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Digitalisierung

Digitale Souveränität: Deutsche Unternehmen bauen auf mehr eigene Technologiefähigkeiten

19.02.2021 Digitale Souveränität hat in der deutschen Wirtschaft inzwischen einen herausragenden Stellenwert. 95 Prozent der Unternehmen wollen mehr Digital-Knowhow in Deutschland.

 (Bild: kreatikar / pixabay.com)
Bild: kreatikar / Pixabay
Deutschland sei bei digitalen Technologien zu sehr auf Importe angewiesen, sollte verstärkt in eigene Entwicklungen investieren und auf dem Weltmarkt gemeinsam mit Europa eigenständiger und selbstbewusster auftreten, um neue Gestaltungs- und Innovationsspielräume zu gewinnen. Das sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von mehr als 1.100 Unternehmen aller Branchen in Deutschland ab 20 Mitarbeitern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser .

Zur Entwicklung digitaler Souveränität besteht demnach ein breiter, branchenübergreifender Konsens: Nahezu alle Unternehmen (95 Prozent) sind der Ansicht, dass Deutschland vermehrt auf eigene technologische Fähigkeiten bauen sollte. Aktuell sind Digital-Importe existenziell wichtig für die deutsche Wirtschaft. 94 Prozent der Unternehmen sind darauf angewiesen. Darunter hält sich eine große Mehrheit für nur kurzzeitig überlebensfähig, wenn digitale Technologien beziehungsweise Dienstleistungen plötzlich nicht mehr aus dem Ausland bezogen werden könnten. Knapp zwei Drittel (63 Prozent) könnten 13 bis 24 Monate überleben. 13 Prozent wären sieben bis zwölf Monate überlebensfähig, 9 Prozent sogar nur bis zu sechs Monate. Länger als zwei Jahre könnten 13 Prozent der Unternehmen durchhalten.

Corona-Krise verschärft Ungleichheiten im Wettbewerb um digitale Technologien

Mit der Corona-Krise hat sich das digitale Ungleichgewicht nach Einschätzung der Unternehmen weiter verschärft. Acht von zehn (81 Prozent) erwarten, dass die führenden Technologiekonzerne ihre Vormachtstellung weiter ausbauen. Drei von vier (74 Prozent) sehen durch die Corona-Pandemie verschärfte internationale Ungleichheiten im Wettbewerb um digitale Technologien. Vier von zehn (41 Prozent) gehen sogar davon aus, dass der technologische Vorsprung anderer Länder für Deutschland nicht mehr aufzuholen ist.
Preview von Starkes Plädoyer für mehr wirtschaftliche Eigenständigkeit Deutschlands

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Mehrheit importiert Hardware und Software aus dem Ausland

Digital-Importe haben eine hohe Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Ganz oben auf der Einfuhrliste stehen digitale Endgeräte, die von drei Vierteln der Unternehmen (77 Prozent) aus dem Ausland bezogen werden. Zwei Drittel (66 Prozent) importieren Bauteile beziehungsweise Hardware-Komponenten. Sechs von zehn (57 Prozent) beziehen Software-Anwendungen und Module aus dem Ausland. Vier von zehn (42 Prozent) setzen auf den Import von digitalen Dienstleistungen wie Cloud Services.

Nur 2 Prozent der Unternehmen verzeichnet keinerlei Digital-Importe. Die wichtigsten Handelspartner für Einfuhren sind vor allem die EU-Länder, aus denen acht von zehn Unternehmen (80 Prozent), die importieren, digitale Technologien oder Services beziehen - gefolgt von den USA (74 Prozent) und China (62 Prozent). Aus Japan importiert jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) IT oder digitale Dienstleistungen.

Deutschland gilt als besonders abhängig von Digital-Importen

Der eigene Standort wird im Vergleich zu anderen Wirtschaftsregionen als besonders abhängig von Digital-Importen eingeschätzt. Acht von zehn Unternehmen (80 Prozent) halten Deutschland für abhängig vom Import beziehungsweise vom Bezug digitaler Technologien, Dienstleistungen und Expertise aus anderen Ländern. Das ist der höchste Wert im Vergleich der untersuchten Wirtschaftsräume. Jeweils zwei Drittel sehen die restliche Europäische Union (68 Prozent) und das Vereinigte Königreich (68 Prozent) als abhängig an, bei Russland (51 Prozent), den USA (48 Prozent) und Japan (46 Prozent) ist es etwa jedes zweite.

Als vergleichsweise wenig abhängig gilt China (31 Prozent). Jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) geht davon aus, dass die Abhängigkeit Deutschlands und Europas in den kommenden fünf Jahren weiter zunimmt. Nur jedes fünfte (19 Prozent) erwartet, dass die Abhängigkeit künftig abnimmt. Besser werden die Perspektiven der USA wahrgenommen: Während drei von zehn Unternehmen (30 Prozent) auch für die USA eine steigende Abhängigkeit erwarten, meinen vier von zehn (38 Prozent), dass sie abnimmt. Am stärksten wird China eingeschätzt, für das fast die Hälfte (46 Prozent) der Unternehmen damit rechnet, dass die Abhängigkeit abnimmt, während nur jedes vierte (26 Prozent) glaubt, dass sie zunimmt.

