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Alarmsignal: Digitalisierung belastet Beschäftigte in Deutschland
05.12.2022 Mehr Last als Entlastung: Durch die digitale Transformation der Arbeitswelt sind die Anforderungen für Beschäftigte stark gestiegen. Viele beklagen eine Arbeitsverdichtung und stärkere Überwachung.
Anforderungen sind stark gewachsen
83 Prozent der Beschäftigten nutzen bei ihrer Arbeit digitale Arbeitsmittel - am häufigsten verbreitet ist die digitale Kommunikation (79 Prozent). Ein Fünftel (21 Prozent) arbeitet mit Künstlicher Intelligenz.46 Prozent der Befragten gaben an, dass durch Multitasking Anforderungen im Arbeitsalltag gewachsen sind. Mehr als ein Drittel (33 Prozent) sehen sich bei der Arbeit stärker überwacht. Zudem steigen für zwei Drittel der Beschäftigten die Anforderungen an ihre Qualifikation. Über bessere Arbeitsbedingungen durch Digitalisierung berichten hingegen nur wenige Beschäftigten. Für knapp ein Viertel (23 Prozent) der Befragten vergrößert sich durch digitale Arbeitsmittel der Entscheidungsspielraum bei der eigenen Tätigkeit.
Digitalisierung führt zu Arbeitsverdichtung
"Die Potenziale der Digitalisierung werden viel zu wenig genutzt", kritisiert DGB-Chefin Yasmin Fahimi. "Digitalisierung soll Unterstützung und Erleichterung sein, statt Beschäftigte zu belasten, Stress zu erzeugen und so das Risiko für psychische Erkrankungen zu erhöhen." In Zeiten des Fachkräftemangels könne sich Deutschland das nicht leisten. Der DGB fordert deshalb mehr Mitbestimmung und eine stärkere Beteiligung der ArbeitnehmerInnen, "um die Arbeitswelt nachhaltig, gesund und transparent zu digitalisieren", so Fahimi.Die Corona-Pandemie löste einen Digitalisierungsschub aus, entsprechend weit verbreitet ist mobile Arbeit. Die Mehrheit der Beschäftigten (56 Prozent) nutzen inzwischen regelmäßig Videokonferenzen. Dabei zeigt sich, dass die neuen Kommunikationsmöglichkeiten im Homeoffice oder bei mobiler Arbeit zwar effizient sind, aber für viele Beschäftigte mit Arbeitsverdichtung einhergehen: Wenn Videokonferenzen intensiv genutzt werden, berichten drei Viertel (74 Prozent) von einer wachsenden Zahl an Besprechungen, 26 Prozent sind (sehr) häufig mit mehreren pausenlos aufeinanderfolgenden Videokonferenzen konfrontiert.