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So bringt Corona die Digitalisierung in der deutschen Industrie voran
08.04.2021 Die Corona-Pandemie trifft die deutsche Industrie sehr hart, führt zugleich aber zu einem Digitalisierungsschub in den Unternehmen.
Gleichzeitig sagen 95 Prozent, dass im Zuge der Corona-Pandemie die Digitalisierung in ihrem Unternehmen an Bedeutung gewonnen hat. 6 von 10 Industrieunternehmen (63 Prozent) geben an, dass ihnen digitale Technologien helfen, die Corona-Pandemie zu bewältigen. Und drei Viertel (77 Prozent) haben festgestellt, dass Unternehmen, deren Geschäftsmodell bereits digitalisiert ist, besser durch die Krise kommen.
"Die Corona-Pandemie zeigt, dass Digitalisierung nicht nur im Normalmodus Effizienzgewinne und Wettbewerbsvorteile bringt, sondern auch eine hoch wirksame Krisenvorsorge ist", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder . "Die Corona-Pandemie muss genutzt werden, den digitalen Umbau der deutschen Industrie voranzutreiben."
Die Industrie hat bereits auf Corona reagiert.
- 81 Prozent der Unternehmen passen bestehende und 49 Prozent bieten neue Produkte und Dienstleistungen an
- 29 Prozent nehmen bestimmte Angebote vom Markt
- In 4 von 10 Industrieunternehmen (42 Prozent) hat sich das Geschäftsmodell durch die Corona-Krise verändert
- 61 Prozent der Unternehmen wollen als Corona-Folge langfristig die Digitalisierung vorantreiben
- 62 Prozent sehen einen Innovationsschub für das eigene Unternehmen
Fast zwei Drittel nutzen Industrie 4.0-Anwendungen
Industrie 4.0 ist inzwischen für alle größeren Industrieunternehmen ein Thema. Fast zwei Drittel (62 Prozent) setzen spezielle Anwendungen wie vernetzte Produktionsanlagen, Echtzeit-Kommunikation zwischen Maschinen oder intelligente Roboter ein (2020: 59 Prozent, 2018: 49 Prozent). Jedes Fünfte (21 Prozent) plant aktuell die Industrie 4.0-Nutzung. Weitere 16 Prozent unternehmen noch keine konkreten Schritte, können sich das aber für die Zukunft vorstellen.Das Marktzahlen-Archiv ist ein Premium-Service von iBusiness. Werden Sie Premium-Mitglied, um dieses Chart und viele tausend weitere abzurufen.
Jetzt Mitglied werdenIoT-Plattformen, 3D-Druck und 5G gewinnen an Bedeutung
Aktuell nutzen 4 von 10 Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern IoT-Plattformen, mit denen Daten von Geräten, Maschinen und Anlagen an zentraler Stelle zusammengeführt und ausgewertet werden können. Jedes Dritte (32 Prozent) plant die künftige Nutzung, nur für knapp jedes Fünfte (19 Prozent) sind IoT-Plattformen derzeit kein Thema.Ebenfalls 4 von 10 Industriebetrieben (44 Prozent) setzen 3D-Druck ein, fast ebenso viele planen oder diskutieren den Einsatz (42 Prozent). Nur 14 Prozent wollen erst einmal auf 3D-Druck verzichten.
Der neue Mobilfunkstandard 5G ist laut Rohler eine "Schlüsseltechnologie, gerade für die Industrie". Sie ermöglicht Übertragungen in Echtzeit, eine höhere Netzwerk-Kapazität und eine praktisch unbegrenzte Zahl an Geräten und Bauteilen, die miteinander kommunizieren können. Inzwischen halten 85 Prozent der Industrieunternehmen die Verfügbarkeit von 5G für wichtig, vor einem Jahr waren es erst 72 Prozent. Umgekehrt hat sich der Anteil der Unternehmen, die 5G für unwichtig halten, von 26 auf 13 Prozent halbiert.
Industrie 4.0 wird zugleich auch die Arbeit in den Fabriken verändern. So erwarten 6 von 10 Unternehmen (57 Prozent), dass neue Arbeitsplätze für gut ausgebildete Fachkräfte entstehen. 68 Prozent gehen davon aus, dass Arbeitsplätze für gering Qualifizierte wegfallen werden. Auf diesen Wandel stellt sich die Industrie ein: Rund zwei Drittel (68 Prozent) investieren bereits in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter rund um Industrie 4.0.
Investitionen in Industrie 4.0 steigen in der Pandemie - aber nicht in allen Bereichen
Unternehmen, die bereits Industrie 4.0-Anwendungen einsetzen oder dies planen, haben ihre Aktivitäten in der Corona-Krise tendenziell verstärkt. 18 Prozent haben in der Zeit ihre Investitionen in Industrie 4.0 deutlich und weitere 24 Prozent etwas erhöht. Nur 14 Prozent haben die Ausgaben etwas gesenkt, gerade einmal 9 Prozent deutlich gesenkt. In jedem dritten Unternehmen (32 Prozent) hat sich nichts geändert.95 Prozent sehen in Industrie 4.0 eine Chance für das eigene Unternehmen, nur 4 Prozent halten sie für ein Risiko. Die entsprechenden Möglichkeiten werden allerdings noch lange nicht ausgeschöpft: Nicht einmal jeder dritte Industriebetrieb in Deutschland (31 Prozent) sieht sich aktuell als Vorreiter bei Industrie 4.0. Mehr als jeder Zweite (54 Prozent) bezeichnet sich dagegen als Nachzügler, jeder Neunte (11 Prozent) meint sogar, den Anschluss verpasst zu haben.
