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Barrierefreiheit: Optimierungsbedarf bei deutschen Onlineshops
29.04.2022 Ab 2025 ist digitale Barrierefreiheit für privatwirtschaftlich geführte Unternehmen in der EU Pflicht. Nun wurden in einer Studie die 20 umsatzstärksten Onlineshops Deutschlands hinsichtlich digitaler Barrierefreiheit untersucht. Ergebnis: Nur sieben von 20 der Webseiten sind für blinde NutzerInnen uneingeschränkt nutzbar.
Welche Kriterien gelten für digitale Barrierefreiheit?
Digital barrierefreie Interfaces verfolgen den Anspruch, leicht zu verstehen und einfach gestaltet zu sein. Sie haben die Vorgabe, immer mindestens zwei der Sinne "Hören", "Sehen" oder "Tasten" zu bedienen. Dies kann durch hohe Kontraste im Textbild, Vergrößerungs- und/oder Vorleseoptionen. Texte sollen in einfacher Sprache gehalten und gut strukturiert sein, um die Verständlichkeit zu erhöhen. Video- und Audiodateien können Hörgeschädigte nur dann folgen, wenn Untertitel bereitgestellt sind. Zudem ist auf die Tauglichkeit für Screenreader-Software zu achten.Screenreader-Tauglichkeit nur bei sieben von 20 Onlineshops
Screenreader-Software ist in Verbindung mit einer externen Braille-Zeile für blinde Menschen unerlässlich, um Zugang zu den Inhalten einer Benutzeroberfläche zu bekommen. Bei der Untersuchung der Screenreader-Tauglichkeit der größten Onlineshops Deutschlands konnten nur sieben überzeugen: Zalando , Apple , baur , Mediamarkt , Saturn , H&M und Cyberport . Weitere sieben sind nur eingeschränkt kompatibel, dazu gehören Amazon und Otto . Lidl und IKEA gehören zu den sechs derjenigen Webshops, die nicht oder nur mangelhaft tauglich für Screenreader sind.Alternativtexte sind bei einem Drittel der Webshops eingeschränkt oder nicht ausreichend verfügbar
Bilddateien werden für Screenreader-Software erst durch hinterlegte Alternativtexte lesbar. Dies funktioniert bei den meisten der untersuchten Webseiten auch gut, so etwa bei Mediamarkt und DocMorris . Hingegen sind bei drei der Onlineshops nur eingeschränkt Alternativtexte verfügbar. Nicht ausreichend oder unpassend sind alternative Texte in vier der 20 Onlineshops.Sprache ist größtenteils einfach, Schriftgrößen variieren nur wenig
Auf allen Webseiten der untersuchten E-Commerce-Shops ist die Sprache gut verständlich und unkompliziert. Hiervon ausgenommen sind die Onlineshops von Zalando und H&M, auf denen die Sprache teilweise durch die verstärkte Nutzung von Anglizismen vermindert eingängig ist. Ähnliches geschieht bei Cyberport und Conrad durch die Verwendung von Fachbegriffen.Die Schriftgrößen der Navigationen der Webseiten liegen zumeist bei 14-16 Punkten. Bei Apple hingegen ist die Schrift mit 12 Punkten kleiner, bei Otto mit 21 Punkten größer. Lidl und IKEA mischen verschiedene Schriftgrößen besonders häufig (16 & 20 bzw. 14 & 36). Einige der Anbieter, wie zum Beispiel Tchibo und Hornbach , verwenden zudem mehr als drei verschiedene Schriftarten.