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Acht Trends im Webdesign für 2019
05.02.2019 Mikrointeraktionen, unsichtbare Interfaces und vor allem die Verschmelzung von Design mit Technik bestimmen das digitale Design in den kommenden Monaten. Welche Trends Agenturen und Designer kennen müssen, um dem Kunde ein Webdesign zu bieten, von dem er heute noch nicht weiß, dass er es unbedingt will:
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Acht Webdesign-Trends zeigen, welche Gestaltungsoptionen Designexperten auf dem Plan haben und 2019 das Netz bestimmen werden. Unter den Webdesign-Trends für 2019, die Interaktivagenturen, Webprogrammierer und Designer ab sofort ins Portfolio integrieren sollten, kristallisiert sich ein übergeordneter Trend heraus, der künftig immer beachtet werden muss:
Trend 1: Interfaces werden unsichtbar
Geht es nach der Kölner Digitalagentur Denkwerk
ist eine gute Benutzeroberfläche eine unsichtbare Benutzeroberfläche - und das wird immer mehr Realität. Stimme und Gestik und Vorhersagen werden vielen Schnittstellen, die wir jetzt kennen, ersetzen. Schnittstellen werden verblassen und weniger sichtbar sein, wodurch eine kleinere Barriere und eine schnellere Lernkurve für den Benutzer entstehen. Natürliche Eingabemethoden und die natürliche Sprache werden schließlich zur Kommunikation mit dem Computer verwendet. Hinzu komme als Herausforderung die zunehmende Granularisierung der Zielgruppen zu berücksichtigen. "Der "One-size fits all"-Ansatz funktioniert immer weniger", sagt Grant McGillivray
, Head of UX bei Neofonie
. Mehr noch: McGillivray ist überzeugt, dass User Stories künftig zu noch komplexeren Konstrukten zusammenwachsen, die unter anderem das jeweilige Nutzerverhalten, den Standort oder auch das verwendete Gerät abbilden. "Damit wird die Konzeption und Umsetzung von Webdesign-Projekten folglich deutlich granularer und betrifft die Bedürfnisse jedes einzelnen Nutzers", prognostiziert er. Gleichzeitig warnt er eindringlich, das Thema Sprachsteuerung im Kontext von Voice Commerce ganz stark in den Fokus gerät und jetzt angegangen werden muss. "Ob Auto oder Smartwatch - Die Kunst ist es, Connected-Device Lösungen optimal zu konzipieren und realisieren, dabei die tatsächlichen Bedürfnisse und Verhalten innerhalb eines Nutzungskontext zu berücksichtigen. Dahingehend gewinnen vor allem flexible Headless-Content-Management-Systeme an Relevanz, um Benutzererlebnisse auf allen Endgeräten zu optimieren", erörtert er.
Trend 2: Zurück zur Typografie
Während wir eine enorme Zunahme und eine weite Verbreitung von Illustrationen für Landing Pages und Inhalte erlebt haben, löst die Übersättigung dieser Art von Visuals eine Umkehrung - zurück zu einem rein einfachen Ansatz mit typografischen Layouts - aus. "Wir werden eine zunehmende Bedeutung der Schriftart und ein steigendes Interesse an kundenspezifischer Typografie sehen, die zu einer Marke passt, so dass diese über alle Plattformen und das Design getragen werden kann", heißt es aus der Design-Abteilung bei Denkwerk. In Bezug auf Typografie sieht Lennart de Ridder
von 99designs
, einem Online-Marktplatz für Grafikdesign, in Serifenschriften einen großen Webdesign-Trend: Während serifenlose Schriften mit ihrer sauberen Lesbarkeit immer noch die erste Anlaufstelle für längeren Website-Text sind, wenden sich immer mehr Marken kräftigen Serifenschriften in anderen Teilen ihres Designs zu, wie beispielsweise Überschriften und Textboxen", beobachtet er. Grund dafür ist seiner Meinung nach: Serifenschriften wurden designt, um dekorativ zu sein, wodurch sie perfekt sind, um etwas hervorzuheben. Und auch wenn Serifenschriften oftmals mit der Vergangenheit assoziiert werden, haben sie viel Charakter und sind anpassungsfähiger, als man denkt.