Hohe Datenschutz-Anforderungen bremsen
Die Unternehmen erleben aktuell eine Vielzahl von Hemmnissen, die den Einsatz von Industrie 4.0-Anwendungen erschweren.- So würden 77 Prozent gerne mehr investieren und klagen über fehlende finanzielle Mittel.
- 61 Prozent fühlen sich durch Datenschutz-Anforderungen behindert.
- 57 Prozent von Anforderungen an die IT-Sicherheit.
- In jedem zweiten Unternehmen (55 Prozent) fehlt es an Fachkräften,
- ähnlich viele (52 Prozent) fühlen sich durch die Komplexität des Themas überfordert,
- 48 Prozent bemängeln die Störanfälligkeit der Systeme.
- 29 Prozent fehlt es am Austausch mit anderen Unternehmen
- und jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) hat nicht genügend Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Nur eine geringe Rolle spielen demgegenüber ein Mangel an externer Beratung (14 Prozent), fehlendes Wissen über Best-Practice-Lösungen (12 Prozent), fehlende Standards (11 Prozent) oder eine zu geringe Verfügbarkeit von marktfähigen Lösungen (10 Prozent). Gerade einmal 9 Prozent beklagen eine zu geringe Akzeptanz in der Belegschaft. Überhaupt kein Hinderungsgrund sind ein zu geringer Automatisierungsgrad im eigenen Unternehmen, um Industrie 4.0-Anwendungen einsetzen zu können oder eine Unsicherheit über den wirtschaftlichen Nutzen.
Forderung nach neuer Industriepolitik
Entsprechend formulieren die Industrieunternehmen sehr konkrete Wünsche. Jeweils 8 von 10 plädieren für einen Abbau von rechtlichen Unsicherheiten beim Datenaustausch mit anderen Unternehmen (84 Prozent), die Förderung von Investitionen (80 Prozent) und einen beschleunigten Breitbandausbau (78 Prozent). Rund zwei Drittel (63 Prozent) erwarten mehr und bessere Informations- und Beratungsangebote, jedes Zweite (53 Prozent) eine Integration von Industrie 4.0 in Ausbildung und Studium. 48 Prozent würden Aus- und Weiterbildungsprogramme für die Mitarbeiter helfen, 47 Prozent Förderprogramme für Forschung und Entwicklung und 34 Prozent die Etablierung von Standards.Derzeit glaubt nicht einmal jedes dritte Unternehmen (31 Prozent), dass in der Politik ein ausreichendes Verständnis für die Bedeutung von Industrie 4.0 vorhanden ist. Zugleich sagen 91 Prozent, dass Industrie 4.0 die Voraussetzung für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie darstellt. 86 Prozent halten vor diesem Hintergrund eine neue Industriepolitik in Deutschland für notwendig, um Industrie 4.0 voranzubringen.
Gaia-X: Hohes Interesse, wenig Informationen
Ein Projekt, um das größte Industrie 4.0-Hemmnis - den Datenaustausch mit anderen Unternehmen - anzugehen, ist die europäische Initiative Gaia-X. Derzeit steht ihm die Industrie allerdings noch gespalten gegenüber. 33 Prozent sehen es als Ergänzung zu bisher genutzten Angeboten, 26 Prozent gehen davon aus, dass damit ganz neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet werden. Umgekehrt halten aber 28 Prozent Gaia-X für irrelevant für das eigene Geschäftsmodell, 11 Prozent sehen keinen Bedarf an einer solchen Infrastruktur und 5 Prozent fühlen sich durch Gaia-X in ihrem Geschäftsmodell bedroht.Generell ist Gaia-X für viele Unternehmen noch eine große Unbekannte: Nur gut jedes dritte Industrieunternehmen (39 Prozent) hat bereits davon gehört und weiß auch, was sich dahinter verbirgt. 20 Prozent haben zwar schon den Begriff gehört, haben aber keine konkrete Vorstellung davon und 37 Prozent haben noch nie von Gaia-X gehört oder gelesen.
Wer bereits von Gaia-X gehört hat, entwickelt oft ein hohes Interesse an dem Projekt.
- So kann sich jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) vorstellen, auf Basis von Gaia-X sicher Daten und Datennutzungsrechte zu teilen.
- 41 Prozent würden Gaia-X nutzen wollen, um einfache und unkritische Geschäftsprozesse in die Cloud zu migrieren,
- 28 Prozent können sich das für geschäftskritische und sicherheitsrelevante Prozesse vorstellen.
- 32 Prozent hoffen, so ein sicheres und einfaches Identitätsmanagement umsetzen zu können.
- 28 Prozent erwarten, dass durch die Gaia-X-Infrastruktur Lock-In-Effekte bei der Cloud-Technologie vermieden werden,
- 22 Prozent hoffen, Cloud-Anbieter einfacher wechseln zu können.
3 von 10 Industrieunternehmen (28 Prozent), die Gaia-X kennen, können sich aber in keiner Weise vorstellen, es auch zu nutzen.