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Hasskommentare: Jeder Neunte wurde im Web bereits beschimpft
16.12.2015 Wüste Beschimpfungen, rassistische Beleidigungen, explizite Gewaltandrohungen: Fast jeder zweite Internetnutzer (48 Prozent) hat bereits Hasskommentare im Internet gelesen. Und jeder neunte Internetnutzer (elf Prozent) hat sich selbst schon einmal als Opfer solcher Äußerungen empfunden, etwa weil er persönlich angegriffen, beleidigt oder bedroht wurde. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie des Bitkom .
Unterschiedliche Reaktionen je nach Betroffenheit
Der Umgang mit Hasskommentaren unterscheidet sich stark je nachdem, ob jemand persönlich betroffen ist oder nicht. Diejenigen, die Hasskommentare ausschließlich gelesen haben, haben zu 77 Prozent nicht darauf reagiert. 16 Prozent haben sie dem Betreiber gemeldet. Sieben Prozent haben sich mit einem eigenen Posting dagegen ausgesprochen und sechs Prozent haben in ihrem sozialen Netzwerk dazu aufgerufen, die Äußerung ablehnend zu kommentieren. Zwei Prozent haben dem Verfasser der Hasskommentare die Online-Freundschaft gekündigt und lediglich ein Prozent hat Anzeige erstattet.Ein anderes Bild ergibt sich bei denjenigen, die Opfer von Hasskommentaren geworden sind: Jeder Zweite (52 Prozent) hat die Äußerung dem Betreiber gemeldet. 40 Prozent haben in ihrem Netzwerk dazu aufgerufen, die Äußerung ablehnend zu kommentieren. 39 Prozent haben dem Verfasser, so möglich, die Freundschaft gekündigt. Weitere 28 Prozent haben sich mit einem eigenen Posting gegen die Äußerung ausgesprochen. Jeder Fünfte (19 Prozent) hat sogar Anzeige erstattet. Da
Die Befragung zeigt außerdem, dass das Internet von vielen als Medium gesehen wird, das Hasskommentare befördert. So finden 73 Prozent der Befragten, dass das Gefühl von Anonymität im Internet zu Hasskommentaren verleitet. 89 Prozent unterschreiben die Aussage: Das Internet erleichtert die Verbreitung von Hasskommentaren, die sonst nur im privaten Umfeld gemacht würden.
Laut der Befragung haben sechs Prozent der Internetnutzer selbst Hasskommentare verfasst. 77 Prozent von ihnen sagen, dass sie mit ihrer Aussage ihrem Ärger Luft machen wollten. 61 Prozent erklären, dass sie damit aufrütteln wollten. Nur 31 Prozent der Verfasser mussten für ihren Hasskommentar Kritik von anderen Internetnutzern einstecken, 64 Prozent fühlen sich dagegen von anderen in ihrer Aussage bestätigt, Entsprechend bereuen nur 36 Prozent ihre Aussage inzwischen und würden sie am liebsten ungeschehen machen. Der größere Teil (59 Prozent) erklärt jedoch, nach wie vor zu ihrem Hasskommentar zu stehen.
Geringe Toleranz gegenüber Hasskommentaren
Nur zwölf Prozent der Internetnutzer sind der Ansicht, dass Hasskommentare im Internet zu einer offenen Diskussionskultur gehören und deshalb immer toleriert werden sollten. 22 Prozent sagen, dass man sie zumindest im Grundsatz tolerieren und nur im Ausnahmefall gegen sie vorgehen sollte, wie z.B. beim Aufruf zu schweren Straftaten. 17 Prozent sind gleichgültig gegenüber Hasskommentaren.Zur Lösung des Problems sollen nach Ansicht der Befragten alle relevanten Akteure beitragen - also Betreiber von Online-Plattformen genauso wie die Justiz und die Nutzer selbst: 86 Prozent wünschen sich, dass Betreiber eindeutige Hinweise geben, wie sich die Nutzer im Internet verhalten sollen (Netiquette). Ebenso viele wollen, dass die Betreiber Hasskommentare schnell löschen. 80 Prozent finden zudem, dass sie die Accounts von Hasskommentar-Verfassern sperren sollten. Und 77 Prozent sprechen sich dafür aus, bei Bedarf die Kommentarfunktion auf einer Webseite abzuschalten. 72 Prozent sind zudem dafür, dass Nutzer Hasskommentare verstärkt mit Argumenten widerlegen. 70 Prozent finden, dass die Strafverfolgungsbehörden verstärkt gegen Hasskommentare vorgehen sollten.