und erweiternden technologischen Optionen einzuordnen, zu bewerten und zu priorisieren, um Fehlinvestitionen zu vermeiden.
Ich gehe davon aus: Die Technologieexplosion wird bleiben (auch dank der immer leistungsfähiger werdenden Algorithmen). Sie wird sich sogar immer mehr beschleunigen. Dagegen helfen aus meiner Sicht drei Ansätze:
- 1. Entschleunigung: Wie man auch am Aktienmarkt nie zum billigsten Kurs kaufen kann, gibt es auch bei Technologie ohnehin nicht den optimalen Punkt zum Einstieg. Nicht Geschwindigkeit ist darum ausschlaggebend, sondern die richtige Schwerpunktsetzung. "Fail faster" funktioniert erst dann, wenn man weiß, was man ausprobieren will.
- 2. Lösung statt Tech: Tech soll helfen, Probleme zu lösen und ist kein Selbstzweck. Eine Binse. Aber dennoch kennt jeder Tech-Projekte, für die die Verantwortlichen regelmäßig auf der Suche nach dem Problem sind, das die Lösung lösen kann.
- 3. GPS-System statt Tourguides: Will man einen Tanker steuern, muss man wissen, auf welcher Seite der Welt der Zielhafen liegt - statt schöne Ausflugziele in der Nähe zu finden. Dazu braucht man Systeme mit strategischer Flughöhe (Sie nutzen zum Glück dafür ja iBusiness), die zum Beispiel verraten, dass man lieber Geld in Datenstrukturen steckt, bevor man sich an coole KI-Großprojekte macht.
Ihr
Joachim Graf
PS: iBusiness Executive Briefing ist ein exklusiver Service von iBusiness und erscheint Dienstag und Donnerstag. Sie wollen ihn regelmäßig per E-Mail? Einfach kostenlos den iBusiness Daily Newsletter abonnieren
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