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Vier Szenarien für Neckermann: Das Update
19.07.2012 Vier Szenarien für die Zukunft von Neckermann hatte iBusiness am Dienstag vorgestellt. Jetzt haben sich die Ereignisse überschlagen. Ein Update.
Vier Szenarien zur Zukunft von Neckermann | ||
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Best-Case-Szenarien | Worst-Case-Szenarien | |
Szenario 'Turnaround': In letzter Sekunde gelingt die Einigung. Um eine Spaltung der Belegschaft zu verhindern, stimmt die Gewerkschaft einer Lösung zu, die ein kombiniertes Modell aus Transfergesellschaft und einer Umwandlung der Abfindungsansprüche in einen langfristigen Kredit der Mitarbeiter vorsieht, der von Sun Capital verbürgt wird. Gleichzeitig schießt der VC Geld nach. Durch die schnelle Einigung hält sich der Schaden für die Marke Neckermann in engen Grenzen. Nach einer Schwächeperiode 2012 festigt sich der Umsatz 2013 und 2014 wieder. Vor allem die Fokussierung auf den Urlaubs-Bereich mit angrenzenden Produktgruppen bringt die Stabilisierung. Soviel Weitsicht und unternehmerische Verantwortung ist bei Heuschrecke wie Gewerkschaft unwahrscheinlich, deswegen eine niedrige | Szenario 'Weitere Erosion': Die Einigung gelingt zwar, aber die Kernprobleme des Kataloghandels kombiniert Neckermann unverändert mit unsauberer Positionierung. Darüber hinaus fehlt das Geld, die ECommerce-Strategie mit einer großangelegten Marketingkampagne in der breiten Öffentlichkeit zu kommunizieren. Vor allem der älteren Neckermann-Klientel fehlt der Katalog als Kaufanstoß, den jüngeren fehlt der USP. Die Markenstärke von 'Neckermann Reisen' kann nicht für die Onlinehandelsmarke 'Neckermann' genutzt werden. Weitere Kostenreduktionskampagnen und Entlassungswellen lassen die Marke ausbluten, für einen richtigen Turnaround fehlt dem Management neben dem Geld vor allem die Zeit. Eine Einigung ist generell unwahrscheinlich, daher auch hier nur eine niedrige | |
Keine Einigung | Szenario 'Neustart nach Insolvenz' Per Insolvenz werden die Kosten des Arbeitsplatzabbaus erfolgreich dem Steuerzahler aufgedrückt. Das lange Hin und Her kostet allerdings zusätzlich Marktanteile. So fängt sich der Onlineshop auf sehr niedrigem Niveau, weil auch die angeschlagene Neckermann-Reisen-Tochter Thomas Cook für das Affiliate-Geschäft nur niedrige Provisionen zahlen kann. Weil die Rendite-Erwartungen eher niedriger als bei der Zerschlagung sind (und die Wahrscheinlichkeit eines Management-Buyouts kaum eingeschätzt werden können): | Szenario 'Zerschlagung' Neckermann macht nach der Insolvenz die Quelle: Die Marke wird an Otto verkauft und dort ins Portfolio eingegliedert, wie das auch schon mit Quelle.de geschehen ist.
Wahrscheinlichkeit: |
Nun bleiben also die beiden Insolvenz-Szenarios. Die Geschäftsführung will das Geschäft im vorläufigen Insolvenzverfahren weiterführen und prüfen, ob sich Neckermann.de langfristig fortführen lässt. Hier hängt viel von Dritten ab, aber wir halten eine Zerschlagung für wahrscheinlicher - weil das der beste Weg für Sun Capital ist. Die Heuschrecke wird wohl darauf dringen, die Marke zu verkaufen. Und Otto wird zuschlagen, wenn der Preis stimmt. Mit einer Website, die am Tag der Insolvenz (und auch schon die Tage zuvor) mit 'Ausverkauf' wirbt ist in dem hart umkämpften Universalversendermarkt kein Staat zu machen.