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Erschröckliche Maschinen: Die wahre Zukunft disruptiver Techniken
11.03.2022 Erschröckliche Maschinen, gloriose Technologien, welterschütternde Erfindungen und wahrlich disruptive Game-Changing-Konzepte - oder doch übertriebene Erwartungen? Über die Rolle des neuesten heißen Scheiß von Bitcoin und Blockchain, über NFT, Metaversum und Deepfakes.
Der Öffentlichkeit sind Non-Fungible Tokens - NFTs - vor allem bekannt, seit der US-Digitalkünstler Beeple alias Mike Winkelmann
im Frühjahr eine großformatige JPEG-Datei mit NFT-Zertifikat für mehr als 69 Millionen US-Dollar versteigern konnte. Grimses
, Popmusikerin und halbe (so genau weiß man das nicht) Ex-Partnerin von Tesla-Gründer Elon Musk
verkaufte einige Youtube-Videoschnipsel für insgesamt fast sechs Millionen Dollar, Twitter-Gründer Jack Dorsey
seinen ersten Tweet vom 21. März 2006 (bestehend aus den Worten "just setting up my twttr
") für knapp drei Millionen Dollar.
Das alles wirkt so irrsinnig unreal, weil es sich letztlich nur um ein paar Bits und Bytes handelt, die man gar nicht wirklich "besitzen" kann. Das digitale Objekt selbst bleibt ja eine Datei, die jeder betrachten, nutzen und kopieren kann. Gehandelt wird am Ende lediglich ein Echtheitszertifikat, das den Urheber oder die Urheberin, bzw. die Besitzerin oder den Besitzer kennzeichnet.
Nichts Neues unter der Sonne also, konstatieren Doc Brown und Catweazle im Videopodcast diese Woche, im sie sich in Gestalt ihrer Alter Egos Sebastian Halm
und Joachim Graf
über das Disruptionspotential von neuen Technologien unterhalten. NFTs gehören wohl zu den Trends, die das Jahr überdauern werden. Sie machen neue Geschäftsmodelle der digitalen Welt möglich. Nicht, weil sie ein so großes disruptives Potential hätten. Sondern, weil sie einen altmodischen Wert ins Digitale transformieren.
Am Metaversum beispielsweise zeigt sich, dass Facebook es zwar auf die Tagesordnung gebracht hat: Tatsächlich bauen aber schon Dutzende Architekten an der neuen Welt. Die beiden diskutieren die Frage, ob das Vorhaben gelingt, an dem Second Life
scheiterte: Das ein alles integrierende Metaversum
entsteht, eine überspannende virtuellen Realität. Oder ist alles nur ein neuer Hype, der auf einer Einbahnstraße in die Gaming-Nische enden wird?
De facto bestehen bereits einige weitgehend ausgeformte Metaversen: Fortnite
beispielsweise ist ein kooperativer Ego-Shooter der durch sein komplexes Worldbuilding besticht. In seinem virtuellen Raum fand 2020 sogar ein Konzert mit dem real-existierenden Rapper Travis Scott
statt, das mehrere Millionen Zuschauer fand.
Second Life
ist der wohl berühmteste und zeitweilig am meisten gehypte Versuch, ein umfangreiches Metaversum aufzubauen - in der nach wie vor existenten, aber mit deutlich abgekühltem Enthusiasmus gehandhabten virtuellen Welt können NutzerInnen miteinander handeln, spielen, kommunizieren. Somnium Space
wiederum ist eine VR-World-Builder-Plattform, die den Handel und Besitz von virtuellen Immobilien erlaubt, aufbauend auf der Blockchain-Architektur.
Neben den Gamingplattformen von Nintendo
und Sony
gibt es dutzende von avatarbasiertes soziales 3D-Social-Networks, zum Beispiel Pokemon Go
oder IMVU
mit aktuell über sieben Millionen BenutzerInnen. Die verbringen hier etwa eine Stunde im Schnitt täglich und können sogar echtes Geld verdienen, indem sie virtuelle Produkte herstellen.
Neben Minecraft
gehört auch die soziale VR-Plattform AltSpace VR
zu Microsoft
. Hier gibt virtuelle Live-Events, Einzelpersonen können sich in kleinen oder auch großen Gruppen miteinander verabreden, kommunizieren und zusammenarbeiten. Man kann Avatare generieren und ihnen verschiedene Rollen zuweisen (Präsentator, Zuhörer), das System emuliert durch laut und leise zu hörende Geräusche oder Dialoge die Entfernungen zwischen Menschen und Objekten.
Unwahrscheinlich, dass all diese Anbieter von Metaversiumräumen-to-be ihre Walled-Garden-Strategien aufgeben werden. Sie haben im Gegenteil in den vergangenen Jahren die Abschottung ihrer Welten eher verstärkt. Schlechte Zeiten für Metaversen, so ein weiteres Fazit der beiden im Videopodcast.
Hier erkennen die beiden kein Disruptionspotenzial. Die wahrhaft erschröckliche Maschine sehen sie jedoch an anderer Stelle.
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