Smart Home: In Zukunft wird fast jedes Haus vernetzt sein
22.01.2014 Spracherkennung, staubabweisendes Papier und Hydrator - in 'Zurück in die Zukunft 2' wurden für das Jahr 2015 bereits allerlei alltagstaugliche Erfindungen vorhergesehen. Unser künftiges Zuhause wird mit Blick auf praktische Aspekte, Sicherheit, Energiesparmaßnahmen und vor allem auf die häusliche Pflege zunehmend pragmatischer. Zwei Bedingungen müssen jedoch erfüllt sein: zu einhundert Prozent sichere Daten sowie ein flexibler und einfacher Zugang zu den Anwendungen.
Spricht man vom vernetzten Haus, denken die meisten üblicher- und auch ganz natürlicherweise sofort an Freizeitaspekte wie Spielekonsolen oder Fernseher. Andere wiederum haben eher praktische Aspekte des Alltags im Sinn, wie Drucker oder Kühlschränke. Gegenstände also, die durch die Vernetzung mit der Außenwelt unendliche Freizeitmöglichkeiten bieten und den Alltag erleichtern.
Doch vor lauter Bäumen sieht man manchmal den Wald nicht. Zu den vielen Bereichen, für die Anwendungen entwickelt werden, gehört vor allem die Sicherheit des Wohnraums und seiner Bewohner. Durch Systeme etwa, die das Haus während längerer Abwesenheit bewachen oder die Möglichkeit, sich mit einem einfachen Blick auf das Smartphone zu vergewissern, dass die Kinder den neuen Babysitter nicht allzu sehr malträtieren. Das "Energiesparhaus" ist ebenfalls eine wichtige Perspektive für das Haus von morgen. Per Fernsteuerung lassen sich Fenster öffnen und schließen oder Heizungssysteme steuern.
Häusliche Pflege: ein Thema von öffentlichem Interesse
Während im Hinblick auf Freizeit und praktische Aspekte die Sicherheit und das Einsparen von Energie die wichtigsten Vorteile des vernetzten Hauses darstellen, handelt es sich bei der häuslichen Pflege sogar um ein Thema von öffentlichem Interesse. Denn das Eindämmen der Gesundheitsausgaben bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensqualität von Kranken zählt zu den großen Aufgaben der Zukunft im öffentlichen Gesundheitswesen. Dahingehende Initiativen gibt es viele: ambulante Chirurgie (Aufnahme und Entlassung am gleichen Tag), verkürzte Aufenthalte oder sogar häusliche Betreuung von Langzeitpatienten.
Derzeit sind es vor allem Ärzte und medizinisches Fachpersonal, wie behandelnde Ärzte, Krankenschwestern und Physiotherapeuten, die diese Aufgabe in Angriff nehmen. Doch im Hinblick auf das vernetzte Haus eröffnen sich viele weitere Möglichkeiten. So ließen sich die der Patientengesundheit dienlichen Geräte (Herzfrequenzmesser, Messdatenüberwachung etc.) mit dem gesamten medizinischen Team - d. h. Hausärzten und Pflegepersonal sowie Krankenhauspersonal - vernetzen. Außerdem wären Ferndiagnosen beispielsweise per Videokonferenz in vielen Fällen ebenfalls eine Alternative für Arztbesuche. Dies würde die Kosten für medizinische Transporte (Rettungswagen, Patiententransporte usw.) für Krankenversicherungen verringern. Mögliche Lösungen sind längst nicht mehr nur Zukunftsmusik, sondern werden an Teststandorten bereits in ersten Anwendungen erprobt.
Reibungsloser Zugang und Datensicherheit als unumstößliche Bedingungen
"Das klingt nach noch mehr Arbeit und neuen Abonnements", denken jetzt vielleicht die Pessimisten. In Wirklichkeit ist das Heim jedoch schon längst vernetzt: Laut Observatoire du Numérique (Eurostat-Umfrage 2012) verfügen 76 Prozent der europäischen Haushalte per ADSL, Kabel, Glasfaser oder Satellit bereits über eine Internetverbindung. In Frankreich liegt der Durchschnitt bei 80 Prozent, während Nordeuropa mit über 90 Prozent vernetzter Haushalte in Dänemark, Schweden und den Niederlanden Rekordhalter ist.
Die "Leitung" wird also bereits sehr stark über private PCs und Smartphones genutzt. Sobald es allerdings darum geht, sensible Daten wie Überwachungsbilder des Hauses oder medizinische Daten zu übermitteln, steht die Sicherheit im Vordergrund. Durch zuverlässige und dauerhafte Lösungen für die Regelung der Datenflüsse müssen eine sichere Datenübertragung, die Authentifizierung von Geräten und Nutzern sowie die Nachverfolgbarkeit der Transaktionen sichergestellt werden.
Auch ist eine möglichst breite Standardisierung erforderlich, um den Nutzern die Anwendung zu erleichtern. Ziel ist und bleibt eine Verbesserung des alltäglichen Lebens im Hinblick auf Freizeit, Sicherheit und Gesundheit. Unabhängig von der starken Absicherung muss der Zugang zu diesen neuen Technologien einfach und schnell erfolgen können, beispielsweise durch das Scannen eines QR-Codes zur Erkennung des mobilen Endgeräts oder aber durch die Internetverbindung über einen einfachen Browser bzw. den Fernseher. Denn ob wir es wollen oder nicht, der Nutzer von heute will selbst entscheiden dürfen und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Abgesehen von einigen Early Adopters müssen sich die Anbieter auf ihre Kunden einstellen und nicht umgekehrt.
Über den Autor: Bruno Cambounet ist Vice President, Vertical Markets EMEA, Axway