Zum Dossier 'Temu-Strategie'
Erstes europäisches Onlinewerbeverbot bedroht deutsche Branche
So gilt es künftig als strafbar, wenn ein Unternehmensmitarbeiter sich als Privatperson ausgibt, um positive Meinungen über Produkte oder Firmen zu verbreiten. Ungesetzlich ist es ebenfalls, Verkaufsargumentation als reine Information
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Was ich seit etwa einem Jahr erlebe, ist die planmäßige Werbe-Verschmutzung des schönen neuen Mitmach-Web.
Wer das auch noch mit Methoden des unlauteren Wettbewerbs macht, muss halt eins auf die gierigen kleinen Fingerchen bekommen. Recht so! Im Sinne des Wortes.
Am: 14.04.2008
Zu: Erstes europäisches Onlinewerbeverbot bedroht deutsche Branche
Doch diese Argumentation läuft jedoch immer Hand in Hand mit der Überzeugung, dass Menschen stets ahnungslose Trottel sind, die sich nur allzuleicht von versteckten Werbebotschaften an der Nase herum und letztlich an die Supermarkt-Kasse führen lassen.
Und so erklärt man letztlich im gleichen Atemzug, in dem man ein solches Gesetzt beschließt, den Bürger zum unmündigigen und inkompetenten Idioten – speziell was die bewusste Nutzung von Medien betrifft.
Was stimmt denn nun? Ist das „gemeine Volk“ wirklich zu doof, um zu erkennen, wann Werbung als Blogbeitrag oder Bewertung getarnt wird?
Hm. Es riecht danach, als hätten sich in UK nun Politik, klassische Verlage und klassische Journalisten zusammengefunden, um Ihre Ängste gemeinsam zu ventilieren:
Die Politiker verschanzen sich hinter Werbeverboten, weil Sie es nicht schaffen oder aber vielleicht nicht schaffen wollen, den Menschen echte Medienkompetenz zu vermitteln.
Ein Grund dafür könnte ja sein, dass medienkompetente Menschen nicht einfach nur das hinnehmen, was von "meinungsbildenden Medien" verkündet wird, sondern vielmehr die dahinter gelagerten Interessen offen hinterfragen. Weil das der Politik noch nie so recht geschmeckt hat, wird hier die "Unmündigkeit der Massen" zelebriert.
Die klassischen Journalisten hingegen wird es freuen, weil sie gewinnen durch dieses offene „Publizismus-Verbot“ wieder kurzzeitig die als verloren geglaubte Meinungsmacht zurück. Sie können nun wieder alleinig bestimmen, was guter Journalismus und was plumpe und getarnte Werbung ist.
Komischer Beigeschmack kommt auf, wenn man bedenkt, dass viele Redaktionen heute im dauerhaften "Copy & Paste" Modus arbeiten. Und lächerlicher ist das, wenn man bedenkt, dass auf einen Journalisten heutzutage gleich mehrere PR-Berater kommen.
Nun denn mal im Klartext gefragt: Was ist Manipulativer? Ein Unternehmen, dass seinen Wiki-Eintrag frisiert? Oder ein "objektiver" Journalist, der - weil der Kunde ja auch eine Anzeige gebucht hat - das neue Produkt des Anzeigenkunden als neusten Trend verkündet.
Zu guter letzt ist es auch für die klassischen Verlage schön, denn durch solche Verbote sind reinrassige „Werbemedien“ nicht mehr dem kalten Tod ausgesetzt. Warum? Wenn die freie Wirtschaft nicht selber und an den Medien vorbei publizieren kann - dann braucht sie die Werbemedien weiterhin als Vermittler zwischen Angebot und Nachfrage.
Manche scheinen vergessen zu haben: Auf einem gesunden und freien Markt treffen sich Mensch und Marke auf Augenhöhe.
Alle progressiven und modernen Medienmacher reden mal wieder seit Monaten vom Cluetrain Manifest - offensichtlich hat es aber auch diesmal kaum einer wirklich gelesen.