Trend 3: Mobile Design goes Desktop
Mit steigenden Nutzerzahlen mobiler Device rückte in den vergangenen fünf Jahren Responsive Design für mehrere Bildschirmgrößen in den Mittelpunkt - und ist daher längst Pflicht im Webdesign. Was sich immer stärker ändert, ist, dass das Smartphone die primäre und damit zur wichtigsten Plattform wird, auf der Nutzer das Web besuchen. Mobile wird daher der zentrale Dreh- und Angelpunkt im Webdesign der kommenden Jahre. Es gilt also künftig, den Fokus eines Screendesigns zuerst auf das Smartphone zu richten und erst dann an Tablet und den großen PC-Bildschirm zu denken. Geht es nach Rainer Pleyer, Creative Director der hmmh multimediahaus AG wird man 2019 deutlich mehr Webdesign sehen, das wirklich mobile first entstanden ist - und dann auf den großen Bildschirm übernommen wurde: "Linearer Aufbau, minimale Navigation, Reaktion auf Klick statt bei Hover. Übergroße Interface-Elemente, Textinputs und Buttons. Was auf kleinen Bildschirmen notwendig ist, wird zur visuellen Mode für den Desktop", beschreibt Pleyer. Seiner Einschätzung nach wird "dieser Trend noch eine Weile weitergehen, bis der Platz wieder genutzt wird, um mehr offen zu zeigen.". Für Tobias Kärcher , Creative Director Digital bei der Hamburger Agentur pilot gehört es bereits Standard, dass Webseiten mobil first gedacht und gestaltet werden. In diesem Zuge rücke das daumenfreundliche Webdesign immer mehr in den Blickpunkt: "Smartphone-Screens werden immer größer und kaum jemand kommt bei modernen Smartphones noch in die oberen Ecken, ohne mit der anderen Hand umzugreifen. Umso wichtiger ist es, nicht nur auf die richtige Darstellung zu achten, sondern auf die Verwendungssituationen in der Hand der Nutzer", erzählt Kärcher.Trend 4: 2D verschwindet
Aufgeräumtes Layout, schlichtes Design, Gestaltung auf das Wesentliche reduziert: Angesichts der stetig wachsenden Mobilnutzung setzte sich der Trend zum Minimalismus bei der UI-Gestaltung fort. Das Flat Design wie beispielsweise wie es Microsoft mit Kacheln und Google mit Material Design etabliert hatten, entwickeln sich weiter. Carsten Behr
, Usability/ UX Professional, bei dotSource
bezeichnet die aktuelle Entwicklung zur Darstellung von Elementen als "Skeuomorphismus light". Nicht mehr vollkommen flach und minimalistisch, bringe dieser Trend einzelne Elemente aus dem Skeuomorphismus zurück in das Design: "Strukturen und Schatten erzeugen mehr Tiefenwirkung und rufen dadurch mehr Emotionalität beim Nutzer hervor. Verwendet wird die Mischung von Realismus und Flat Mix bei der grafischen Gestaltung von Betriebssystemen, Internetpräsenzen und Applikationen.". Auch Reiner Pleyer ist überzeugt, dass "2019 Webdesigns noch stärker aus der flachen zweidimensionalen Ebene ausbrechen, und geometrische Ästhetik wird angereichert mit Schatten, Staffelungen, Perspektive und Animation." Einen Schritt weiter, vor allem unter dem Aspekt neuer Interfaces, denkt die Digitalagentur Denkwerk und fordert, dass die Wahrnehmung, die ein Computer gegenüber dem Menschen hat, sich ändern müsse. Immerhin ist der Mensch zu hochkomplexen Interaktionen fähig, "und wir haben endlich die Technologie, um diese komplexen Interaktionen in Echtzeit abzudecken. Wir sind nicht mehr nur ein Punkt auf einem Bildschirm, sondern ein mehrdimensionales, komplexes Wesen. Die Interaktion mit unseren Händen, nicht nur mit dem Finger oder der Maus, die Erkennung von Gesichtsausdruck und 3D-Bewegungen wird zur neuen Normalität werden", so die Prognose der Kölner.
