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Nachhaltigkeit

Studie: So nachhaltig ist der Onlinehandel

14.06.2022 60 Prozent der deutschen Konsumierenden halten den E-Commerce für eine Umweltsünde, zeigt eine neue Studie. Doch der Onlinehandel ist nachhaltiger als sein Ruf.

 (Bild: geralt/Pixabay)
Bild: geralt/Pixabay
Umweltbewußtsein und Nachhaltigkeit werden in unserer Gesellschaft immer wichtiger und beeinflussen auch das Onlineshopping. Wie Konsumierende die Nachhaltigkeit im E-Commerce einschätzen und was wissenschaftliche Untersuchungen dazu zeigen, hat die Delivery Plattform Seven Senders zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser untersucht.

Das Ergebnis: 60 Prozent der Deutschen halten Onlineshopping für klimaschädlicher als den Einkauf im stationären Handel. Doch laut Seven Senders ist es umgekehrt: Ein im Internet verkauftes Produkt verursacht deutlich weniger CO2 als ein Artikel, der stationär gekauft wurde (durchschnittlich 36 Prozent weniger). Beim stationären Handel schlagen insbesondere die Umweltwirkungen des Geschäfts und die Umweltwirkungen durch die individuelle Anfahrt der KundInnen negativ zu Buche. Diese seien so hoch, dass sie beispielsweise die negativen Wirkungen größerer Transportverpackungen und von Zustelllieferungen im Onlinehandel überkompensieren. Laut der Studie würde der E-Commerce im Gegensatz dazu das 4- bis 9-fache des Verkehrs einsparen, den er verursacht.

Auch in puncto Lagerung sei der E-Commerce günstiger: Bei einer großen Menge an verarbeiteten Produkten oder Sendungen würden sowohl beim E-Retailer selbst als auch in den Warenverteilzentren erhebliche Skalierungseffekte auftreten, die die Umweltbilanz verbessern. Zudem würden die Art der Belieferung und der höhere Automatisierungsgrad den Onlinehandel effizienter machen: Große Lager seien um den 16-fache energieeffizienter bzw. hätten einen geringen Energieaufwand im Vergleich zu Geschäften des Einzelhandels.

Transport veruracht die meisten Emissionen im E-Commerce

Dennoch gibt es in Sachen Klimaschutz noch Luft nach oben: Der Löwenanteil der im E-Commerce generierten Emissionen entfällt auf den Transport - First und Last Mile zusammengenommen. Er macht zwischen 35 und 65 Prozent der Gesamtumweltbelastung aus und bietet damit, neben Verpackung und Retourensteuerung, den größten Hebel für Verbesserungen. Versandhandelsunternehmen können ihre Umweltbilanz beispielsweise bei der Beschaffung ihrer Produkte verbessern: Eine ECommerce-Sendung per Luftfracht von einem Distributionszentrum in Asien verursacht 25-mal mehr CO2 als die Sendung eines Produkts, das aus einem Sammellager in der EU kommt.

Die Studie zeigt auch: Mit dem wachsenden Umweltbewusstsein der Onlineshoppenden steigt auch die Bereitschaft, für nachhaltige Lieferoptionen mehr Geld in die Hand zu nehmen. So würden derzeit 70 Prozent der europäischen VerbraucherInnen nachhaltige Versandoptionen nutzen (plus 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr). 55 Prozent wären bereit, zwischen zehn Cent und einem Euro mehr für eine nachhaltige Lieferung zu zahlen.

Grundsätzlich sei der Onlinehandel für das Erreichen seiner Klimaziele auf die Mitwirkung seiner Kundschaft angewiesen: Eine Senkung der Retourenquote, die für vermeidbare Umweltbelastungen sorgt, oder mehr Akzeptanz für eine Zustellung an Out-of-Home-Sammelstellen können E-Retailer nur gemeinsam mit ihren KundInnen erreichen - und damit tonnenweise CO2 einsparen kann. Wie viel genau, beziffert Seven Senders im Rahmen eines Rechenmodells: Demnach verursacht die Zustellung an eine Out-of-Home-Sammelstelle im Vergleich zur Lieferung an eine Privatadresse durchschnittlich 300 Gramm weniger CO2 pro Paket.

Offsetting und Insetting als kurzfristige Möglichkeiten für eine bessere Klimabilanz

Der Weg hin zu einem Onlinehandel, der keine Emissionen mehr verursacht, ist laut Seven Senders noch weit - und die Realisierung von CO2-neutralen Logistiklösungen, wie der Einsatz von E-LKWs, werde noch Jahre brauchen. So müssen wiederverwertbare oder recycelbare Verpackungskonzepte beispielsweise mit Sortieranlagen abgestimmt und getestet werden und Rücknahmekreisläufe aufgebaut werden. Und dann müssen VerbraucherInnen auch bereit sein, sich an den Mehrkosten zu beteiligen.

Kurzfristig könnten E-Retailer nicht vermeidbare CO2-Emissionen kompensieren ('Offsetting'). Dazu gilt es zunächst Bereiche zu identifizieren, in denen sich wirkungsvoll Emissionen einsparen lassen - und diese Einsparungen entweder direkt zu realisieren oder ihre Realisierung für die Zukunft anzustoßen. Unternehmen, die ihre CO2-Emissionen kurzfristig nicht durch geeignete Maßnahmen reduzieren können, errechnen im ersten Schritt ihren Umfang, um diesen dann durch kompensatorische Projekte oder Fördermaßnahmen auszugleichen.

Eine weitere Möglichkeit, umweltbewusstes Handeln zu zeigen, ist das 'Insetting': Dabei werden Projekte mit nachhaltigem Charakter im eigenen Unternehmen oder seinen Lieferketten realisiert. Gegenstand können Baumpflanzprojekte oder die Umstellung des Bürogebäudes auf erneuerbare Energie sein. Es geht aber auch um den konkreten Wandel gängiger Prozessschritte und Handlungen, um etwa die lokale Biodiversität, Wassereinsparungen oder die Recyclingfähigkeit von Produkten zu steigern.

Eine Nachhaltigkeitsstrategie um Online- und Versandhandel zahlt sich laut der Studie aus: Durch die Skaleneffekte der ECommerce-Logistik und abweichende Konsumgewohnheiten in den unterschiedlichen europäischen Märkten kann sogar eine Expansion zu positiven Effekten in der Klimabilanz führen.

Für die Studie 'Roadmap 2025: Nachhaltigkeit im europäischen E-Commerce' hat Seven Senders rund 3.500 Onlineshoppende in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden befragt und die Ergebnisse mit weiteren Studien ergänzt.
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