"Dr. Google" ist für Laien oft kaum zu verstehen
14.02.2023 Das Googlen nach Gesundheitsthemen ist sehr beliebt. Eine Studie weist nun allerdings die schlechte Verständlichkeit von Gesundheitsinformationen im Internet nach. Und sie zeigt, dass seriöse Anbieter in Suchmaschinen oft das Nachsehen haben.
"Während der Crawler von Webseite zu Webseite springt, speichern wir nur Verlinkungen zwischen gesundheitsrelevanten Internetseiten. Auf diese Weise entsteht ein sogenannter Web-Graph, der ausschließlich gesundheitsrelevante Webseiten und deren Verlinkungen untereinander enthält", erklärt Zowalla. "Die Wichtigkeit einer Webseite innerhalb dieses Gesundheitsweb-Graphen können wir dann beispielsweise mit Google's PageRank bestimmen", ergänzt Professor Daniel Pfeifer (HHN), der neben Professor Thomas Wetter von der Universität Heidelberg die Promotion von Richard Zowalla betreut. Das Grundprinzip von PageRank: Je mehr Links auf eine Seite verweisen, desto höher ist das Gewicht dieser Seite, sie scheint also eine höhere Bedeutsamkeit zu haben.
Suchmaschinen rücken eher private Anbieter nach vorne
Mit Hilfe des Page Rank wurde jeweils für Deutschland, Österreich und die Schweiz eine Top 1000 Liste berechnet, wodurch insgesamt eine Top 3000 Liste des Gesundheitswebs entstand. Die Untersuchung zeigt, dass öffentliche Institutionen, wie das Robert-Koch-Institut und nicht kommerzielle Anbieter von Gesundheitsinformationen wie beispielsweise die Webseite der deutschen Krebshilfe nur knapp die Hälfte der Top 3000 Seiten des Gesundheitswebs ausmachen. Der Großteil an Informationen stammt von private Anbietern wie Webseiten von ÄrztInnen. Die vordersten 20 bis 50 Seiten der Top 3000 nehmen in allen drei Ländern vor allem die Informationsangebote von öffentlichen Einrichtungen ein. "Interessant ist jedoch, dass dies nicht unbedingt die Informationsangebote sind, die ein kommerzieller Suchmaschinenanbieter als Top Treffer präsentiert, hier stehen oftmals private Anbieter im Vordergrund", erläutert Zowalla.Vokabular auch für Laien geeignet - Lesbarkeit jedoch auf Hochschulniveau
Als Maßstab für die Lesbarkeit eines Textes wurden der FRE-Score bzw. die vierte Wienersachtextformel verwendet: Als schwerer lesbar gelten demnach Texte mit längeren medizinischen Fachbegriffe sowie langen oder verschachtelten Sätzen. Diese Lesbarkeitsmaße bewerten einen Text entweder als Punktwert (Score) oder in Form von Schuljahren. Erhält ein Text etwa die Bewertung 11 sollten LeserInnen, die die 11. Klasse abgeschlossen haben, diese sprachlich klar erfassen können. Gesundheitsinformationen sollten bereits SchülerInnen aus der Mittelstufe verstehen können. Die Ergebnisse zeigen jedoch, "dass im deutschsprachigen Gesundheitsweb das Niveau deutlich darüber liegt und ein Text nur dann vollständig erfasst werden kann, wenn 13 bis 14 Jahre schulische Bildung vorliegen", erklärt Zowalla. Diese Dauer entspricht einem Hochschulstudium. Besser schneidet das Gesundheitsweb beim verwendeten Vokabular ab, dessen Laientauglichkeit mit Hilfe eines KI-Verfahrens untersucht wurde. Hier zeigt sich, dass es "größtenteils gut für ein Laienpublikum geeignet ist", so Zowalla. Schwer lesbare Texte zu gesundheits- oder krankheitsbezogenen Themen erzeugten somit eine Barriere im Umgang mit Informationen aus dem Internet, auch wenn das verwendete Vokabular aus medizinischer Sicht angemessen erscheint.Am häufigsten wird nach Krankheit und Verletzung gesucht
Die Themen des Gesundheitswebs wurden mittels Latent Dirchlet Allocation (LDA) bestimmt. Das Verfahren wird verwendet, um eine große Menge an unstrukturierten Texten zu kategorisieren und Themen zu identifizieren. Die häufigsten Themenfelder im Gesundheitsweb sind die Themenfelder "Krankheit & Verletzung" sowie "Forschung & Wissenschaft". Die Untersuchung zeigt zudem, dass das Thema "Pandemie & Impfung" mit Bezug zur COVID-19 Pandemie bereits im Januar 2020 ein Bestandteil des Gesundheitsweb war."Vertrauenswürdige Anbieter vollautomatisch identifizieren"
Ein Fazit von Richard Zowalla: "Im Zeitalter von Fake-News und Desinformation wäre es sicherlich interessant, wenn ein Verfahren vertrauenswürdige Anbieter (wie beispielsweise das Robert Koch Institut) für Gesundheitsinformationen vollautomatisch identifizieren könnte". Hier bestehe weiterhin Handlungs- und Forschungsbedarf. Die Informatik Fakultät der HHN plant deshalb bereits weitere Projekte gemeinsam mit medizinischen ExpertInnen.Zu: "Dr. Google" ist für Laien oft kaum zu verstehen
Richard Zowalla regt an, vertrauenswürdige Anbieter vollautomatisch zu identifizieren.
Eine weitere Lösung könnte sein, dass medizinische Websites ihre Beiträge mit Möglichkeiten der Bewertung versehen, z.B. die bekannte Sternebewertung und evtl. ergänzende Fragen: Wie verständlich war der Text? Haben die Informationen Ihnen geholfen?
Wichtig ist natürlich, dass diese Bewertungen angezeigt werden, um zukünftigen Besuchern eine schnelle Einschätzung der Informationen zu ermöglichen. Was bei Amazon mit Produktbewertungen funktioniert, könnte auch bei medizinischen Informationen nützlich sein.