Großes Wachstumspotenzial für Live-Commerce in Deutschland

06.06.2023 Eine Studie hat die Bedeutung von Live-Commerce in Deutschland untersucht. Darin wird unter anderem nachgegangen, welche Rolle Live-Commerce aktuell in Deutschland spielt, wie dies bei Kunden unterschiedlicher Generationen ankommt, welche Vor- und Nachteile sich daraus ergeben.

 (Bild: I AM NIKOM, shutterstock)
Bild: I AM NIKOM, shutterstock
Während die Digitalisierung voranschreitet, entwickeln sich auch die Online-Aktivitäten im E-Commerce weiter. Hier macht auch der aus China stammende Live-Commerce keine Ausnahme: Dort hat sich das Shoppen per Livestream mittlerweile als festes Format etabliert und erreichte im Jahr 2022 erreichte rund 750 Millionen Nutzer. In Deutschland sieht die Sache allerdings noch deutlich anders aus, wie die Studie des Such- und Vergleichsportal GetApp zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser zeigt. Auch wenn die Mehrheit der befragten Kunden (67 Prozent) bereits mit dem Konzept vertraut ist, haben hierzulande erst 33 Prozent schon selbst an einer Live-Commerce-Veranstaltung teilgenommen (20 Prozent bisher einmal, 13 Prozent mehrmals). Gleichzeitig sind viele Verbraucher offen für Neues und so gaben 38 Prozent der Befragten an, dass sie Live-Commerce-Shopping zwar nicht getestet hätten, sie daran aber interessiert wären.

Mehrheit der Verbraucher ist mit Live-Commerce zufrieden

Laut aktuellen Prognosen wird sich der Umsatz durch "Social Commerce" bis 2025 verdreifachen. Auch die Ergebnisse der GetApp-Studie unterstreichen die Schätzungen: 66 Prozent der Befragten, die bereits an Live-Commerce-Veranstaltungen teilgenommen haben, nutzten dafür Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok. Von dieser Gruppe noch etwas mehr genutzt wurden mit 70 Prozent Videostreaming-Plattformen wie Twitch und YouTube. Gründe für die Teilnahme an einem solchen Event gibt es unterschiedliche. Für die Befragten sind die drei wichtigsten, dass sie so neue Marken und/oder Produkte entdecken (34 Prozent), der Online-Einkauf von Produkten (30 Prozent) sowie zur Unterhaltung (29 Prozent).

Die Verbraucher sind dabei vor allem daran interessiert, Bekleidung und Mode (51 Prozent), Lebensmittel und Getränke (41 Prozent) sowie Elektronikprodukte in Live-Commerce-Events präsentiert zu bekommen.

Offenbar kann das Format der Live-Commerce-Veranstaltungen überzeugen: Von den Befragten, die Erfahrungen damit gemacht haben, haben 70 Prozent bereits etwas gekauft, das sie bei einem solchen Event gesehen haben. Gleichzeitig ist mit 81 Prozent ein Großteil mit der Gesamterfahrung beim Live-Shopping "sehr zufrieden" (41 Prozent) bzw. "etwas zufrieden" (40 Prozent).

Influencer als Moderator von Livestream-Shopping-Events beliebt

Der Erfolg eines Live-Commerce-Events hängt vor allem auch vom Moderator ab, denn dieser wirkt als Aushängeschild der Marke. Während er die Zuschauer möglichst authentisch unterhält, informiert er sie über ein Produkt und begeistert sie im Idealfall sogar dafür. Für die Moderatorenrolle kommen verschiedene Personen infrage, laut der Studienteilnehmer, die bereits an einem Live-Commerce-Event teilgenmommen haben, eignen sich dafür am besten Influencer (34 Prozent). An zweiter Stelle folgen Experten für das jeweils vorgestellte Produkt (29 Prozent).

Ein Blick auf die unterschiedlichen Generationen zeichnet dabei ein klares Stimmungsbild: Jüngere Konsumenten bevorzugen Influencer als Moderatoren, was sich auf die Tatsache zurückführen lässt, dass sich Influencer-Marketing vorrangig an diese Zielgruppe richtet. Im Gegensatz dazu bevorzugen ältere Verbraucher Produktexperten.

