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Nerdcore-Pfändung durch Euroweb erbost Blogger
20.01.2011 Die Pfändung des Blogs Nerdcore durch das Webunternehmen Euroweb erhitzt die Gemüter in der Blogosphäre. Auf Twitter und Facebook finden sich massenweise erboste Kommentare an die Adresse des Internet-Dienstleisters aus Düsseldorf, der sich auf Firmen-Webseiten spezialisiert hat. Besonders die rechtlichen Konsequenzen sorgen für Kontroversen - und auch eines der im Fall einer Zwangsversteigerung begünstigten Unternehmen reagiert äußerst kühl.
Lawblog sieht Euroweb-Schritt als "fragwürdig" an
Fachanwälte bezweifeln dabei jedoch, dass Euroweb Anspruch auf den vollen Erlös aus einer Versteigerung hat. Sie argumentieren, der Überschuss nach Begleichung der Prozesskosten müsste an Walter ausgezahlt werden. Der Lawblog-Betreiber Udo Vetter sieht den Schritt von Euroweb bei aller juristischen Machbarkeit dennoch als fragwürdig an. Vetter schreibt in seinem Blog: "Euroweb hätte sich zumindest überlegen können, ob man mit weniger einschneidenden Maßnahmen nicht auch zum Ziel kommt. Ich weiß nicht, ob die Firma einen Vollstreckungsauftrag an den Gerichtsvollzieher oder die Kontopfändung versucht hat. Wahrscheinlich hätte ja auch das gereicht, um dem Blogbetreiber von Nerdcore zur Zahlung (oder zu Rechtsmitteln) zu bewegen."Von Versteigerung begünstigter Blog will kein Geld annehmen
Im Falle einer möglichen Ebay-Versteigerung sollen Wikipedia und der Journalisten-Blog Freischreiber.de die Erlöse als Spenden erhalten. Zumindest auf der letztgenannten Website reagierte man darauf eher kühl. Dort heißt es: "Wir [...] haben das Gefühl, dass hier mit ziemlich dicken Kanonen auf zierliche Spatzen geschossen wird. Und davon möchten wir nicht profitieren. Und wir möchten auch nicht, dass sich der Kanonier mit einer Spende an Freischreiber ein moralisches Mäntelchen für eine klassische Überreaktion umhängen kann".