Trend 5: Mikrointeraktionen
"Im Mittelpunkt vieler Trends 2019 steht der joy of use und damit die Einbindung verschiedener Mikrointeraktionen zur visuellen Unterstützung. Insbesondere Video- sowie interaktive Inhalte gewinnen an Bedeutung, sodass die Contentqualität weiter zunimmt", ist Andreas Dieckermann , Produktdesigner und UX-Consultant des team neusta-Tochterunternehmens neusta communications , überzeugt. Mikrointeraktionen sollen in den kommenden Monaten noch stärker zum Einsatz kommen und komplexer in der Darstellung werden. Sie sind ein Trend aus dem User Experience-Design (UX-Design), bei dem ausgewählte Nutzer-Interaktionen von kleinen Animationseffekten begleitet werden. Denn Anwendungen werden immer komplexer und Webseiten beinhalten immer mehr Funktionen. Für Carsten Behr sind daher "Mikrointeraktionen essentiell, um die Usability und User Experience auf einem hohen Niveau zu halten. Beispielsweise signalisieren sie dem Nutzer durch minimale Bewegungen und Animationen, welches Verhalten er bei Interaktionen mit dem entsprechenden Element erwarten kann." Auch Tobias Kärcher erzählt, dass Webseiten zunehmend mit dem Nutzer kommunizieren und dynamisches Feedback geben: "Wenn früher das erfolgreiche Absenden eines Formulars mit einem "Dankeschön"-Bildschirm quittiert wurde, so werden künftig auch kleinere Interaktionen erkannt und an den Nutzer zurückgespielt. Besuchte Seiten bekommen kleine Marker, gesehene Videos werden ausgegraut oder Scrollwege bei langen Texten werden mitgelesen und in Prozent oder Balken angezeigt."Trend 6: Progressive Web-Apps
Bereits im Vorjahr sich der Trend weg von der nativen App, hin zur progressiven Web-App fort. Hirsch Medien etwa erwarte "mehr Integrationen und Schnittstellen von Mobile- und Web-Apps". Progressive Web Apps sind mobil nutzbare Webangebote, die sich progressiv an die Fähigkeiten des genutzten Gerätes und Browsers anpassen. Ergo passen sie sich zudem genau an den App-Nutzer und dessen Endgerät an. Progressive Web Apps sind Webseiten mit den Funktionalitäten von Apps - unter anderem der bereits weit verbreiteten Fähigkeit, Push-Benachrichtigungen zu versenden - gehen aber darüber noch hinaus: Der Pflegeaufwand halbiert sich, denn mobil und Desktop werden eins, die SEO-Herausforderungen sind indes neue. Damit wird die App langsam überflüssig, ein Shortcut auf dem Homescreen des Smartphones, der zur Webseite führt, wird zur neuen Smartphone-App. Reiner Pleyer steht dem Trend allerdings zwiespaltigen gegenüber. Seiner Einschätzung nach, sparen sich Anbieter die Kosten für native App-Entwicklung und setzen Webinterfaces in Apps ein, weil Web-Frontends immer mehr an die Möglichkeiten nativer Apps herankommen. "Sie kommen damit möglicherweise günstiger in mehr App Stores, aber sie verpassen die Chance, auf den Plattformen wirklich »Bürger erster Klasse« zu werden. Das Versprechen von »develop once, deploy everywhere« wurde schon mit Java nicht gehalten", gibt er zu denken. Dennoch ist Pleyer überzeugt: "Webinterfaces werden 2019 in immer mehr Apps auftauchen."Trend 7: Frontend und Backend verschmelzen
Webdesign der Zukunft bedeutet für Andreas Gerauer , CTO bei der Spezialagentur Tickaroo , "den Nutzer nicht "nur" visuell ansprechend zu begeistern, sondern vielmehr ihn auch stimmig durch Prozesse zu führen und so den User Flow zu optimieren." Denn die immer kürzer werdende Aufmerksamkeitsspanne in der Digitalwelt führt dazu, dass die Nutzer danach streben, in kürzester Zeit das eigene Ziel zu erreichen. "Konkret hat das zur Folge, dass der Designer an den Programmierer denken muss und umgekehrt", argumentiert er. Auch für Philip Behr , Director Product Design bei SinnerSchrader , ist "im Zuge immer schneller werdender Produktentwicklung und immer komplexer werdender Design Systeme der finale Brückenschlag zwischen Design und Development unabdingbar". Design Systeme dürften künftig nicht mehr weiter nur visuell getrieben sein und Pattern Libraries nicht ausschließlich der technischen Entwicklung vorbehalten. Daher fordert Behr, bisherige Prozesse und Herangehensweisen neu zu denken um mit dem Tempo des Marktes Schritt halten zu können. "Ziel muss sein, dass Designer an echten Komponenten arbeiten, ohne auch nur eine Zeile Code schreiben zu müssen, und Developer auf die gleiche Weise aktiv die Nutzerführung optimieren um die Conversion zu steigern". Die große Herausforderung bestünde Gerauer zufolge darin, Front- und Backend verschmelzen zu lassen und Webdesign als ganzheitliches Konzept zu betrachten: Das Zusammenspiel aus sinnvoller, ansprechender UI, zielgruppenorientierter UX in Verbindung mit hoher Skalierbarkeit und optimierter Performance verstehen wir als "Digital Excellence" und sehen wir als zukunftsweisendes Alleinstellungsmerkmal."