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B2B-Zahlungsmoral in Deutschland verschlechtert sich
22.05.2024 Die Zahlungsmoral im B2B-Geschäft verschlechtert sich. Etwas mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einem erhöhten Insolvenzrisiko im B2B-Handel. Das geht aus dem aktuellen Zahlungsbarometer des internationalen Kreditversicherers Atradius hervor.
Von acht auf zehn Prozent zugenommen hat im vergangenen Jahr der Anteil der uneinbringlichen Forderungen im B2B-Bereich; diese mussten die Befragungsteilnehmer letztlich als Verlust abschreiben. Ein weiterer Indikator für die Schieflage der deutschen Wirtschaft ist auch der erhöhte DSO-Wert (Days Sales Outstanding, durchschnittliche Forderungslaufzeit in Tagen). Besonders gestiegen ist dieser Indikator in der Baubranche, wo rund jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) einen höheren DSO-Wert als im Vorjahr meldete.
Die durchschnittliche Forderungslaufzeit in der deutschen Baubranche stieg laut Atradius-Befragung auf 87 Tage ab Rechnungsstellung . In der Automobilindustrie, wo 39 Prozent der Unternehmen in den letzten zwölf Monaten eine Verschlechterung der Außenstände verzeichneten, betrug die durchschnittliche Forderungslaufzeit 68 Tage. Eine weitverbreitete Verschlechterung der DSO ist auch im Sektor der langlebigen Gebrauchsgüter zu beobachten, wo die Forderungslaufzeit derzeit bei einem Durchschnitt von 45 Tagen liegt.
Insgesamt warten 50 Prozent der 215 im Auftrag von Atradius befragten Unternehmen länger auf die Bezahlung ihrer Rechnungen. Aufgrund der langen Wartezeiten auf Zahlungen müssen die Unternehmen mehr für den Liquiditätserhalt zur Sicherung des laufenden Betriebs sorgen. So gaben 57 Prozent der Unternehmen im Bausektor an, in den vergangenen zwölf Monaten Handelskredite ? also Kredite, den Lieferanten ihren Kunden einräumen, um ihre Verbindlichkeiten zu begleichen ? als Hauptfinanzierungsquelle in Anspruch genommen zu haben.
Die meisten Unternehmen aus der Gebrauchsgüterbranche geben Bankkredite als Hauptfinanzierungsmöglichkeit an, während etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen aus der Automobilbranche Bankkredite bevorzugen und 45 Prozent Handelskredite in Anspruch nehmen. Insgesamt waren in den vergangenen zwölf Monaten für 62 Prozent der befragten Unternehmen Bankdarlehen die wichtigste Finanzierungsquelle.
Trübe Zukunftsaussichten bei Beurteilung der Zahlungsmoral
Die befragten Unternehmen zeigen sich kurz-, mittel- und langfristig besorgt aufgrund des schwachen Wachstums der Binnenkonjunktur, des niedrigen Verbrauchervertrauens sowie der fehlenden Dynamik auf dem Arbeitsmarkt. 36 Prozent der Unternehmen aller Branchen erwarten eine Verschlechterung, während die übrigen befragten Unternehmen entweder eine Verbesserung oder keine Änderung des Zahlungsverhaltens erwarten. Die meisten Unternehmen aller Branchen in Deutschland gingen davon aus, dass sie in den kommenden Monaten Schwierigkeiten haben werden, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, was auch die Notwendigkeit einschließe, die Zahlungen an ihre eigenen Lieferanten zu verlangsamen, um das Risiko von Liquiditätsengpässen zu verringern.Vor diesem Hintergrund steigt laut der Umfrage auch die Furcht vor einer steigenden Zahl von Unternehmenspleiten: Etwas mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einem erhöhten Insolvenzrisiko im B2B-Handel. Besonders deutlich wird diese negative Einschätzung im Bausektor und in der deutschen Automobilindustrie, wo 41 Prozent der Unternehmen ebenfalls mit einer Verschlechterung der Zahlungsmoral von B2B-Kunden in den nächsten zwölf Monaten rechnen.
Insgesamt rechnen 39 Prozent der befragten deutschen Unternehmen mit einer Verschlechterung, während die übrigen entweder optimistischer oder unsicherer sind.
46 Prozent der Unternehmen des Baugewerbes rechnen mit einer Verschlechterung der Außenstandsdauer der Forderungen in den nächsten zwölf Monaten. Dies deutet auf eine größere Besorgnis über das Risiko finanzieller Instabilität hin, insbesondere bei Unternehmen, die zur Aufrechterhaltung ihrer Geschäftstätigkeit auf prompte Zahlungen angewiesen sind. Im Gegensatz dazu erwarten 45 Prozent der Unternehmen in der deutschen Gebrauchsgüterindustrie keine Veränderung der DSO, was auf eine Stabilität beim Zahlungseinzug schließen lässt. In der Automobilindustrie gibt es keine eindeutige Meinung, ein Drittel der Unternehmen ist optimistisch, was die DSO angeht, der Rest ist entweder unsicher oder pessimistisch.