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Potentialanalyse: Wie stark die deutsche Wirtschaft mittels Digitalisierung wachsen kann
22.01.2016 Wenn Unternehmen den Aufbau digitaler Fähigkeiten bei den Arbeitnehmern und die Nutzung digitaler Technologien weiter vorantreiben, könnte die Wirtschaftsleistung in Deutschland könnte bis 2020 um zusätzlich 82 Milliarden Euro steigen. Die Weltwirtschaft könnte sogar um 1,83 Billionen Euro (2 Billionen US-Dollar) zusätzlich wachsen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Dienstleistungsunternehmens Accenture.
Die USA haben im weltweiten Vergleich die Volkswirtschaft mit dem höchsten digitalen Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung. Dort machen Investitionen im digitalen Bereich etwa ein Drittel (33 Prozent) der Wirtschaftsleistung des Landes aus. In Deutschland hängt ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts (25 Prozent) direkt oder indirekt von der Digitalisierung ab, womit es unter den elf untersuchten Ländern an fünfter Stelle steht.
Während in den USA 43 Prozent der Arbeitnehmer und 26 Prozent des akkumulierten Kapitals zur weiteren Digitalisierung der Wirtschaft beitragen, sind es in Deutschland 41 Prozent beziehungsweise 18 Prozent. In den anderen untersuchten Ländern macht der digitale Anteil an der Wirtschaftsleistung zwischen 30 Prozent - wie in Großbritannien und Australien - und 13 Prozent aus, wie etwa in China.
Die Studie beurteilt die digitale Durchdringung einer Volkswirtschaft anhand von drei Faktoren:
- den digitalen Fähigkeiten der Arbeitnehmer
- der Verbreitung digitaler Technologien
- den sogenannten Beschleunigern (begünstigende Faktoren wie etwa Zugang zu Kapital oder ein vorteilhaftes regulatorisches Umfeld)
Demnach könnte Deutschland sein Bruttoinlandsprodukt bis 2020 um zusätzlich 2,5 Prozent auf 82 Milliarden Euro (90 Milliarden US-Dollar) steigern, wenn es die digitale Durchdringung seiner Volkswirtschaft erhöhen kann. Das größte zusätzliche Wachstumspotenzial durch Digitalisierung hat im weltweiten Vergleich jedoch Brasilien, wo die Wirtschaft bis 2020 um 6,6 Prozent wachsen könnte, gefolgt von Italien (4,2 Prozent), China (3,7 Prozent) und Japan (3,3 Prozent).
Die Studie zeigt auch, in welchen Bereichen der Digitalisierung die Volkswirtschaften ansetzen müssen, um das größtmögliche Wachstum zu erzielen. Während Deutschland bei den Beschleunigern - also Regulierung, Zugang zu Kapital, Infrastruktur - gut dasteht, hat die deutsche Wirtschaft insbesondere bei der Vermittlung von digitalen Fähigkeiten an die Arbeitnehmer noch Nachholbedarf. Allein durch weitere Investitionen in diesem Bereich könnte Deutschland bereits die Hälfte des prognostizierten Wachstumspotenzials von 82 Milliarden Euro erreichen. Die stärkere Nutzung von digitalen Technologien wie Cloud Computing oder Analytics würde laut Studie 40 Prozent des bis 2020 zusätzlich durch Digitalisierung erwirtschafteten BIP ausmachen.