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Algorithmen und Bots: Internetnutzer ahnungslos wie Google oder Facebook funktionieren
07.04.2020 Die Mehrheit der Internetnutzer hat keine Ahnung, dass Facebook Algorithmen einsetzt und auch nicht, dass verschiedene Menschen für die gleichen Suchbegriffe bei Google verschiedene Ergebnisse zu sehen bekommen.
Dienste wie Google oder Netflix basieren auf algorithmischer Selektion - und Internetnutzer verbringen zwei Drittel ihrer Online-Zeit sie mit Anwendungen, die algorithmische Selektion einsetzen. Nichtsdestotrotz erachten sie algorithmische Selektionsanwendungen als vergleichsweise unwichtig: Sie schätzen Offline-Alternativen wie Gespräche mit Freunden und Familie für ihre soziale und politische Meinungsbildung als wichtiger ein und bevorzugen sie gegenüber automatisierten Online-Empfehlungen auch wenn es um Unterhaltungsangebote wie etwa Netflix (72 Prozent) oder den Kauf von Produkten und Dienstleistungen (74 Prozent) geht.
Nur ein Teil der Internetnutzer erkennt algorithmische Selektion - obwohl sie täglich damit konfrontiert sind. So nehmen zwei Drittel (66 Prozent) wahr, dass Inhalte, die ihnen online angezeigt werden, denen ähnlich sind, die sie in der Vergangenheit betrachtet haben. Die Hälfte (50 Prozent) hat manchmal das Gefühl, Suchergebnisse seien spezifisch für sie sortiert. Trotz hoher täglicher Nutzung herrscht erstaunliches Unwissen. Jeder Dritte weiß beispielsweise nicht, dass Google-Suchen mit den gleichen Suchbegriffen bei verschiedenen Personen zu unterschiedlichen Resultaten führen können.
Acht von zehn Internetnutzern wissen nicht, dass News Feeds auf Facebook und ähnlichen Diensten durch Algorithmen und nicht von dafür angestellten Personen selektiert werden. Beim Online-Shopping ist 27 Prozent nicht bewusst, dass Online-Werbung personalisiert sein kann und einem Drittel (35 Prozent) ist unbekannt, dass Firmen im Internet Bots für die Kommunikation mit Kunden einsetzen.
Internetnutzer machen sich beispielsweise über die einseitige oder verzerrte Informationsvermittlung im Internet Gedanken (93 Prozent). Aber nur ein Viertel (25 Prozent) der Social Media-Nutzer prüft die Richtigkeit von Nachrichten in ihrem News Feed, indem sie zusätzliche Quellen konsultieren. 95 Prozent denken zumindest gelegentlich über mögliche Verletzungen der Privatsphäre im Internet nach, und 79 Prozent wissen, dass ihre Daten für Unternehmen wie Google oder Facebook von Interesse sind. Trotzdem passen nur 32 Prozent die jeweiligen Datenschutzeinstellungen an. Nur die Hälfte (50 Prozent) verweigert außerdem Apps bestimmte Rechte auf ihren mobilen Geräten oder löscht Cookies oder ihren Browserverlauf (47 Prozent).
Nur ein Viertel der Internetnutzer (27 Prozent) gibt an, dass sie Online-Diensten vertrauen, und lediglich 14 Prozent halten die meisten Informationen im Internet für vertrauenswürdig. Sechs von zehn (59 Prozent) würden sozialen Medien keinen Einfluss auf Themen erlauben, die für sie wichtig sind. Eine Mehrheit würde eine bessere Kontrolle, wie soziale Medien (66 Prozent) und die Google-Suche (61 Prozent) funktionieren, begrüssen. Ein Drittel (34 Prozent) hat das Gefühl, die Kontrolle über ihre Daten im Internet komplett zu verlieren und ein bedeutender Teil der Schweizer Internetnutzer hat gar resigniert: Sechs von zehn glauben akzeptieren zu müssen, dass es im Internet sowieso keine Privatsphäre mehr gibt und 28 Prozent versuchen gar nicht mehr, die Funktionsweise von Diensten wie der Google-Suche zu verstehen.
Dennoch sind mehr als acht von zehn Nutzer (84 Prozent) froh, dass es das Internet gibt und zwei Drittel (67 Prozent) finden, dass das Internet gut für die Gesellschaft ist. Dieser Cyberoptimismus ist bei Menschen mit mittlerem oder hohem Bildungsniveau sowie bei Männern ausgeprägter.