Zum Dossier 'Temu-Strategie'
Mediatheken von ARD/ZDF werden kaum genutzt
21.08.2023 55 Prozent der BundesbürgerInnen schauen höchstens einmal wöchentlich bei den Streaming-Angeboten der Öffentlich-Rechtlichen vorbei, manche sogar noch seltener. Netflix nutzen die Deutschen dagegen intensiv: Fast ein Viertel schaltet täglich ein.
Dass ARD und ZDF nach Einschätzung der über 2.000 Befragten in kaum einem Bereich mehr vor den internationalen Streaming-Riesen liegen, hat Auswirkungen: Nicht einmal die Hälfte der Deutschen klickt sich bei den Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen noch häufiger als einmal die Woche ein. 55 Prozent schauen nur gelegentlich vorbei, höchstens wöchentlich oder sogar nur einmal monatlich.
Für die Studie der TH Köln und der Medienberatung HMR International in Zusammenarbeit mit der Universität Weimar wurden 2.009 deutsche NutzerInnen im April 2023 zu ihrem Konsum von Streaming-Diensten online befragt. Das Sample entspricht den deutschen Streaming-NutzerInnen hinsichtlich Geschlecht und Altersgruppen in Bezug auf die Gesamtbevölkerung.
Den größten Suchtfaktor attestieren NutzerInnen dabei Disney+ ("muss ich einfach nutzen"), gefolgt von RTL+. ARD, ZDF und Joyn werden als weniger "zwingend" wahrgenommen.
23 Prozent der Befragten nutzen die Netflix täglich, Amazon Prime Video hat 16 Prozent täglich wiederkehrende NutzerInnen in der deutschen Bevölkerung. Fans der Online-Mediatheken von ARD und ZDF gibt es dagegen deutlich weniger. 55 Prozent schauen dort eher gelegentlich (monatlich/wöchentlich) vorbei.
Für Begeisterung sorgen nur die internationalen Anbieter
Unter den deutschen Anbietern hat RTL+ das beste Marken-Image. Der Streaming-Dienst gilt bei seinen NutzerInnen als Heimat für Daily Soaps, Reality und Shows. Aber: Design und Technik von RTL+ schätzen die Befragten als am schwächsten von allen untersuchten Anbietern ein.ARD und ZDF können der Studie zufolge mit Informationsprogrammen überzeugen - auch wenn die internationalen Anbieter im Dokumentationsbereich schon gleich gezogen haben.
"Dies zeigt, dass die hiesigen öffentlich-rechtlichen Anbieter auch bei sicher geglaubten Angebotsformen in Konkurrenz zu kommerziellen Akteuren im Streaming-Markt stehen", ergänzt Martina Richter , Geschäftsführerin der HMR International.
Insgesamt liegen die großen internationalen Streaming-Anbieter aus NutzerInnen-Sicht bei der Personalisierung der Inhalte vorn - Netflix sticht dabei besonders heraus. ARD und ZDF sind hier weit abgeschlagen. Die Nutzenden würden die internationalen Anbieter auch am ehesten weiterempfehlen bzw. sind davon begeistert.
Insgesamt intensiviert sich der Streaming-Wettbewerb deutlich: 17 Prozent der Befragten haben im letzten Jahr ein Streaming-Abonnement gekündigt. 35 Prozent gaben an, selbst kein Abonnement zu besitzen; 42 Prozent hatten hingegen zwei oder mehr Dienste vertraglich gebucht.