Abhängigkeit bei ITK-Hardware und 5G-Technologie am größten

Die Abhängigkeit Deutschlands ist nach Einschätzung der Unternehmen am größten bei Hardware-Importen. Acht von zehn (81 Prozent) schätzen Deutschland als abhängig vom Import von IT- beziehungsweise Kommunikationsgeräten und -systemen ein. Sieben von zehn (71 Prozent) sagen das für 5G-Technologie. Jeweils rund zwei Drittel sehen eine Abhängigkeit bei Künstlicher Intelligenz (68 Prozent), Virtual beziehungsweise Augmented Reality (67 Prozent), Quantencomputern (65 Prozent) und Blockchain (65 Prozent). Im Mittelfeld liegen Drohnen (56 Prozent) und IT-Sicherheitstechnologien (55 Prozent). Als vergleichsweise gering gilt die Import-Abhängigkeit bei 3D-Druck (37 Prozent), Sensorik (35 Prozent) und ERP-, ECM- und CRM-Lösungen (21 Prozent).
Preview von Deutschland gilt als besonders abhängig von Digital-Importen

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Bei der Wahl ausländischer Geschäftspartner im Zusammenhang mit digitalen Produkten und Dienstleistungen spielen neben Preis und Leistung insbesondere Sicherheit, Vertrauen und Verlässlichkeit eine entscheide Rolle. Neun von zehn Unternehmen (87 Prozent) achten auf Rechtssicherheit im Land des Geschäftspartners, sechs von zehn (60 Prozent) auf Transparenz der Lieferketten, 85 Prozent auf die IT-Sicherheitsstandards des Partners. Für 95 Prozent ist das technologische Know-how des Geschäftspartners ein wichtiges Kriterium, für 93 Prozent sind es die finanziellen Konditionen.

USA rangieren im Vertrauens-Ranking nur knapp vor China

Das Vertrauen in die globalen Wirtschaftsräume fällt sehr unterschiedlich aus. Als besonders verlässlich gelten die EU-Länder, in die neun von zehn (89 Prozent) großes Vertrauen haben. Ebenfalls groß ist das Vertrauen in Japan (61 Prozent) und das Vereinigte Königreich (59 Prozent). Indien (41 Prozent) rangiert dabei noch vor den USA (39 Prozent), die nur knapp vor China (31 Prozent) landen. In Russland hat nur jedes siebte Unternehmen (15 Prozent) großes Vertrauen.

Für Unternehmen, die internationale Handelsbeziehungen rund um digitale Produkte und Dienstleistungen unterhalten, spielt zu 91 Prozent Vertrauen in die Politik des Partnerlandes eine wichtige Rolle bei der Auswahl ihrer Geschäftspartner. Dabei sind die internationalen Handelsbeziehungen nicht selten prekär: Jedes zweite Unternehmen (50 Prozent) gibt an, hinsichtlich der Verlässlichkeit der nationalstaatlichen Politik am Sitz der Partner gezwungenermaßen Risiken einzugehen. Jedes Dritte (33 Prozent) sieht faktische keine Abwehrmöglichkeit, wenn es von bestimmten ausländischen Partnern beziehungsweise Regierungen unter Druck gesetzt wird. 14 Prozent sehen eine grundsätzliche Gefahr, dass ihr Unternehmen von ausländischen Geschäftspartnern oder Regierungen erpressbar ist.

Deutschland und Europa sollen selbstbestimmter werden

Ungeteilte Einigkeit herrscht darüber, dass einseitige Abhängigkeiten bei digitalen Technologien zu vermeiden sind: Ausnahmslos jedes Unternehmen (100 Prozent) sagt, Deutschland müsse mehr digitale Souveränität erlangen. Allgemein wünschen sich die Unternehmen mehr Selbstbestimmung. Acht von zehn (81 Prozent) sind der Ansicht, dass die deutsche Wirtschaft generell zu stark vom Ausland abhängig ist. Zwei Drittel (64 Prozent) meinen, dass Deutschland und Europa in globalen Handelsstreitigkeiten zu passiv auftreten.

Eine übergroße Mehrheit (94 Prozent) wünscht sich, Deutschland solle sich dafür einsetzen, dass die EU im Handel auf Augenhöhe mit China und den USA agiert. Beim internationalen Handelsstreit zwischen den beiden wirtschaftlichen Schwergewichten befürworten die meisten Unternehmen hingegen Neutralität. 85 Prozent meinen, Deutschland sollte sich auf keine der beiden Seiten stellen, sondern neutral bleiben. 7 Prozent meinen, Deutschland sollte sich für die USA stark machen, 2 Prozent tendieren zu China.

Um sich technologisch stärker aufzustellen, sollte Deutschland nach Ansicht von mehr als neun von zehn Unternehmen in IT-Sicherheitstechnologien (96 Prozent), Künstliche Intelligenz (96 Prozent) und 5G (93 Prozent) investieren. Auch Big Data und Analytics (86 Prozent), Robotik (85 Prozent) und das Internet of Things (80 Prozent) stehen ganz oben auf der Prioritätenliste. Neun von zehn Unternehmen (91 Prozent) fordern die Verstärkung der öffentlichen Forschungsförderung von Schlüsseltechnologien. Ebenso viele (91 Prozent) meinen, dass die Bundesregierung eingreifen sollte, wenn eine Übernahme wichtiger deutscher Technologieunternehmen durch ausländische Investoren droht. Acht von zehn Unternehmen (79 Prozent) sagen, die Bundesregierung sollte verhindern, dass Deutschlands Infrastrukturen in die Hand von Nicht-EU-Unternehmen geraten. Jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) hingegen meint, der Staat sollte sich grundsätzlich aus der Wirtschaft heraushalten.
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