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Was jetzt Arbeitnehmer von ihrem Job erwarten
24.08.2020 Arbeitnehmer scheuen im Moment den Jobwechsel und setzen verstärkt auf Sicherheit.
Der Arbeitsmarkt ist durch Corona fast zum Erliegen gekommen. Viele Unternehmen haben Einstellungsstopps verhängt und ihre Belegschaft für Monate in Kurzarbeit geschickt. Wer jetzt eine sichere Stelle hat, geht nur ungern ein Risiko zugunsten einer neuen ein, wie die Studie zeigt. Gerade einmal 13 Prozent der Befragten gaben an, sich aktiv auf neue Stellen zu bewerben. 12 Prozent wünschen sich zwar einen neuen Job, bewerben sich aber nicht aktiv. Die Gründe dafür liegen vor allem in der aktuellen Situation: 29 Prozent fürchten, jetzt ihre sichere Stelle aufzugeben, 38 Prozent finden keine interessanten Jobangebote, die restlichen 33 Prozent haben sich noch nicht entschieden, was sie beruflich machen möchten.
Die geringe Dynamik auf dem Arbeitnehmermarkt trifft auf ähnlichen Stillstand auf dem Jobmarkt: Von den Befragten, die sich gerade aktiv auf neue Stellen bewerben, gaben 58 Prozent an, dass es derzeit weniger interessante Jobangebote gibt als zur Zeit vor Corona. Und auch der Bewerbungsprozess leidet unter einem Mangel an Angeboten und unterbesetzten Personalabteilungen: Fast die Hälfte der Jobsuchenden erhält zurzeit nur selten oder gar keine Antworten auf seine Bewerbungen. Ein frustrierendes Ergebnis betrachtet man die Menge an Bewerbungen, die im Schnitt verschickt werden: Fast ein Drittel der aktiv Jobsuchenden hat zwischen 10 und 50 Bewerbungen verschickt. 17 Prozent sogar bereits mehr als 50.
Sicherheit geht vor, Home-Office nur auf Platz fünf der begehrtesten Benefits
Das hohe Sicherheitsbedürfnis spiegelt sich auch in den Ansprüchen wider, die Arbeitnehmer an eine Stelle haben: Ein attraktives Gehalt (74 Prozent) und Jobsicherheit (59 Prozent) zählen nach wie vor zu den wichtigsten Faktoren bei einem Job. Sinnhaftigkeit im Job, die in der Vergangenheit besonders stark in den Fokus gerückt war, wurde mit 48 Prozent nur auf Platz drei gewählt. In einer Xing-Studie von 2019 gaben beispielsweise noch die Hälfte der Befragten an, für einen sinnhaften Job auf Gehalt zu verzichten.Das zeigt sich auch in den Top drei Benefits, die sich Arbeitgeber zusätzlich zum Gehalt wünschen. An erster Stelle steht das 13. Gehalt (Weihnachts- und/ oder Urlaubsgeld) mit 67 Prozent, gefolgt von flexiblen Arbeitszeiten (62 Prozent) und betrieblicher Altersvorsorge (42 Prozent). Einen flexiblen Arbeitsplatz wünschen sich trotz der Erfahrungen aus Corona-Zeiten gerade einmal 20 Prozent.
Mehr Gesundheitsvorsorge, weniger Gehalt - Ansprüche ändern sich
Auf die Frage, ob sich die Erwartungen an den aktuellen oder zukünftigen Job durch die Corona-Krise verändert haben, geben nur rund 11 Prozent an, dass sie jetzt geringere Ansprüche stellen. Für 84 Prozent haben sich die Erwartungen nicht verändert. 5 Prozent haben jetzt sogar höhere Ansprüche. Verändert haben sich die Anforderungen vor allem hinsichtlich Sicherheit und Gesundheitsvorsorge: Für 71 Prozent derjenigen, deren Ansprüche sich durch Corona verändert haben, ist die Sicherheit am Arbeitsplatz wichtiger geworden, 48 Prozent wollen mehr Gesundheitsvorsorge in ihren Firmen.Für jeweils ein Drittel ist zudem die Option auf Home-Office sowie ein größeres Büro essentiell bei der Suche nach einer neuen Stelle. Geht es dagegen ums Gehalt und Benefits, sind nur wenige bereit, sich einzuschränken. 24 Prozent äußern geringere Gehaltsansprüche, immerhin knapp ein Drittel würde auf zusätzliche Benefits verzichten. Etwa 25 Prozent würden weniger Urlaubstage in Kauf nehmen.
Diesen weiterhin hohen Anforderungen steht eine veränderte Angebotslandschaft gegenüber. Vorhandene Angebote haben an Attraktivität eingebüßt, wie die Befragung der aktiven Jobsuchenden zeigt: Sie finden, für verfügbare Stellen werden im Moment weniger Gehalt (24 Prozent) und weniger Benefits (34 Prozent) geboten.