Nicht mal ein Drittel der deutschen Wirtschaft ist "hoch" digitalisiert
21.10.2016 Zwar hat sich die Digitalisierung der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert, dennoch zeigen sich zwischen Branchen enorme Unterschiede im Digitalisiserungsgrad.
47 Prozent (2015: 34) der gewerblichen Wirtschaft haben demnach ihre unternehmensinternen Prozesse hoch digitalisiert. 70 Prozent (2015: 64) haben die Digitalisierung in ihre Unternehmensstrategie eingebunden. Die Digitalisierung der Geschäftstätigkeit hat sich ebenfalls erhöht. 43 Prozent der gewerblichen Wirtschaft (2015: 27 Prozent) generiert mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes bereits digital. 72 Prozent der festangestellten Mitarbeiter nutzen stationäre, 31 Prozent mobile Geräte. Die Nutzung digital er Dienste ist also noch steigerungsfähig.
Betrachtet man die elf Kernbranchen innerhalb dieser Dimensionen werden große Unterschiede deutlich:
- Hoch digitalisiert Die ITK-Branche bleibt digitaler Vorreiter und hat einen Sprung auf 75 Indexpunkte geschafft. Damit liegt sie deutlich über dem gesamten Wirtschaftsindex DIGITAL 2016 von 55 Punkten. Als "hoch" digitalisiert gelten auch die wissensintensiven Dienstleister mit heute 70 und in fünf Jahren 79 Punkten. Nach der Prognose werden sich diese im Jahr 2021 sogar vor der ITK-Wirtschaft mit 77 Punkten platzieren.
- Durchschnittlich digitalisiert zeigen sich sieben der elf analysierten Kernbranchen der gewerblichen Wirtschaft. Die Finanz- und Versicherungswirtschaft positioniert sich mit 61 Punkten auf Rang drei. Prognostiziert wird ihr eine Verbesserung um drei Punkte bis 2021. Der Handel liegt aktuell bei 55 Punkten (2021: 58 Punkte) damit auf dem vierten Rang. Mit 48 Punkten folgt die Energie- und Wasserversorgung (2021: 52 Punkte) auf Rang fünf. Rang sechs erreicht der Maschinenbau mit 46 Punkten (2021: 47 Punkte) vor der an siebter Stelle platzierten chemisch-pharmazeutischen Industrie, die aktuell und künftig 45 Punkte im Index erzielt. Während die Verkehrs- und Logistikbranche mit 43 Indexpunkten im Jahr 2016 auf Rang acht liegt, verbessert sie sich bis 2021 durch einen deutlichen Zuwachs auf 47 Indexpunkte auf Rang sieben. Der Fahrzeugbau ist und bleibt mit jeweils 40 Punkten in beiden Jahren auf Rang neun.
- Niedrig digitalisiert sind und bleiben das Gesundheitswesen mit 36 Punkten (2021: 38 Punkte) und das sonstige verarbeitende Gewerbe, das als Schlusslicht mit 35 Punkten auf Rang elf stagniert.
Welche Vorteile bietet die Digitalisierung den Unternehmen?
- 84 Prozent: Verbesserung der Zusammenarbeit mit externen Partnern
- 80 Prozent: Effizienzsteigerung unternehmensinterner Prozesse
- 75 Prozent: deutlich erkennbare Wachstumssteigerungen
- 71 Prozent: Steigerung der Innovationsfähigkeit
Woran es hapert bei der Digitalisierung der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland
- Ausbau der Digitalisierung/ Unterversorgung mit Breitband (40 Prozent der Befragten)
- hoher Investitionsbedarf (38 Prozent)
- hohe Zeitaufwand (32 Prozent)
- fehlende, verlässliche Standards (28 Prozent)
- Datenschutz- und Datensicherheitsfragen (25 Prozent)
- keine Notwenigkeit der Digitalisierung (25 Prozent)
Studiensteckbrief: TNS Infratest führte April bis Juli 2016 eine repräsentative Befragung unter den deutschen Unternehmen zum Stand und zu den künftigen Perspektiven der Digitalisierung in Deutschland durch. Es wurden 924 Interviews durchgeführt.