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EU erlaubt digitalen Personalausweis - 58 Prozent der Deutschen wollen ihn unbedingt
30.06.2023 Geht es nach der Europäischen Union, sollen ihre BürgerInnen die wichtigsten Ausweise auch auf dem Handy mit sich tragen können: Personalausweis und Führerschein könnten demnach bald Teil einer EU Digital Identity Wallet werden. Wie und ob Deutschland mitspielt, liegt am hiesigen Gesetzgeber.
Smartphone-UserInnen sind zu zwei Dritteln für die Ausweis-App
Eine Mehrheit der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger (58 Prozent) wünscht sich das: Sie würden Personalausweis, Führerschein, Gesundheitskarte oder Zeugnisse gerne auf dem Smartphone speichern. 27 Prozent wollen eine solche Funktion auf jeden Fall nutzen, 31 Prozent würden sie eher nutzen, ergab eine Bitkom -Umfrage unter 1.002 Personen ab 16 Jahren in Deutschland. Weitere Ergebnisse: 16 Prozent würden ein solches Angebot eher nicht nutzen wollen, 23 Prozent auf keinen Fall. Zwei Drittel der Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer (65 Prozent) würden eine Lösung bevorzugen, mit der alle Dokumente in einer Wallet abgelegt werden können, 13 Prozent sprechen sich für mehrere Apps aus - eine für jeden Ausweis. 18 Prozent haben keine Präferenz."Sichere digitale Identitäten sind der Schlüssel für eine wirklich breite Nutzung öffentlicher Angebote in der digitalen Welt. Wer wichtige Dokumente wie etwa seine Kreditkarte längst auf dem Smartphone mit sich führen kann, möchte diesen Komfort gerne auch für seine amtlichen Ausweise haben", sagt Susanne Dehmel , Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. "Die EU hat den Weg für breit angelegte Pilotversuche frei gemacht, jetzt kommt es darauf an, dass diese rasch umgesetzt und für die Bürgerinnen und Bürger verfügbar werden."
Der Erfolg der EU Digital Identity Wallet hängt aus Bitkom-Sicht davon ab, wie nutzerfreundlich die Umsetzung wird. Dass in der Verordnung pauschal für alle Anwendungen ein hohes Schutzniveau mit entsprechend komplexen Sicherheitsvorgaben festgelegt wurde, könnte sich nämlich als Hemmnis erweisen. "Der bessere Weg wäre eine flexible Anpassung des notwendigen Sicherheitsniveaus an die jeweiligen Anwendungsfälle. Bereits existierende eID-Systeme in Europa funktionieren bereits erfolgreich auf einem niedrigerem, aber ebenfalls sicheren Niveau. Daran haben sich viele Bürgerinnen und Bürger bereits gewöhnt", so Dehmel. "Deutschland hat bei der Digitalisierung und gerade bei digitalen Verwaltungsleistungen so viel aufzuholen, dass wir uns keine Sonderwege mehr leisten können."
Deutschland dürfe nicht den Fehler machen, einen eigenen technologischen Weg abseits der europäischen Standards zu verfolgen. Dehmel: "Ein Ökosystem Digitale Identitäten, das auf der neuen eIDAS-Verordnung basiert, bietet die einmalige Chance, viele Lücken in der deutschen eID-Entwicklung zu schließen, die in der vergangenen Dekade entstanden sind. Dazu gehört, dass auch in Deutschland privatwirtschaftliche Akteure zertifizierte EU Digital Identity Wallets ausstellen können." So entstehe ein Wettbewerb um ebenso nutzerfreundliche wie sichere Angebote.
Ein Drittel der BundesbürgerInnen sieht darin keine Vorteile
Als wichtigste Vorteile einer digitalen Speicherung von Ausweisen auf dem Smartphone sehen die Deutschen, dass durch den Verzicht auf die Produktion von Karten und Dokumenten die Umwelt geschont wird (55 Prozent) und dass Dokumente von den Behörden schneller ausgestellt werden können (50 Prozent). 44 Prozent halten es für bequemer, 41 Prozent hoffen, dass die Dokumente so zur Identifikation bei Online-Diensten verwendet werden können, 36 Prozent erwarten Kosteneinsparungen und 30 Prozent gehen davon aus, dass sie mit den digitalen Dokumenten Online-Verwaltungsleistungen in Anspruch nehmen können. Rund ein Drittel (32 Prozent) sieht keine Vorteile.Die größten Sorgen im Zusammenhang mit einer digitalen Speicherung von Ausweisen auf dem Smartphone gelten einem Missbrauch durch Kriminelle (78 Prozent), der Angst vor Verlust (68 Prozent) sowie dem Missbrauch durch ausländische Staaten (57 Prozent). Ebenfalls eine knappe Mehrheit befürchtet Probleme sich auszuweisen, falls das Smartphone einmal defekt oder der Akku leer sein sollte (56 Prozent), 46 Prozent haben Angst vor technischen Störungen. 31 Prozent machen sich Sorgen vor einem Missbrauch der Technik durch den deutschen Staat, 27 Prozent vor einer zwangsweisen digitalen Registrierung ihrer Identität und ebenfalls 27 Prozent vor einer zu komplizierten Bedienung. 25 Prozent sehen die Gefahr eines Missbrauchs durch Unternehmen, 23 Prozent haben Angst vor einem Smartphone-Zwang. 18 Prozent haben keine Sorgen bei der Speicherung von Ausweisdokumenten auf dem Smartphone.