Zum Dossier 'Temu-Strategie'
E-Government? Nicht in Deutschland
17.10.2023 Und das nicht, weil die Menschen lieber aufs Amt gehen. Nein, es fehlt nach wie vor an sinnvollen und einfachen Anwendungen. Ausnahme ist ausgerechnet die Online-Abgabe der Einkommensteuererklärung.
Dazu Bundesinnenministerin Nancy Faeser : "Unser Staat wird Schritt für Schritt digitaler, das ist immer deutlicher sichtbar. Wir wollen das Leben der Menschen leichter machen, wertvolle Zeit sparen, der Zettelwirtschaft ein Ende bereiten und Behördengänge vermeiden. Zukünftig können digitale Anträge deutschlandweit über die BundID als zentrales Bürgerkonto gestellt werden. Für Unternehmen wird es in Zukunft nur noch digitale Anträge geben. Spätestens 2024 werden zum Beispiel die Kfz- oder Führerschein-Anmeldung, die Ummeldung, die Eheschließung, die Baugenehmigung und das Elterngeld deutschlandweit digital beantragt werden können."
Die Menschen würden sogar KI nehmen - Hauptsache, es geht schneller
Die Studie untersucht auch die Akzeptanz des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz in der Verwaltung bei der Bevölkerung. Laut eGovernment Monitor wäre die Mehrheit der BürgerInnen unter bestimmten Voraussetzungen mit dem Einsatz von KI in der Verwaltung einverstanden; allerdings lehnen auch 21 Prozent den Einsatz kategorisch ab. Am wichtigsten wäre den Befragten, dass grundsätzliche Entscheidungen weiterhin von Menschen getroffen werden. Eine Anwendung Künstlicher Intelligenz, die bereits im Einsatz ist, sind Chatbots: 63 Prozent kennen diese in der digitalen Verwaltung und die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland könnte sich sogar vorstellen, in Zukunft über sie mit der öffentlichen Verwaltung zu kommunizieren.Der Online-Ausweis wird weiter kaum genutzt - wofür denn auch?
Die sichere Möglichkeit zur digitalen Identifikation ist eine Grundlage für zahlreiche Verwaltungsleistungen. Doch bislang konnte sich der Online-Ausweis als staatliche Lösung seit seiner Einführung vor 13 Jahren nicht durchsetzen: Zwar stieg die Nutzung des Online-Ausweises im Vergleich zum Vorjahr auf 14 Prozent an (plus vier Prozentpunkte), bewegt sich aber weiter auf niedrigem Niveau. Nur 30 Prozent der deutschen BürgerInnen geben an, dass die Online-Funktion bei ihnen einsatzbereit ist. Während bei der Hälfte der PersonalausweisbesitzerInnen die Online-Funktion nach eigener Angabe nicht einsatzbereit ist, kennt jeder Fünfte den Status nicht. Der häufigste Grund: Die BürgerInnen sehen den Nutzen nicht, es fehlt ihnen an Anwendungsmöglichkeiten."Die AusweisinhaberInnen nutzen die Online-Ausweisfunktion kaum, weil es wenig nutzbare und für sie nützliche Dienste gibt, und Dienste selbst binden die Online-Ausweisfunktion nicht konsequent genug ein. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen", sagt Prof. Dr. Helmut Krcmar von der Technischen Universität München.
Mit der digitalen Nutzungslücke definiert der eGovernment Monitor eine wirkungsorientierte Kennzahl, die misst, wie viele zwar einen Bedarf an einer bestimmten Leistung haben, diesen aber noch analog abwickeln, statt den digitalen Weg zu wählen. Die Kennzahl zeigt also, welcher Anteil noch nicht digital erreicht wird und warum. "Die Nutzungslücke ist mit 35 Prozent in Deutschland, 31 Prozent in der Schweiz und 27 Prozent in Österreich weiterhin viel zu groß", erklärt Prof Dr. Helmut Krcmar von der Technischen Universität München. "Die digitale Nutzungslücke zu schließen, sollte für EntscheiderInnen höchste Priorität haben, da sich nur so die dringend notwendigen Effizienzeffekte realisieren lassen." Die Gründe liegen zum einen in der immer noch geringen Bekanntheit einiger digitalen Leistungen: 61 Prozent nennen dies als Barriere für die Nutzung von E-Government.