An Live-Commerce interessierte Verbraucher: Produktexperten werden als Moderatoren bevorzugt

Im Gegensatz zu den Befragten, die bereits erste Erfahrungen mit Live-Commerce gemacht haben, bevorzugen an Live-Commerce-Interessierte mit klarem Abstand (65 Prozent) einen Produktexperten als Moderator. Nur 7 Prozent dieser Befragten halten Influencer als geeignet für diese Rolle. Ein Blick auf die verschiedenen Generationen zeigt dabei mehr Einigkeit als bei der vorangegangenen Teilnehmergruppe und so halten alle Befragten Produktexperten für am geeignetsten (bei der Generation X sind es 70 Prozent, bei Millennials 58 Prozent und bei Gen Z 58 Prozent).

Die Antworten auf die Fragen, warum Kunden Live-Shopping nutzen würden und welche Plattformen und Produktkategorien sie am meisten interessieren, fallen bei beiden Verbrauchergruppen sehr ähnlich aus.

Diejenigen, die sich für Livestream-Shopping interessieren, gaben als Hauptgründe dafür an, neue Marken und Produkte entdecken zu wollen und Waren online zu kaufen (je 42 Prozent). Mit 41 Prozent folgt die Neugier, wie Live-Shopping abläuft. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) nannte Online-Marktplätze als die bevorzugte Plattform, gefolgt von Videostreaming-Plattformen (51 Prozent) und Social-Media-Plattformen mit Videofunktionen (48 Prozent). Bezüglich der Produktkategorien nannten die Interessenten Bekleidung und Mode (60 Prozent), Elektronik (54 Prozent) und Haushaltsbedarf/Dekoration (43 Prozent) als Waren, für die sie Live-Shopping nutzen würden.

Live-Commerce: Die Vor- und Nachteile aus Sicht der Interessenten

Live-Commerce bietet zahlreiche Vorteile: Neben der Produktpräsentation ist es vor allem auch die Möglichkeit zur Echtzeit-Kommunikation mit dem Publikum über eine integrierte Chat-Funktion. Der Moderator kann so live auf Fragen und Wünsche reagieren und die Kundenbindung erhöhen. Dies sehen auch die Befragten: Für sie ist der größte Vorteil des Live-Commerce die Möglichkeit, ein Produkt und dessen Funktionsweise live zu sehen, ohne dafür ein Geschäft betreten zu müssen (63 Prozent). Weitere Vorteile sind für sie, dass sie Fragen stellen können, die sofort beantwortet werden (44 Prozent) und dass sie ausführliche Produktbeschreibungen erhalten (42 Prozent).

Wie immer, gibt es aber auch hier Nachteile. Aus Sicht der Befragten ist dies vor allem die zusätzliche Zeit, die sie vor ihrem Computer oder Smartphone verbringen (37 Prozent). Auch sehen einige ein Risiko darin, dass die gezeigten Produkte möglicherweise nicht mit den tatsächlichen Produkten übereinstimmen (34 Prozent). Interessant ist hier der Unterschied bei den verschiedenen Generationen: Während Gen Z (54 Prozent) und Millennials (40 Prozent) angaben, dass Live-Shopping-Veranstaltungen dazu führen könnten, dass sie mehr Zeit am Smartphone/Computer verbringen müssten, betrachteten Generation X (37 Prozent) und Babyboomer technische Schwierigkeiten als größte Herausforderungen. Babyboomer nannten darüber hinaus noch zwei weitere wichtige Nachteile, nämlich dass die gezeigten Produkte möglicherweise nicht den tatsächlichen Produkten entsprechen und dass zu viele persönliche Informationen auf der Plattform angegeben werden müssen (je 34 Prozent).

Warum haben 29 Prozent der Verbraucher kein Interesse an Live-Commerce?

Über ein Viertel (29 Prozent) der Befragten hat bislang keine Erfahrung mit Livestream-Shopping-Events und interessiert sich auch nicht dafür. Zu den Gründen zählen, dass 67 Prozent dieser Befragten angaben, dass sie bereits mit den herkömmlichen Einkaufsmethoden zufrieden sind. Während weitere 31 Prozent nicht noch stärker von Marken beeinflusst werden möchten, haben 24 Prozent kein Vertrauen in die Handhabung ihrer persönlichen Daten durch Videoplattformen.

Dies führt zu der Frage, ob es etwas gibt, das ihre Meinung ändern könnte, Live-Shopping in Zukunft doch einmal auszuprobieren. 42 Prozent der Befragten antworteten hier mit "Nein" und dass es nichts gäbe, was sie dazu bringen könnte, Live-Commerce doch einmal auszuprobieren. Weitere 25 Prozent können es sich zumindest vorstellen, Live-Commerce auszuprobieren, sofern es um bestimmte Produkte oder Dienstleistungen geht, die sie interessieren.
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