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United Internet hält trotz Ausstieg der Telekom an De-Mail fest
01.09.2021 Der Internetdienstanbieter glaubt an die Zukunft des EMail-Dienstes für rechtsverbindliche digitale Kommunikation und erwägt die Übernahme der Telekom-Konten. United Internet fordert jedoch mehr staatliche Unterstützung sowie die Ausweitung der Nutzung auf Seiten der Behörden.
Der 2011 vom Bundesinnenministerium gestartete Dienst für rechtssichere digitale Kommunikation mit Behörden sei trotz hoher Investitionen - von einem dreistelligen Millionenbetrag ist die Rede - kaum genutzt worden, "überkompliziert" und nicht profitabel, so Höttges barsche Kritik. Einen auslaufenden Rahmenvertrag mit dem Bundesinnenministerium nutzt die Telekom offenbar nun, um endgültig die Reißleine zu ziehen. An Geschäftskunden gingen bereits Kündigungsschreiben, ab September flattert auch PrivatkundInnen die Post ins Haus.
Projektpartner United Internet AG (1&1, GMX, Web.de) widerspricht der Telekom-Kritik und bescheinigt dem Dienst nach wie vor ein "großes Potenzial" und eine Zukunft. Der Internetdienstleister betreibe die Plattform "seit Jahren kostendeckend" und verzeichnete gerade zu Beginn der Pandemie ein Wachstum der Anmeldungen, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme. Derzeit gebe es bei Web.de und GMX rund 750.000 De-Mail-Accounts. Die KundInnen nutzen den Service unter anderem, um bei der Deutschen Rentenversicherung per De-Mail ihre Daten einzusehen oder ihre Unterlagen rechtsverbindlich an Banken und Versicherer zu schicken. Laut dem Spiegel-Bericht war die Zahl der registrierten PrivatnutzerInnen bei der Telekom zuletzt offenbar sechsstellig, die der GeschäftskundInnen fünfstellig. Auf der De-Mail-Informationsseite ist von insgesamt mehr als einer Million De-Mail-TeilnehmerInnen die Rede.
"Wir sind vom Zukunftspotenzial der De-Mail überzeugt, denn es handelt sich um den einzigen interoperablen, breit verfügbaren Standard für die rechtsverbindliche digitale Kommunikation in Deutschland", sagt Jan Oetjen , Geschäftsführer von Web.de und GMX. Der EMail-Anbieter sei im Gespräch mit der Telekom und erwägt nun, den Kunden der Telekom und T-Systems "ein Angebot für die unterbrechungsfreie Fortführung ihrer De-Mail-Konten" zu machen. "Ein wichtiger Faktor dafür ist die weitere staatliche Unterstützung von De-Mail sowie die Ausweitung der Nutzung. Wir sehen die große Chance, De-Mail über die Systemgrenzen hinweg zum kleinsten gemeinsamen Nenner der so schnell nicht zu bereinigenden öffentlichen IT-Flickenteppiche zu machen. Wenn der Staat seinen eigenen Standard endlich flächendeckend verfügbar macht, lassen sich große Potenziale erschließen."
Etwa bei der Digitalisierung der Behördenpost, die einen großen Anteil am jährlichen Briefvolumen ausmacht. Großes Potenzial sieht Oetjens auch im Bereich der digitalen Identifikation. "Mit De-Mail steht ein erprobter und nach dem Onlinezugangs-Gesetz (OZG) überprüfter Standard zur Anmeldung an den Nutzerkonten zur Verfügung. Das bedeutet, dass nicht jede Kommune und jedes Land neue, eigene Login-Verfahren für ihre Online-Services aufbauen muss. Zudem bietet De-Mail als einzige Lösung einen Rückkanal."
Wenn die Akzeptanz digitaler Identitäten und verbindlicher Kommunikation beim Bürger steige, werde das System auch für die Wirtschaft weiter relevant, meint Oetjens. "So können Unternehmen wie Versicherer oder der Online-Handel De-Mail-Logins verwenden, um beispielsweise Verträge zu prüfen oder altersbeschränkte Dienstleistungen anzubieten sowie jegliche vertraglich relevante Kommunikation abzubilden. Die Möglichkeiten dazu liegen mit De-Mail vor, sie müssen nur genutzt werden."
Neben der United Internet AG bietet auch die Mentana Claimsoft GmbH , Spezialist für digitale Signaturen, De-Mail weiterhin an.