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Google Shopping wird kostenlos - oder nicht?
04.05.2020 Google hat angekündigt, Teile seines ECommerce-Angebots Google Shopping kostenlos zu machen. Vordergründig handelt es sich um eine Corona-Hilfe für strauchelnde Händler. Tatsächlich steckt mehr dahinter.
Was ist passiert?
Die Ankündigung sorgte in der Branche für Freude und Überraschung. Für Freude, weil sich Google Shopping längst zu einem ernst zu nehmenden Verkaufskanal gemausert hat, der jeden Monat weiter an Bedeutung gewinnt. Für Überraschung, weil Google in den vergangenen Monaten sehr viel Zeit, Mühe und Gehirnschmalz investiert hat, um ein funktionierendes Geschäftsmodell für den Service zu entwickeln:- Google musste sein Buchungssystem komplett überarbeiten, um vor den europäischen Wettbewerbsbehörden zu bestehen.
- Agenturen und Dienstleister wurden in aufwändigen Programmen und mit teuren Incentives geködert, um Gefallen an dem Dienst zu finden und die Anzeigenlistings ihrer Kunden umzulenken.
- Nicht zuletzt deswegen haben viele Dienstleister auch viel Geld investiert. In Personal, in Knowhow und nicht zuletzt in eine eigene ECommerce-Portale, weil erst ein eigener Vergleichsdienst (Comparison Shopping Service, CSS) den Weg zu den Fleischtöpfen ebnet (siehe iBusiness: Adwords, PLA oder AMS - Wo Shopbetreiber ihr Werbegeld investieren sollen ).
All dies würde von einem Moment auf den anderen auf dem Spiel stehen, wenn Google seinen Shopping-Dienst einfach kostenlos anbieten würde. Kein Wunder, dass manchem Marktteilnehmer zunächst ein gehöriger Schreck in die Glieder gefahren ist. Es geht ja nicht nur um Googles Umsätze, sondern auch um die der Agenturen.
Was es bedeutet
Auf den zweiten Blick zeigt sich dann auch, dass sich Googles Aktion deutlich größer liest, als sie tatsächlich ist: Kostenlos ist nur ein kleiner, eher unbedeutender Teil. Lediglich die Listings in Googles Shopping-Reiter selbst sind betroffen. Das heißt: Die Gratis-Einträge sind nur für Surfer zu sehen, die nach ihrer Suche auf die Rubrik "Google Shopping" klicken oder schon vor Beginn die URL shopping.google.com eingegeben haben.Die große Masse der Surfer wirft ihre Suche dagegen einfach in den "normalen" Suchschlitz und sieht die Shopping-Suchergebnisse in einem eigenen Karussell oberhalb der restlichen Suchergebnisse. Die Box lässt sich ausklappen, die Angebote lassen sich scrollen. Rund 90 Prozent des Traffics verlässt diese Box daher nicht, wissen Branchen-Experten. Und die dort sichtbaren Listings sind weiterhin kostenpflichtig.
Was wird
Noch ist das Programm in Deutschland gar nicht aufgelegt. Google hat aber angekündigt, es auch hierzulande anzubieten. Marketer und Händler sind dann gut beraten, es mitzunehmen. Schließlich hilft es, die Profitabilität zu verbessern.Darüber hinaus ist es jedoch vor allem als eine PR-Aktion zu verstehen. Google gibt Händlern einen Anreiz, ein Merchant-Konto zu eröffnen und erste Schritte zu probieren. Offenbar wittert Google die Chance, in dieser Situation Händler zu erreichen, die wenig ECommerce-Erfahrung haben und Wert auf Eigenständigkeit legen. Zielgruppe könnten etwa lokale Händler sein, deren Kunden bewusst die US-Marktplätze wie Amazon und Ebay meiden. Sicher ist jedoch, dass Google (und Agenturen!) mit der derzeitigen Ausgestaltung des Angebots keine nennenswerten Umsätze einbüßen wird.
Darüber hinaus zeigt die Aktion aber zweierlei ganz strategische Dinge:
- Einerseits, wie dringend Google Shopping solche Aktion braucht. Während der Suchgigant einen perfekten Zugang zu den Verbrauchern hat, fehlt ihm immer noch Handelsinventar. Google hat dies erkannt und arbeitet daran. Nicht umsonst zielt die Aktion ausschließlich in diese Richtung.
- Das Angebot unterstreicht die Ernsthaftigkeit, mit der Google seine ECommerce-Aktivitäten vorantreibt. Während zahlreiche andere Aktivitäten (Social Networks, Messenger, Wearables etc.) längst eingestellt oder auf Sparflamme betrieben werden, steht Google Shopping auf der Prioritätenliste noch immer ganz oben. Da wird noch mehr kommen.