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Smartphones: Lieber up to date als länger haltbar?
20.12.2019 Lange Haltbarkeit wird zwar als Kaufargument angegeben - aber dann nicht ausgenutzt, so eine Studie der TU Berlin. Nur die wenigsten Nutzer behalten ein Smartphone, bis es nicht mehr funktioniert.
Ergebnis: Grund für den Neukauf ist in vielen Fällen nicht das kaputte Altgerät. 67 Prozent der Befragten kaufen ein neues Smartphone und 35 Prozent eine neue Waschmaschine, obwohl das alte Gerät noch funktioniert. Der Nachteil: Moderne Elektronikgeräte werden mit einem hohen Einsatz von Ressourcen und einem erheblichen Ausstoß von Emissionen hergestellt. Je länger sie leben, desto eher rechtfertigen sich diese ökologischen Kosten, desto besser ist die Ökobilanz eines Geräts. Werden Konsumenten nach ihren Einstellungen und Absichten gefragt, so gibt es durchaus Anlass zur Hoffnung für die Ökobilanz, denn Geräte möglichst lange zu nutzen, ist sozial absolut erwünscht.
Kleiner Trend in die richtige Richtung
Mit 67 Prozent fühlt sich das Gros der Bevölkerung verpflichtet, Geräte möglichst lange zu nutzen. 73 Prozent wollen damit einen Beitrag zur Umwelt leisten und 57 Prozent der Befragten hält Langlebigkeit von Geräten für einen wichtigen gesellschaftlichen Wert.Einen kleinen Trend in Richtung längerer Nutzung konnten die Wissenschaftler auch feststellen: So zeigt ein Vergleich mit einer Befragung der TU Berlin von 2017, dass sich die Nutzungsdauer von Smartphones leicht erhöht haben. Wurde ein Smartphone in 2017 noch im Schnitt 2,3 Jahre genutzt sind es nun 2,7 Jahre. "Aber: In der materiellen Kultur unserer Gesellschaft hat Neuheit einen hohen Wert", erklärt Studienleiterin Melanie Jaeger-Erben . Ein Trend, der in der Forschung als "Newism" bezeichnet wird. "Viele halten den rasanten Technologiewandel für unvermeidlich und durch die neuesten Geräte können Menschen zeigen, dass sie mithalten können. Diese Orientierung wird durch strukturelle Erleichterungen für den Neukauf und Hemmnisse für die Verlängerung der Nutzung noch verstärkt."
Der Kontext der Handlung und strukturelle Bedingungen entfalten hier einen großen Einfluss: Welche Handlungsweisen werden erleichtert, welche erschwert? Ein neues Smartphone ist beispielsweise bei 37 Prozent der Befragten als Teil eines Vertrags mit dem Netzbetreiber zur Verfügung gestellt worden, ein Drittel hat sich durch ein günstiges Angebot zum Neukauf motivieren lassen.