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Führungskultur: Mehr als 70 Prozent der Vorgesetzten sind männlich

08.12.2016 Wie bewerten Mitarbeiter ihre Chefs und was erwarten sie in Zeiten von Arbeit 4.0 eigentlich von ihren Führungskräften? In einer repräsentativen Umfrage hat das Business-Netzwerk Xing zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser diesen und weiteren Fragen zur Führungskultur auf den Zahn gefühlt. Zentrales Ergebnis: Kulturwandel hin zu flachen Hierarchien und mehr Eigenverantwortung zeichnen sich ab, aber die Führung in deutschen Unternehmen ist nach wie vor stark männlich geprägt.

 (Bild: Unsplash/ Pixabay)
Bild: Unsplash/ Pixabay
Führungspositionen auf allen Ebenen der Unternehmen bleiben demnach eine Männerdomäne. 70,1 Prozent der befragten Arbeitnehmer haben einen männlichen Vorgesetzten. Nur 29,9 Prozent der Befragten arbeiten unter der Führung einer Frau. In Hamburg und Schleswig-Holstein sind mehr als Dreiviertel (77,3 Prozent) aller Vorgesetzten männlichen Geschlechts, knapp gefolgt von Baden-Württemberg mit 76,3 Prozent und Rheinland-Pfalz/Saarland mit 72,6 Prozent. Aber es gibt auch Ausreißer nach oben: Deutlich durchmischter und vielfältiger zeigen sich viele Unternehmen in den neuen Bundesländern. Führend in Sachen Frauenanteil sind Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, wo vier von zehn (39,6 Prozent) der Chefs weiblich sind, gefolgt von 38,5 Prozent in Thüringen. In der Bundeshauptstadt Berlin werden 37,2 Prozent der Chefsessel von Frauen belegt.

Mehr als die Hälfte der Deutschen fühlt sich vom Vorgesetzten wertgeschätzt

Worauf kommt es Arbeitnehmern vor allen Dingen bei ihren Personalverantwortlichen an? Die Antwort ist eindeutig. Rund jeder zweite Beschäftigte (49,1 Prozent) wünscht sich zu aller erst Wertschätzung vom Chef. Unter die "Top 3" schaffen es auch Führungskompetenz (39 Prozent) und die Fähigkeit, die Mitarbeiter zu motivieren und mitzunehmen (30 Prozent). Gefragt nach der tatsächlich erfahrenen Wertschätzung durch den direkten Vorgesetzten bescheinigen mehr als die Hälfte (56,1 Prozent) der Befragten, dass sie eine entsprechende Aufmerksamkeit und Würdigung ihrer Person und Leistung erfahren. Eine positive Entwicklung: Denn dieser Wert ist im Laufe des letzten Jahres im Vergleich zur letzten repräsentativen XING Erhebung aus dem April 2015 (Kompass Neue Arbeitswelt) um fast vier Prozent von 52,3 Prozent angestiegen.

Allerdings nimmt die positive Bewertung mit der Größe des Unternehmens drastisch ab. Bei Konzernen mit mehr als 50.000 Mitarbeitern vergibt nicht einmal mehr jeder fünfte Befragte (18,3 Prozent) die Bestnote für Wertschätzung an ihren jeweiligen Personalverantwortlichen. Weibliche Vorgesetzte lassen ihren Mitarbeitern laut den Umfrageergebnissen eine höhere Wertschätzung zu Teil werden. 25,6 Prozent der weiblichen Chefs erhalten die Bestnote in dieser Kategorie, während nur 22,6 Prozent der männlichen Chefs diese erreichen.

Fast Dreiviertel der deutschen Vorgesetzten agieren auf Augenhöhe mit Mitarbeitern

Mit dem Versprechen der flachen Hierarchie schmücken sich viele Unternehmen gerne. Doch wie schaut es hinter den Kulissen aus? Immerhin: Sieben von zehn Befragten (72,4 Prozent) geben zu Protokoll, dass ihnen die direkten Vorgesetzten kollegial auf Augenhöhe begegnen. Mehr als jeder vierte befragte Arbeitnehmer (27,6 Prozent) gibt hingegen an, dass der Chef Wert auf einen deutlichen Abstand zu seinen Mitarbeitern setzt. Weibliche Vorgesetzte zeigen sich dabei nahbarer als ihre männlichen Pendants. Ihnen wird von fast Dreiviertel (74 Prozent) der Arbeitnehmer ein kollegiales Auftreten bescheinigt, während nur 71,7 Prozent der männlichen Chefs auf ihre Mitarbeiter zugehen.

Dabei legen viele Arbeitnehmer Wert auf flache Hierarchien, da sie mehr Einflussmöglichkeiten für den Einzelnen ermöglichen. So bevorzugen nahezu Zweidrittel (64,9 Prozent) der Befragten diese Organisationsform in ihrem Arbeitsalltag. Mehr als jeder vierte Angestellte (27,6 Prozent) geht gar einen Schritt weiter und plädiert für eine vollständig basisdemokratische Philosophie, in der sämtliche Entscheidungen im Team gefällt werden. Nur 7,4 Prozent der Angestellten wünschen sich deutliche Hierarchien zurück.

Jahresbilanz: Frauen lassen Männer in Sachen Führungskompetenz hinter sich

Was ist in Deutschland wichtiger für den Aufstieg - Fachexpertise oder Führungskompetenz? An dieser Frage scheiden sich häufig die Geister. Die Ergebnisse der Umfrage lassen den Schluss zu, dass es stärker auf die fachliche Qualifikation ankommt. Im direkten Vergleich bewerten die Befragten die Fachkenntnis ihrer Vorgesetzten auf jeden Fall weitaus besser als die Führungsqualitäten. Während 29,0 Prozent der Chefs Bestnoten für ihr Spezialwissen erhalten, können nur 22,2 Prozent mit ihrer Führungskompetenz auf ganzer Linie überzeugen. Das gilt sowohl für Frauen als auch für Männer. Allerdings klafft bei weiblichen Chefs nicht eine so deutliche Lücke zwischen der Bewertung für Fachkenntnis (m: 29,9 w: 26,9 Prozent) und Führungskompetenz (m: 21,4, w: 24,1 Prozent).

Klare Grenzen: Mehr als ein Drittel meidet den privaten Kontakt zum Chef

Lassen neue flache Organisationsformen das Verhältnis zum Chef auch persönlicher und privater werden? Nicht unbedingt: Nur 30,5 Prozent der deutschen Arbeitnehmer pflegen auch außerhalb des Büros Kontakt zu ihren Vorgesetzen, während immerhin 71,5 Prozent der Beschäftigen mit den Kollegen im privaten Austausch sind. Dabei spricht die Wahl der Kommunikationswege bereits eine deutliche Sprache über den jeweiligen Grad der Distanz. Während mit dem Chef bevorzugt verhältnismäßig förmlich über Telefon (73,2 Prozent) und E-Mail (52,3 Prozent) kommuniziert wird, nutzen die Befragten unter Kollegen bereits verbreitet Messaging-Dienste (48,6 Prozent) und soziale Netzwerke (21,9 Prozent). Der Kontakt mit dem Chef bleibt dabei über als privat empfundene Kanäle für die große Mehrheit ein heikles Thema. Nur 21,6 Prozent der Mitarbeiter heißen ihren Vorgesetzten etwa in der Messaging-Gruppe des Teams willkommen.
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