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Studie: Wie etablierte Parteien im Wahlkampf das Internet verschlafen
16.08.2017 Die Präsenz der deutschen Parteien im Netz weicht stark von ihrer voraussichtlichen Bedeutung bei der Bundestagswahl im September ab. Die Union erreicht mit ihrer Website einen deutlich geringeren Anteil ihrer Wählerschaft als alle anderen Parteien. Kleinere Parteien wie die "Alternative für Deutschland" weisen gemessen an ihrem aktuellen Wählerpotential eine sehr hohe Nutzung ihrer Website auf. Zudem bekennen sich mehr Facebook-Nutzer über ein Like zur AfD als zu CDU und CSU gemeinsam. Dies sind die wichtigsten Erkenntnisse einer aktuellen Studie über die digitale Präsenz der der politischen Parteien Ende Juli 2017.
Die SPD liegt mit derzeit 187.600 Visits knapp vor den beiden Unionsparteien bei den Website-Visits und ist allein, verglichen mit der CDU, auch stärker auf Facebook. Bemerkenswert ist auch die deutlich längere Aufenthaltsdauer von 3:10 Minuten, was auf attraktivere Inhalte schließen lässt als bei der Union. Martin Schulz ist mit 351.000 Fans auf Facebook mehr als doppelt so beliebt wie Christian Lindner, der stark auf soziale Medien setzt, allerdings auch sehr weit hinter Angela Merkel.
Inakzeptable mobile Ladezeit
Obwohl die Wählerschaft der Grünen in den letzten Jahren deutlich gealtert ist, verfügt die Partei immer noch über eine höhere Beliebtheit bei den jüngeren und damit Internet-affineren Wählern. In Relation zur Größe der Partei sind 144.900 Facebook Likes und über 112.000 Visits ein ordentlicher Wert, wenn auch nicht so hoch, wie zu erwarten gewesen wäre. Erstaunlich schlecht schneidet die Website bei der mobilen Nutzung ab: das Google Prüfsystem TestMySite ermittelt hier eine mobile Ladezeit von inakzeptablen 15 Sekunden, dem schlechtesten Wert aller untersuchten Parteien.Die Linke kommt mit über 200.000 Likes auf Facebook auf Rang drei hinter Union und AfD. Bei der Website-Nutzung liegt sie mit 119.300 Visits in etwa auf Augenhöhe mit den Grüne, allerdings mit einer viel besseren mobilen Optimierung der Website und entsprechend besseren Ladzeiten.
Die FDP liegt mit 121.000 Visits noch vor den Grünen, wenn auch bei den Likes mit knapp über 100.000 am Ende des Feldes. Hier ist allerdings die starke Personalisierung auf den Spitzenkandidaten Christian Lindner zu beachten, der mit 159.000 Likes deutlich stärker abschneidet als seine Partei.
Sowohl bei den Website-Visits als auch auf Facebook führt überraschenderweise die AfD das Feld an. Die AfD erreicht im Juli 235.900 Visits und über 330.000 Facebook Likes. Auch die Besuchszeit von 2:52 Minuten auf der Website spricht für eine intensive Nutzung der Website. Diese sehr hohen Werte bei der AfD in Relation zur voraussichtlichen Wählerschaft ist möglicherweise ein Ausdruck der geringeren Präsenz in den Medien sowie der schwächeren Organisationsstruktur: um überhaupt noch mit der eigenen Basis kommunizieren zu können, setzen diese Parteien stärker auf das Internet als z.B. die CDU. Sehr schwach ist dagegen die mobile Optimierung der Website mit 14 Sekunden Ladezeit.
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Jetzt Mitglied werdenKleine Parteien online erfolgreicher als die Etablierten
Insgesamt nutzen vor allem die kleineren Parteien die Möglichkeiten der direkten Kommunikation mit dem Wähler erfolgreicher als die etablierten Parteien. Selbst nach dem überraschenden Wahlerfolg von Donald Trump in den USA haben die großen Parteien das Potential der Onlinekommunikation immer noch nicht erkannt. Auch die Bewegung des neugewählten Präsidenten Emmanuel Macron im Nachbarland Frankreich schaffte es mit der eigenen Website en-marche.fr zur Wahl auf beeindruckende 4,1 Mio. Visits im Mai. Von solchen Traumwerten sind alle deutschen Parteien meilenweit entfernt.Herausgegeben wurde die Studie von Netzreklame . Über das Tool Similarweb wurde die Anzahl der Visits als auch die Dauer des Website-Besuchs gemessen.